6 Ausverkaufte Tage Alter Musik in Regensburg // Überraschende Entdeckungen im historischen Reichssaal // Autor: Uwe Mitsching Bei den Salzburger Festspielen war sie zuletzt in Cosi fan tutte als Despina ein Muster an Witz und dezenter Komik. Genauso in Aix-en-Provence als Susanna im Figaro. Aber Lea Desandre kann auch anders, wie man aktuell bei den Tagen Alter Musik in Regensburg unter dem Programmtitel Viva Vivaldi! hörte mit solch virtuosen OpernSchauerstücken, wo „Gelido in ogni vena“ als eisiges Blut in den Adern stockt und „gelosia“, die Eifersucht, die Seele als „grausamer, quälender Schmerz“ peinigt. Jupiter heißt das Pariser Barockorchester, mit dem Desandre ihre CDs aufnimmt und in Regensburg auftrat: Vivaldi endlich nicht nur auf Die vier Jahreszeiten reduziert, aber mit viel veritablem Orchesterglanz aufpoliert, mit einem sonor-fülligen, geradezu einschmeichelnden Klang ohne die übertriebenen Schroffheiten anderer Ensembles. Kein Wunder, wenn man in seinen Reihen zum Beispiel Bruno Philippe hat, der bis an die Grenzen eines wunderbar samtenen Celloklangs vordringt. Tags zuvor gab es eine andere Entdeckung: Das „orchester le phénix“ ist ein Ensemble aus dem „Kleinraum Zürich“ und hat mit Vital Julian Frey einen witzigen, kundigen sowie virtuosen Leiter und Cembalospieler. Er weiß, wie man ein Konzert möglichst effektvoll abschließt: mit einem riesigen „Rumms!“ auf dem zarten Cembalo - der aber zum Divertimento Die Seeschlacht dazugehört. Zuvor hatte das Konzert in St. Emmeram noch mehr Überraschendes geboten: Ausverkauft waren die Reihen für die Musik von Michel Corrette und Johann Bernhard Bach. Vom weitschichtigen Cousin Johann Sebastian Bachs spielte das „orchester le phénix“ eine von vier Ouvertüren. Die wären im Mahlstrom der Musikgeschichte verloren gegangen, hätte Johann Sebastian Bach sie nicht abgeschrieben – wer weiß: als Vorbild oder Anregung für seine eigenen vier Suiten? Ein Vorbild für die Musik an mitteldeutschen Fürstenhöfen sind sie auf jeden Fall. Was die Pompadour sang Mehr allerdings lernte man übers 18. Jahrhundert bei zwei von 25 „Concerts comiques“ von Corrette. Da hörte man das Stampfen und Trampeln der „edlenWilden“, die man aus den neuen Kolonien in Amerika zu einer Art „Völkerschau“ herübergeschafft hatte. Und man hörte den edlen Klang einer Arie, die Madame de Pompadour gesungen haben soll. Auch die spielte „le phénix” in einem wunderbaren Chiaroscuro von Licht und Schatten, sehr authentisch in barockem Französisch und in perfekter Intonation. Wie „le phénix” sind auch die Tage Alter Musik aus der Corona Asche wiedererstanden, mit mehr Erfolg denn je. Orchester le phénix mit Konzertmeisterin Olivia Schenkel und Cembalist Vital Julian Frey in der Basilika St. Emmeram
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