Tage Alter Musik – Almanach 2010
Deutsche Welle Festival Concerts Tage Alter Musik Regensburg 2010 Musica Ad Rhenum, Ltg.: Jed Wentz Anima Eterna Brugge, Ltg.: Jos van Immerseel Autorin: Marita Berg In this Deutsche Welle festival concert we’ll lead you to Regensburg on the Danube river, one of the oldest and romantic cities in Bavaria in southern Germany and a wonderful setting for an early music festival. Since July 2006 Regensburg has been inscribed on the Unesco List of World Heritage. The old town ensemble is really unique in Germany – almost 1000 authentic, well-preserved historical buildings stand within a relatively small area between the mighty gothic cathedral and the Danube river. And in this atmospheric environment one of the important early music festivals in Germany, the “Days of Early Music Regensburg”, were held on the last Weekend of May the twenty-sixth time. Im Kreis der Alte-Musik-Festivals zeichnet sich Regensburg tatsächlich durch ein ganz besonderes Flair aus: da ist zum einen die beinahe fami- liäre Atmosphäre, geprägt durch den großen persönlichen Einsatz des kleinen Kreises von Mitarbeitern um die beiden Festivalgründer Ludwig Hartmann und Stephan Schmid. Zum anderen bietet die begleitende Ausstellung in der historischen Anlage eines alten Salzstadels an der Steinernen Brücke am Donauufer einen beliebten Treffpunkt für Festivalbesucher und Künstler. Hier findet man alles rund um die Alte Musik: Instrumente, Noten, Bücher und CDs in Hülle und Fülle. Ein großer Reiz geht aber natürlich auch von den vielen historischen Veranstaltungsorten in der Donau-Stadt aus, etwa von der um 1240 erbauten Dominikanerkirche, der barock ausgestatteten St.-Oswald-Kirche, idyllisch direkt am Donauufer gelegen, oder dem klassizistischen Neuhaussaal mit seinem Säulenumlauf, der Galerie und den prächtigen Kronleuchtern, bestens geeignet für klassische Sinfoniekonzerte. Im Mittelpunkt des Festivals aber steht traditionell der Reichssaal im gotischen Rathaus, neben dem Dom quasi das Herz der Altstadt. Der Saal mit seiner mächtigen handgeschnitzten Holzdecke, den prächtigen Wandmalereien und -teppichen wurde um 1360 erbaut und diente ursprüng- lich als Tanz- und Repräsentationssaal für den Rat der Stadt. Von 1663 bis 1806 tagte hier außerdem das erste deutsche Parlament, der soge- nannte „Immerwährende Reichstag“. Und er brachte damals weltmännisches Flair in die Stadt, die große deutsche Politik und ihre Vertreter nach Regensburg: die Kurfürsten, Fürsten und Vertreter der Städte. Am Pfingstmontag war hier das Ensemble Musica ad Rhenum mit seinem Gründer, dem amerikanischen Traversflötisten Jed Wentz, zu Gast mit einem Programm, wie es Mitte des 18. Jahrhunderts in Paris stattgefunden haben könnte, mit Werken von Michel Blavet, François Couperin und Georg Friedrich Händel. Im Mittelpunkt aber standen die berühmten „Pariser Quartette“ von Georg Philip Telemann, die „Nouveaux Quatuors“ für Traversflöte, Violine, Viola da gamba oder Violoncello und Basso continuo. Telemann war damals weit über die Grenzen Deutschlands bekannt und vor allem in Paris so beliebt, dass er im Herbst 1737 auf Einladung der berühmtesten französischen Musiker in die Seine-Stadt reiste, um als erster deutscher Komponist in den berühmten „Concerts Spirituel“ seine Werke vorzustellen. Eine Ehre, die etwa sei- nem heute wesentlich berühmteren Zeitgenossen Johann Sebastian Bach niemals zuteil geworden ist. Tatsächlich war Telemann der angesagte- ste Star unter den Barockkomponisten. Man liebte seine elegante und anmutige Schreibweise, seinen musikalischen Witz und die gleichzeitige Gefühlstiefe seiner Werke. Jed Wentz: “I think that’s very fair to say Bach was not an entirely obscure composer. But he was certainly not considered one of the leading fashionable of the days. I think that is absolutely correct. Telemann was only in the vanguard, Couperin had an international reputation, Händel – every one knew his work whether as opera composer, as oratorio composer. So, all of these people would have been better known. In France of course every one knew Blavet and none would have known Bach. So that’s very true to say.“ Und der angesprochene Komponist und Flötist Michel Blavet, dem Telemann u.a. die Einladung nach Paris verdankte und mit dem er seit län- gerem befreundet war, ließ es sich auch nicht nehmen, bei der Pariser Erstaufführung der „Pariser Quartette“ den Flötenpart zu übernehmen. Und Blavet, damals als „bester französischer Flötist“ gefeiert, sorgte für einen sensationellen Erfolg der Werke. Die Zuhörer waren begeistert und konnten gar nicht glauben, dass diese Werke mit ihren französischen Tanzrhythmen und ihrer Eleganz von einem deutschen Komponisten stammten. Einige Zeitgenossen waren sogar der Meinung, dass Telemann den französischen Stil besser getroffen hatte als manche Komponisten in Paris. Tatsache ist: Telemann hat sicher nicht „französischer“ komponiert als die Franzosen, aber er hat mit seiner modernen Schreibweise für frischen Wind im damals doch etwas veralteten Pariser Musikleben gesorgt. “Telemann was very well known for writing in the French taste in a time in which the French style became less and less popular throughout Europe. I think that the influence of Italian opera seria properly was very detrimented to the French taste. So Telemann was being a bit old fashioned when he was sticking to the french taste which of course was an old-fashioned taste – something that had been invented by composers who surrounded Louis 14 th . So on the one hand it’s quite contradictory because if anyone was up to date it was Telemann and in fact in bring- ing this old-fashioned French taste into line with more up-to-date Italian and German taste he was actually staying right in the front, in the van- guard of musical development.“ Hören wir im Konzert vom 24. Mai 2010 - aus dem Reichssaal in Regensburg - das Ensemble Musica ad Rhenum mit dem „Pariser Quartett“ in G-Dur für Traversflöte, Violine, Viola da gamba und Basso continuo von Georg Philipp Telemann. Die Leitung hat Jed Wentz. Nur wenige hundert Meter vom Reichssaal in Regensburg entfernt liegt der Neuhaussaal. Hier sorgten Jos van Immerseel und sein Ensemble Anima Eterna Brugge, ebenfalls am Pfingstmontag, für den krönenden Abschluss des viertägigen Festivals der Donau-Stadt, mit einer Aufführung der letzten drei Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart, den Sinfonien KV 543, 550 und 551. Die Belgier gastierten bereits zum sechsten Mal in Regensburg und wussten auch dieses Mal mit ihrer Spielkultur, ihrer Energie und der
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