Tage Alter Musik Regensburg 2021 17 Drei Fragezeichen und der große Bach“ hieß das Motto der Abschlussveranstaltung ‘der diesjährigen Regensburger Tage Alter Musik. Dahinter verbarg sich ein sehr hörenswertes Konzert des norddeutschen Barockensembles „La festa musicale“, das mit drei vergessenen Barockkomponisten als die „drei Fragezeichen“ den Abend einleitete. Die drei Komponisten dürften dem allgemeinen Konzertpublikum so gut wie unbekannt sein, hört man doch sogar in der Musikwissenschaft nur selten von ihnen. Das hat das Ganze aber auch interessant und viele Besucher inklusive Fachpresse neugierig gemacht. So wirkte Agostino Steffani (1654 - 1728) am Hof in Hannover. Seine nun aufgeführte Chaconne entstammt seiner 1689 zur Einweihung des Hannoverschen neuen Theaters im Leineschloss uraufgeführten Oper „Henrico Leone“. Das in Hannover beheimatete Ensemble nahm sich dieses ruhigen Tanzes mit einem angemessen langsamen Tempo an und zeigte bereits hier, dass es sich mit der Aufführungspraxis und der Struktur von Barockkompositionen beschäftigt hat. Die Stücke waren damals schon recht experimentell Die Musikpflege am Hannoverschen Hof war in der Barockzeit in ganz Europa berühmt und anerkannt. Hier wirkten hochkarätige Komponisten und Instrumentalisten, darunter Georg Friedrich Händel und auch Francesco Venturini (1675 bis 1745), dessen „Ouverture à 5“ in e-Moll zur Aufführung kam. Hier beeindruckte besonders das Herausstellen der spielerischen Leichtigkeit in der Gavotte und die lebendige Spielfreude in den schnellen Sätzen. Der zeitweilige Instrumentenwechsel der Konzertmeisterin Anne Marie Harer von der Violine zur Blockflöte brachte eine Bereicherung der Klangfarben. Der dritte im Bunde der Unbekannten war Giuseppe Valentini (1681 bis 1753), der im Italien des Barock bekannt und sehr geachtet war. Leider vergaß später die Musikwelt seine Werke und ihn selbst nahezu völlig. Das ist besonders schade, weil seine Kompositionsweise für seine Zeit sehr innovativ war und er auch hier und da mit etwas außergewöhnlicheren Harmonien experimentierte. Das beweist auch sein „Concerto à quattro in a-Moll op. 7“. Die Musiker verliehen den langsamen Sätzen eine packende emotionale Tiefe, auch durch die am Cembalo kreativ ausgelegten Generalbassakkorde. Die teils an Vivaldi erinnernden Virtuositäten setzte das Ensemble fingertechnisch exakt und mit fesselnder Leidenschaft um. Das gilt auch für die abschließend interpretierte, weltbekannte Orchestersuite Nr. 2 in h-Moll (BWV 1067) von Johann Sebastian Bach. In der Battinerie zeigte Querflötist Brian Berryman, mit welcher Virtuosität er agieren kann. Dass dabei das schnelle Tempo des Satzes vielleicht ein bisschen übertrieben wurde, macht nichts, schließlich erwarten große Teile des Publikums hier immer auch ein wenig die virtuose Effekthascherei. Der lange und intensive Applaus in der Dreieinigkeitskirche wurde mit einer Wiederholung der energiegeladenen Gigue aus Venturinis „Ouverture à 5“ als Zugabe belohnt. Erinnerung mit Leidenschaft Das Barockensemble „La festa musicale“ beendet mit drei vergessenen Komponisten die Tage Alter Musik in Regensburg Von Stefan Rimek la festa musicale in der Dreieinigkeitskirche (Abschlusskonzert) Brian Berryman, Traversflöte
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