Tage Alter Musik – Almanach 2021

16 Seit September 2019 ist Christian Heiß nun Regensburger Domkapellmeister und damit Leiter der Regensburger Domspatzen, und doch konnte er erst jetzt sein Debüt bei den „Tagen Alter Musik“ geben. Wegen der Corona-Pandemie hatten die Veranstalter des renommierten Regensburger Festivals die jährlich an Pfingsten stattfindende Konzertreihe 2020 und 2021 absagen müssen. In diesem Jahr konnte man die Reihe in einer drei- statt viertägigen Version auf den Herbst verlegen. So fanden die 36. Regensburger Tage Alter Musik nun vom 8. bis 10. Oktober statt, und Christian Heiß konnte mit seinen Domspatzen in Zusammenarbeit mit der Hofkapelle München das Eröffnungskonzert am Freitag gestalten. Da im Publikum Abstände eingehalten werden mussten, das Platzangebot also begrenzt war, fand das Eröffnungskonzert in der Dreieinigkeitskirche gleich zweimal hintereinander statt. Kompositionen von Johann Sebastian Bach undWolfgang Amadeus Mozart hatten sich die Verantwortlichen für dieses gut einstündige Konzert ausgesucht. VonMozart kamen Werke zur Aufführung, in denen sich der Star der Wiener Klassik an die kontrapunktische Kompositionstechnik der vorangegangenen Barockepoche anlehnte. Zu Beginn vernahmman aber erst einmal die original-barocken Klänge aus Bachs „Ricercar à 6“ aus dem berühmten „Musikalischen Opfer“ (BWV 1079). Die Instrumentalisten der unter der Leitung von Konzertmeister Rüdiger Lotter stehenden Hofkapelle München gingen das Werk mit einem angemessen gemäßigten Tempo an und konnten den kontrapunktischen und imitatorischen Strukturen dadurch beeindruckende Transparenz verleihen. Selbiges gilt für Bachs darauffolgende Choralbearbeitung „Wohl mir, dass ich Jesum habe/Jesum bleibet meine Freude“ aus der Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“ (BWV 147). Hier trugen auch die vier souverän agierenden Gesangssolisten Katja Stuber (Sopran), Anne Bierwirth (Alt), Michael Mogl (Tenor) und JoachimHöchbauer (Bass) zu einem transparenten Klangbild bei. Danach folgte Mozarts Missa brevis in F-Dur, die durch zwei kurze Instrumentalwerke und die ebenfalls von Mozart stammende Offertoriumsvertonung „Misericordias Domini“ (KV 222) ergänzt und bereichert wurde. Die coronabedingt in einem etwas kleineren Chor agierenden Domspatzen intonierten ihre Partitur vorbildlich rein und folgten Christian Heiß, der Chor und Orchester gleichermaßen gut imGriff hatte, auch in die Dynamik-Nuancen. Beeindrucken konnte vor allem auch die Sopranistin Katja Stuber, die beispielsweise im Kyrie der Messe durch ihre sauber genommenen Koloraturen aufhorchen ließ. Insgesamt ergänzten sich alle Ausführenden unter der Gesamtleitung von Heiß auf beeindruckende Weise. Zum hervorragenden Gesamteindruck trug auch die in die Messe eingestreute Kirchensonate in C-Dur (KV 336) bei, in welcher Andreas Westermann auf der Truhenorgel alle Virtuositäten mit Bravour ausführte. Kleinerer Chor, ganz großer Klang Regensburger Tage Alter Musik: Das Eröffnungskonzert der Domspatzen mit der Hofkapelle München Von Stefan Rimek Die Regensburger Domspatzen & die Hofkapelle München in der Dreieinigkeitskirche (Eröffnungskonzert)

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