BR Klassik 12 schine, sehr dynamisch. Aber wie immer mit neuen Sachen: da wird sich sicher auch noch was verändern. Ich spiele heute zum ersten Mal drauf. Aber das ist bei jeder Orgel so, die sind alle einzigartig. Das ist jedes Mal eine neue Erfahrung.“ Hugh Rowlands spielt auf der neuen Orgel in der Dreieinigkeitskirche, die erst im vergangenen Herbst feierlich eingeweiht worden ist. Die aber auf den ersten Blick gar nicht neu aussieht. Erbaut wurde sie von Hendrik Ahrend, der vor einigen Jahren den Auftrag erhalten hat, eine neue Orgel in die Kirche einzupassen, auf der sich die Musik Johann Sebastian Bachs adäquat darstellen lässt. Und der schließlich kein komplett neues Instrument entworfen hat, sondern einen Teil der alten Orgel übernehmen konnte. hendRik ahRend: „Wenn jetzt wie in Regensburg das Gehäuse schon vorhanden ist, dann ist das zunächst einmal ein Vorteil für uns. In der Dreieinigkeitskirche war das Gehäuse in mehrfacher Weise von Vorteil. Es ist nämlich besonders groß, und die Rückwand war bereits entfernt worden von unseren Vorgängern, irgendwann. So konnten wir also ein Instrument in dieses Gehäuse einpassen, was besonders groß sein konnte. Das ursprüngliche Instrument hatte nur zwei Manualwerke. Unser Instrument hat drei Manualwerke. Wir konnten also das Gehäuse praktisch nach hinten noch verlängern und dort einen Teil des Pedalwerks und das Schwellwerk unterbringen. So war das für uns ganz klar eine Steilvorlage und ein besonderer Spaß, da eine Orgel in dieses Gehäuse zu bauen. Es kam noch etwas Anderes hinzu: in diesem vorhandenen Gehäuse von Franz Jacob Späth waren ja auch noch einige alte Pfeifen erhalten. Die konnten wir also sehr schön in unser Konzept integrieren. Im Ganzen war die Sache einfach nur vorteilhaft und eine große Freude für uns.“ Das Instrument ist keine originalgetreue Kopie einer barocken Orgel geworden. Vielmehr sind hier etliche von Bachs Ideen und Vorstellungen einer zu seiner Zeit modernen Orgel umgesetzt. Und sie hat viel mehr Klangmöglichkeiten, als Hugh Rowlands im Konzert einsetzen kann, die er aber gerne zeigt: hugh RowLandS: „Zwei Zimbelsterne, ein hoher, und ein tiefer. Es gibt auch gestimmte Glocken.“ Für Bachs Musik ist diese Orgel maßgeschneidert. Im Konzert spielt Hugh Rowlands dann aber Musik von Hieronymus Praetorius, der 125 Jahre vor Bach geboren wurde, und findet, dass sich auch diese Musik prächtig auf der Orgel interpretieren lässt, und zieht eine Parallele zwischen beiden Komponisten: hugh RowLandS: „Hieronymus Praetorius lebte in Hamburg. Ich denke, die Verbindung zwischen ihm und Bach ist die Jacobi-Kirche in Hamburg, an der Praetorius Organist war und Bach sich mal erfolglos beworben hat. Auf dieser Orgel hier lässt sich Praetorius‘ Musik ganz hervorragend spielen. Sie hat wunderbare Flöten-Register. Die herrlichen Antiphone basieren auf dem gregorianischen Choral, und da kann man hier die Melodien super rausbringen, die Klangfarben, die Vielseitigkeit und eben seine spezifische Handschrift.“ Hugh Rowlands spielt Orgelmusik von Hieronymus Praetorius, und dieses Konzert vorgestern Abend in der Dreieinigkeitskirche war ein Ereignis. Nicht nur wegen der BachOrgel, die Gudrun Petruschka in ihrem Beitrag vorgestellt hat, sondern auch wegen der unglaublichen Präzision und Musikalität der britischen Ensembles Alamire und His Majestys Sagbutts & Cornetts. Unter der Leitung des Perfektionisten David Skinner gelang ihnen eine eindrucksvolle Wiederentdeckung des frühbarocken Komponisten Hieronymus Praetorius – nicht zu verwechseln und auch nicht verwandt mit dem bekannteren Michael Praetorius. Auf dem Programm: großbesetzte, 12-, 16- oder sogar 20stimmige Werke eines Hamburgers, dem der Weg nach Venedig zu weit war und der sich das mehrchörige Komponieren deswegen autodidaktisch beibringen musste. Das Resultat dieser Mühen: anderthalb Stunden Musik zum Staunen. Hieronymus Praetorius: Angelus ad pastores ait Eine prachtvolle Weihnachtsmotette von Hieronymus Praetorius, effektvoll wiedererweckt von den Ensembles Alamire und His Majestys Sagbutts & Cornetts unter der Leitung von David Skinner. Den Sendetermin dieses Konzerts sollten Sie sich vormerken: am 5. Juli um 20 Uhr in der Festspielzeit hier auf BR-KLASSIK. Trotto (mittelalterlicher Tanz) Ein mittelalterlicher Tanz, gespielt vom Ensemble Canticum Novum. Warum beschäftigt man sich im Zeitalter von Handys, EAutos und Virtual Reality eigentlich noch mit so alter Musik? Das habe ich vor der Sendung Emmanuel Bardon, den Leiter des Ensembles, gefragt. emmanueL BaRdon: „Diese Frage stellt man uns häufiger, und ich würde bei „Alte Musik“ gleich das Wort „Alte“ streichen. Denn ab demMoment, wo man sie spielt, wird es Musik von heute, lebendige Musik. Außerdem: Wenn man das mit anderen teilt, was zu unserem kollektiven Gedächtnis gehört, erzählt man zugleich, woher man kommt. Und häufig hilft das, eine hellsichtigere Zukunft zu bauen. Es lohnt sich also, Musik des Mittelalters zu Hugh Rowlands an der Orgel der Dreieinigkeitskirche
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