20 Rezensionen und Berichte aus der Mittelbayerischen Zeitung REGENSBURG. Es hätte nicht viel gefehlt und die Tage Alter Musik wären im zweiten Jahr in Folge der Pandemie zum Opfer gefallen. Stephan Schmid, Ludwig Hartmann und Paul Holzgartner blieb wie vielen Veranstaltern nichts anderes übrig, als die Nerven nicht zu verlieren, beständig umzuplanen und neu zu disponieren. Ein weiteres Jahr auf eines der renommiertesten Festivals für Alte Musik zu verzichten, war jedoch keine Option. Als Mitte April 2021 erneut die Konzerte am Pfingstwochenende abgesagt werden mussten, hatten die Macher bereits Plan B in der Tasche – und damit auch die Hoffnung, dass sich die pandemische Lage in der zweiten Jahreshälfte entspannt. Der Mut wurde belohnt. Wenn am kommenden Freitag die Regensburger Domspatzen die Festivaltage in der Dreieinigkeitskirche zusammen mit der Hofkapelle München mit Bach und Mozart eröffnen, dann beginnen drei Tage im Oktober, randvoll mit insgesamt 13 Konzerten exquisiter Solisten und Spezialisten der Alten Musik. In den Vorworten zum Programmheft äußern sich der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Silber, die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer sowie Oswald Beaujean, Leiter Programmbereich BR-Klassik erleichtert, dass das Festival nicht noch ein weiteres Jahr pausieren muss. Was fehlt, ist lediglich ein vierter Konzerttag, üblicherweise enden die Tage Alter Musik am Pfingstmontag. Auch fehlt die traditionelle Instrumentenausstellung im Salzstadl sowie der mittlerweile etablierte Kurstag an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik. Dass erst vor kurzem die Hygieneund Abstandsregeln noch einmal gelockert wurden, hat jedoch zusätzliche Kartenkontingente ermöglicht. Für bereits als ausverkauft deklarierte Veranstaltungen können wieder Karten erworben werden. Was nicht unter der Pandemie gelitten hat, ist die superbe Künstlerauswahl von Hartmann, Schmid und Holzgartner. Bereits am ersten Konzerttag lockt das belgische Ensemble A Nocte temporis mit ihrem Programm „The Dubhlinn Gardens“ in den Neuhaussaal mit einem Repertoire irischer Volkslieder des 18. Jahrhunderts. Neben demNachtkonzert am Freitag mit Dorothee Mields und dem Hathor Consort (Belgien) darf am Samstag das Konzert der britischen Solistenformation von Solomon’s Knot mit weltlichen Bachkantaten zu den Höhepunkten gezählt werden. Die englischen Sänger und Instrumentalisten begeisterten in ihrer exaltierten Kleinstbesetzung schon 2017 mit einer atemberaubenden, im Rückblick fast legendären Aufführung von Händels Messiah in der Dreieinigkeitskirche. Ludwig Hartmann selbst freut sich besonders auf das Konzert der beiden russischen Cembalistinnen Anastasia Antonova und Anna Kiskachi mit ihrem Programm „Danse Macabre“ in St. Emmeram. Besonders eindrucksvoll dürfte in seiner Vielfalt und Anmut auch das Konzert am Sonntag Nachmittag von Konstantinople aus Kanada mit „Dalla porta d’Oriente – das Tor des Ostens“ werden. Neu gegründet hat sich im Sommer „der Verein der Freunde und Förderer der Tage Alter Musik“. Damit eröffnet sich neben dem Kartenkauf auch eine grundsätzliche Plattform zum Erhalt des Festivals. „Wir haben im vergangenen Jahr eine große Solidarität unseres Publikums erfahren“, so Hartmann, „die zugunsten der Künstler auf die Rückerstattung der Karten verzichtet oder sogar Geld überwiesen haben. Die Gesamtsumme hat uns in ihrer Höhe überrascht und kam im vollen Umfange den Künstlern zugute, denen wir absagen mussten.“ Auch das hohe Interesse der Rundfunkanstalten ist ungebrochen. So wird der Bayerische Rundfunk insgesamt fünf Konzerte aufzeichnen (darunter die Live-Übertragung des Konzerts von Solomon’s Knot), der Deutschlandfunk zwei Konzerte. Am 10. Oktober um 10.05 Uhr wird der BR seine Sendung „Tafel-Confect“ direkt aus dem BRStudio Regensburg übertragen. Schmerzlich, dass neben der großen Dominikanerkirche nun auch in der St.-OswaldKirche die Sanierungsarbeiten begonnen haben. So wird ein weiterer zentraler und beliebter Konzertort in den nächsten Jahren fehlen. Es bleibt weiterhin spannend für die drei nervenstarken Veranstalter! (mqv) Tage Alter Musik starten mit Bach und Mozart Die Konzertreihe wagt am kommenden Wochenende den Neuanfang Die Cembalistinnen Anna Kiskachi & Anastasia Antonova in der Basilika St. Emmeram Vorbericht
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