TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2004 erhalten. Diese endgültige Fassung ist heute die bekanntere, auch wenn darüber keinesfalls die Urform in Vergessenheit geraten darf. Durch ihre besondere Klangfarbe verweist uns die Blockflöte stärker auf die Ursprünge des Barock und unterstreicht die Zartheit und Frische der Solomelodie im Verhältnis zum Tutti-Part. Beispielhaft ist hier Il Gardellino . Um das zarte Schlagen, das leise Zögern und das lustige Zwitschern des Distelfinks zu verkörpern, ist die Blockflöte nahezu ideal. Der changierende Klang dieses Instruments gibt auch perfekt den wirbelnden, pfeifenden Wind inLa Tempesta di Marewieder; desgleichen die Träumereien und gespenstischen Visionen in La Notte , im einzigen der im heutigen Konzert erklingenden Vivaldi-Konzerte, das nicht der klassischen Dreiteilung huldigt. Vivaldi hatte eine Vorliebe für aussagestarke Titel, die beim Hörer nicht loslassende Bilder aufsteigen lassen (vgl. dieVier Jahreszeiten ). Aber auch die „namenlosen“ Concerti sind deswegen nicht von geringerer Bedeutung; sie sind wahre Juwelen an spritzigem Geist, hoher Virtuosität und Erfindungsreichtum wie das G-Dur Concerto RV 443. Was den bewussten Einsatz der feinen Charakterunterschiede zwischen Quer- und Blockflöte angeht, kennen wir in der Musikgeschichte nur recht wenige Beispiele. Eines der herausragenden Beispiele ist G. Ph. Telemanns Doppelkonzert e-Moll für Block- und Traversflöte. Die Gegenüberstellung des Alten und Neuen in Gestalt von Blockflöte und Traversflöte ist ein interessantes Experiment und erweist sich, vor allem unter den Händen eines Komponisten, der beide Instrumente beherrschte, als ungemein überzeugend. Dem Konzert liegt die Satzfolge der italienischen Kirchensonate, die zweimalige Abfolge eines langsam-schnellen Satzpaares zugrunde. Bemerkenswert ist besonders der dritte Satz in EDur mit seiner Pizzicato-Begleitung. Das Finale ist ein wirbelndes Presto und stellt mit virtuosen Solo-Episoden und kühnen Unisono-Passagen einen Höhepunkt in Telemanns kunstfertiger Verarbeitung polnischer Folklore dar. 29 PROGRAMM ANTONIOVIVALDI Konzert für Altblockflöte in F, Streicher (1678-1741) und Basso continuo g-Moll „La Notte“ RV 439 - Op. X Nr.2 Largo – (Fantasmi) Presto – Largo – Presto – (Il sonno) Largo - Allegro ANTONIOVIVALDI Konzert für Altblockflöte in G, Streicher und Basso continuo D-Dur „Il Gardellino“ RV 428 - Op. X Nr. 3 Allegro - Largo - Allegro ANTONIOVIVALDI Konzert für Flautino alla quarta bassa G-Dur RV 443 (Allegro) – Largo – Allegro molto PAUSE ANTONIOVIVALDI Konzert für Altblockflöte in F, Streicher und Basso continuo F-Dur „La Tempesta di Mare“ RV 433 - Op. X Nr.1 Allegro - Largo - Presto GEORGPHILIPPTELEMANN Konzert für Altblockflöte und Violoncello (1681-1767) piccolo a-Moll Grave – Allegro – Dolce - Allegro GEORGPHILIPPTELEMANN Konzert für Altblockflöte und Traversflöte e-Moll Largo - Allegro - Largo - Presto Wir danken der Meisterwerkstätte für historische Tasteninstrumente, Christian Fuchs, 33602 Bielefeld, für die freundliche Bereitstellung des Cembalos. AUSFÜHRENDE ENSEMBLEMATHEUS Jean-Christophe Spinosi, Laurence Paugam, Laura Corolla Violine I Françoise Paugam, Anne Violaine Caillaux Violine II Malik Haudidier Viola Pauline Warnier Violoncello Thierry Runarvot Kontrabass Hélène Murgier Cembalo Venedig
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