bet sei, sondern eher ein meditatives Rezitieren, was zum Gebet hinführt und ein schlichter Ersatz für das Stundengebet ist. Darüber waren vor allem die Jüngeren im Publikum erstaunt: „Die Entstehung des Rosenkranzes, das fand ich wirklich interessant, dass es sozusagen der Ersatz des Ersatzes ist, und dass es europaweit Erfolg hatte und sich so verbreitete…“ – „… bei mir ist vor allem hängengeblieben, dass man sich mit diesen Stücken auseinandersetzen sollte …“ Dass diese Neugier im Publikum aufkeimt ist auch Meret Lüthis Vortrag zu verdanken. Die Leiterin des Ensembles Les Passions de l’Âme erzählt von ihren ganz persönlichen Biber-Momenten. Ein Beispiel: Die Sonate der „Geißelung“. Hier zeigt das dazugehörige Rosenkranz-Bild in der Partitur Jesus mit nach hinten gebundenen Händen, „… und da sieht man genau, was man später in Musik oder in Tönen darstellt, diese gebundenen Hände hinter dem Rücken, die er da hat, entsprechen genau dem Gefühl, das man erlebt beim Spielen der Skordatur hier…“ Am Ende der Tagung stehen sowohl beim Publikum, als auch bei den Expertinnen und Experten reichlich Erkenntnisse auf der Haben-Seite. Hätte Meret Lüthi noch die Chance, demKomponisten Biber eine Frage zu stellen, dann wäre es diese: „…Ich möchte wissen, wie sein Gehirn aussieht, wie denkt er um all die sieben Ecken? Wie fühlt es sich an, wie schnell und wie synapsenreich ist er im Diskutieren? Ich glaube, das wäre ein Feuerwerk…“ Vorhang zu und noch so manche Frage offen nach der Tagung über Bibers RosenkranzSonaten. Quirin Seilbeck war dabei. Und wenn Sie mehr über diese Musik erfahren wollen, die Hund und Mensch berührt: Heute Nachmittag stellt Meret Lüthi ihre neue Aufnahme der Rosenkranz-Sonaten noch einmal vor und verrät, was ihre Geige mit einem Zauberbesen zu tun hat. Heute um 17 Uhr hier auf BR-KLASSIK. Musik: Heinrich Ignaz Franz Biber: Aria aus der Rosenkranz-Sonate Nr. 14 D-Dur Die Rosenkranzsonate zu Mariä Himmelfahrt, gespielt von Meret Lüthi und ihrem Ensemble Les Passions de l’Âme. Die Krise der Klassik – die hat offenbar einen Bogen um Regensburg gemacht. Alle Kirchen, alle Säle sind rappelvoll. Wie kann das sein, wo doch die unprätentiöse Machart der Tage Alter Musik jedem Marketing-Coach die Schweißperlen auf die Stirn treiben würde? Vielleicht ist das das Regensburger Pfingstwunder. Es gibt kein Thema, keinen Claim, kaum Stars. Es werden keine gesellschaftlichen Diskurse angestoßen, es gibt kein Fahrradkonzert und keinen Rapper, der Mozart ein bisschen aufpeppt. Es gibt nur wundervolle Räume und tolle Musiker. Und dann jubeln am Ende Hunderte von Zuhörerinnen und Zuhörern über Komponisten, die Giovanni Priuli heißen oder Benedictus À Sancto Josepho oder auch einfach Christoph Strauss. Musik: Christoph Strauss: Ausschnitt Requiem Mit diesem Stück, das das Läuten der Totenglocken imitiert, beginnt das Requiem von Christoph Strauss, zu Beginn des 17. Jahrhunderts Kapellmeister am Wiener Stephansdom. Entdeckt haben diese Totenmesse die Gambistin Romina Lischka und der Countertenor Marnix de Cat – und waren verblüfft: ”O-Ton Romina Lischka und Marnix De Cat: „Die Besetzung mit 10 Sängern und 10 Gamben: Wir haben beide nie vorher sowas gesehen, und das ist auch die extrem tiefe Lage auch bei den Sängern…“ - „…Ich glaube, das ist nie ausgeführt, wegen dieser speziellen unglaublich tiefen Basslage, das ist auch ein bisschen eine Übergangsperiode; in Wien haben vorher die Flamen die Polyphonie eingebracht und dann sind die Italiener mit ihrem neuen Einfluss in die Musik gekommen, Strauss hat ein bisschen alte Polyphonie und auch neue Sachen, das ist so schön und so speziell..“ Musik: Christoph Strauss: Ausschnitt Requiem: Lux aeterna Sowas kann wirklich nur ein Festival leisten: Drei Ensembles sind nötig, um dieses ungewöhnliche Werk von Christoph Strauss aufzuführen. Also haben sich das Hathor Consort mit seinen Gamben, das Ensemble Oltremontano mit seinen Bläsern und die Sängerinnen und Sänger vom Pluto-Ensemble zusammengetan und um das Requiem herum noch ein abendfüllendes Programm gestrickt, das vom Dunkel zum Licht führt, von einer einsamen Gambe bis zur strahlen22 BR Klassik Zinken & Posaunen von Oltremontano Antwerpen in der Dreieinigkeitskirche
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