Tr an s po s i t i on einzelner Stimmen oder ganzer Werke eine übliche Praxis bei den Nonnen. Wie durch unzählige Beispiele belegt werden kann, wurden die Basspartien oft eine Oktave nach oben transponiert, um von einer Altstimme gesungen werden zu können. Dabei verdoppelte ein Instrument (Orgel, Theorbe, Harfe, Gambe oder auch Posaune) die Stimme in der notierten (unteren) Oktave. Dieser Praxis folgen wir konsequent. Meist werden schon dadurch die Stücke in einen von Frauen singbaren Stimmumfang gerückt, sodass die Tenorpartien zwar tief liegen, aber trotzdem singbar sind: der Psalm „Beatus vir“ gibt hierfür ein Beispiel. Öfter haben wir sowohl die Bass- wie auch die Tenorstimmen eine Oktave nach oben transponiert, so dass sie nun von Altistinnen und Sopranistinnen gesungen werden. Auf diese Weise führen wir die Psalmen „Dixit Dominus“, „Confitebor“ und „Laudate pueri“ auf. Zuweilen liegt der Sopranpart tief genug, um den gesamten Satz etwas höher transponieren zu können (zusätzlich zur Oktavversetzung der Bassstimme). Die beiden polyphonen Rahmenstücke, „Domine ad adiuvandum“ und das „Magnificat“, wurden beide eine kleine Terz aufwärts transponiert. Auch wenn dies zu einer im 17. Jahrhundert ungewöhnlichen Tonart führen mag, gibt es doch genügend Quellen für ein solches Transpositionsintervall, z.T. mit ausdrücklichem Bezug auf Nonnen ( Gian Paolo Cima , Partito de Ricercari, Mailand 1606; Lorenzo da Penna , Primi albori musicali, Bologna 1672). Der im Original sehr tief liegende Hymnus „Christe redemptor omnium“ wurde eine Quinte aufwärts transponiert. Die Motetten sind meist weniger problematisch. Das Duett „O quam bonus es“ ist für zwei Soprane ausgewiesen und kann somit wie notiert erklingen. Im Falle des Trios „Quis audivit unquam tale“ für zwei Soprane und Bass wurde nur die tiefste Stimme um eine Oktave nach oben gesetzt und kann nun von einer Altistin gesungen werden. Schließlich sind im Quartett „Gloria in altissimis Deo“ die Stimmen der Engel durch zwei Soprane repräsentiert, während die Hirten, ursprünglich einAlt und ein Tenor, bei uns von einem Alt und einem Sopran gesungen werden. © Candace Smith TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2004 23 PROGRAMM CHORAL Deus in adiutorium Versus aus: Antiphonarium Romanum Venedig 1607 CHIARAMARGARITACOZZOLANI Responsus: Domine ad (1602 – ca. 1677) adiuvandum aus: Salmi a otto voci concertati Venedig 1650 CHORAL Antiphon: Rex pacificus CHIARAMARGARITACOZZOLANI Dixit Dominus Psalm zu acht Stimmen Quis audivit unquam tale? Motette zu drei Stimmen CHORAL Antiphon: Magnificatus es CHIARAMARGARITACOZZOLANI Confitebor Psalm zu acht Stimmen Gloria in altissimis Deo Dialogo fra gli Angeli e Pastori nella Natività di Nostro Signore zu vier Stimmen CHORAL Antiphon: Completi sunt dies Mariae CHIARAMARGARITACOZZOLANI Beatus vir Psalm In forma di Dialogo zu acht Stimmen CHORAL Antiphon: Completi sunt dies Mariae CHORAL Antiphon: Scitote quia prope est CHIARAMARGARITACOZZOLANI Laudate pueri Psalm zu acht Stimmen O quam bonus es (Si Lodano le Piaghe di Christo & le Mamelle Della Madonna) Motette zu zwei Stimmen ORFEOVECCHI Christe redemptor omnium (um 1551-1603) Hymnus zu vier Stimmen aus: Falsi bordoni figurati Mailand 1600 CHORAL Antiphon: Dum ortus fuerit CHIARAMARGARITACOZZOLANI Magnificatzu acht Stimmen CHORAL Antiphon: Dum ortus fuerit Alma redemptoris mater Dieses Konzert wird in besonderer Weise von der Kulturabteilung des Italienischen Generalkonsulats München unterstützt. Wir danken der Meisterwerkstätte für historische Tasteninstrumente, Markus Kotz, 93152 Nittendorf, für die freundliche Bereitstellung des Regals. Wir danken der Kulturwerkstatt Sulzbach-Rosenberg für die freundliche Bereitstellung der Truhenorgel. AUSFÜHRENDE CAPPELLAARTEMISIA Frida Forlani, Alessandra Fiori, Gloria Moretti, Alida Oliva, Rebecca Reese, Candace Smith, Silvia Testoni, Patrizia Vaccari Gesang Maria Christina Cleary Harfe Francesca Torelli Theorbe Bettina Hoffmann Viola da gamba Miranda Aureli Orgel Dominikanerkirche Die Dominikanerkirche gehört zu den frühesten Schöpfungen der deutschen Gotik und ist eine der größten Bettelordenskirchen in Deutschland. Mit ihrem Bau wurde 1246 begonnen. Anfang des 14. Jahrhunderts war die Kirche bereits fertiggestellt. Albertus Magnus, der berühmte Gelehrte und Bischof von Regensburg, wirkte von 1236 bis 1240 im Regensburger Dominikanerkloster. Die Kirche wurde gemäß der Regel des Bettelordens der Dominikaner in strenger Schlichtheit erbaut. Sie besitzt deshalb auch keinen ihren Ausmaßen entsprechenden Turm. Unter den Wandfresken im Inneren ist eine Darstellung der 14 Nothelfer von 1331 besonders hervorzuheben. Es ist eine der frühesten, die wir kennen. Die Fresken wurden bei Renovierungsarbeiten zwischen 1967 und 1973 freigelegt.
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