Das Berliner Cembalo Ensemble rückt das in der Barockmusik vornehmlich als ContinuoInstrument eingesetzte Cembalo in den Mittelpunkt seiner Konzertaufführungen. Gründerin und Leiterin des Ensembles istMitzi Meyerson , die schon 1987 bei den Tagen Alter Musik zu Gast war (Les Filles de Sainte-Colombe). Sie hat an der Berliner Hochschule der Künste eine Professur inne und gibt zahlreiche Konzerte im In- undAusland. Sie hat bei zahlreichen CD-Produktionen als Continuo-Spielerin mitgewirkt und einige vielbeachtete Solo-CD-Veröffentlichungen vorgelegt. Eines ihrer wichtigsten Konzertkonzepte ist „The Bottom Line“, Barockmusik aus der Perspektive der tieferen Klangwelten der Bass- und Continuoinstrumente, das sie mit dem Berliner Cembalo Ensemble verwirklicht. Das Zusammenspiel von bis zu fünf Cembali beeindruckt durch einen ganz eigenen faszinierenden klanglichen Reiz, betont das „rockig“-perkussive Element und stellt somit die abwechslungsreiche Farbigkeit dieses Instruments überzeugend unter Beweis. Zum Programm: Dass gute Barockmusik die Transkription auf eine neue Instrumentengruppe nicht nur verträgt, sondern dies ganz bedeutend zum Reichtum der Musik gehört, hat kein geringerer bewiesen als Johann Sebastian Bach. Er selbst bearbeitete nicht nur seine eigenen Werke für verschiedene andere Besetzungen, sondern nahm auch die Musik anderer Komponisten „unter die Feder“. So ermöglichte er zum Beispiel die Aufführung des Concertos für vier Violinen und Orchester in a-Moll vonAntonio Vivaldi durch seine Transkription des Werkes mit vier Cembali und Orchester, BWV 1065. Diese Bearbeitung stiftet dem Werk vor allem im 2. Satz einen neuen Reiz: Vivaldi fügt hier einen Mittelteil ein, der aus gebrochenen Harmonien (Arpeggien) besteht. Bilden die Harmonien auf den Streichinstrumenten eine Art Klangwolke, so wirken sie auf Cembali ausgeführt eher wie ein präzises Uhrwerk, bei dem der Drehmoment von kleinen und großen Rädern in voller Harmonie abgestimmt ist. Das Original wird durch die Bearbeitung nicht korrigiert, sondern erhält eine neue Dimension. In der Toccata BWV 540 F-Dur für Orgel entwickelt J. S. Bach aus einer ausgelassenen Themenidee ein übermütiges "Perpetuum mobile". Diese durchgehende Textur aus Sechzehntelnoten bietet sich für die glasklare Realisierung auf dem Cembalo wunderbar an. Und umden großenAmbitus der Orgel mit ihren verschiedenen Bass- und Sopranregistern nachzuahmen, werden drei Instrumente verwendet, wobei die drei Cembalisten gleichzeitig in allen Lagen des Cembalos spielen. Die Orgeltriosonaten BWV 525-530 bestehen aus zwei Oberstimmen und einer Bassstimme. Die historischen Quellen weisen auf eine Ausführungsmöglichkeit primär auf der Orgel und sekundär auf einem „Pedalcembalo“ hin. Dies ist ein Cembalo, welches außer den zwei Manualen auch noch ein Bassregister besitzt, was - wie bei der Orgel - mit den Füßen bedient wird. Heutzutage sind Nachbauten von Pedalcembali eher eine Seltenheit. Die Orgeltriosonate in d-Moll BWV 527 hat einen sehr intimen Charakter und wird im h e u t i g e n Konzert auf zwei Cembali realisiert. Hatten wir es bei den Bearbeitungen der Bachschen Werke mit homogenen Instrumentengruppen zu tun, so erklingt bei u n s e r e r A u f f ü h - rung des "Fandango" von Antonio Soler gleich ein ganzes Tanzorchester: Denn im Fandango feuern Gesangsstimme, Violine, Gitarre und Kastagnetten gemeinsam die Tänzer an. Er gliedert sich in traditionell gesungene Teile in Moll und harmonisch kontrastierende Instrumentalteile. Diese verschiedenen Klangfarben realisiert Soler meisterhaft in seiner 490taktigen Komposition auf dem Cembalo solo. In unserer Transkription dieses Werkes für zwei Cembali und Begleitinstrumente wird aus dem einsamen Vergnügen des Fandangos Solers ein gemeinsamer Tanz auf Cembalotasten, der den Spielern nicht nur sehr viel Spaß bereitet, sondern auch die Explosionskraft dieser Komposition zu verstärken vermag. Im Jahre 1686 feierte Paris den Erfolg der auch als „Oper der Damen“ bezeichneten tragedie lyrique „Armide“ von Jean-Baptiste Lully. Der Cembalovirtuose und Komponist Jean-Henry d’Anglebert war bei der Opernproduktion anwesend und schrieb Arrangements von Lullys Kompositionen für Cembalo. Auf diese Weise entstand auch die „Passacaille d’Armide“, die heute zusammen mit dem Prelude in einer Bearbeitung für 5 Cembali gespielt wird. Domenico Scarlatti komponierte mehr als 500 Stücke für das Cembalo. Er soll die Sonaten größTAGEALTERMUSIKREGENSBURG Berliner Cembalo Ensemble MAI2004 Samstag, 29. Mai 2004, 10.30 Uhr (Matinee) Reichssaal , Rathausplatz Im Tastenrausch – Barockmusik für zwei bis fünf Cembali aus Deutschland und Spanien Lora Kornejewa Mitzi Meyerson Natalie Pfeiffer Dan Tidhar Chia-hsuan Tsai 10 J.S. Bach Henri D’Anglebert
RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=