La Venexiana gastiert nach 2003 zum zweiten Mal in Regensburg. Seit 1998 hat das Ensemble für das spanische CD-Label Glossa Maßstab setzende Interpretationen der Madrigale Sigismondos, Luzzaschis, Marenzios, Gesualdos und Monteverdis vorgelegt. Sie erhielten zahlreiche Preise und machten das Ensemble weltweit berühmt. Das englische Fachblatt Gramophone schrieb über La Venexiana : „New Orpheus of the Italian madrigal repertoire”. Alle Mitglieder des Ensembles sind ausgewiesene Vokalspezialisten und haben einen neuen Gesangsstil besonders für das italienische Renaissance-Madrigal kreiert. Mittlerweile gastierte La Venexianaweltweit bei zahlreichen Festivals und Konzertreihen, u.a. in Brügge, im Wiener Musikvereins-Saal, in Utrecht, Barcelona, Straßburg, Mexiko-Stadt, Tokio, New York und San Francisco. Nach dem Regensburger Konzert wird das 8. Madrigalbuch Monteverdis für das spanische CD-Label Glossa aufgenommen. Zum Programm: Als Claudio Monteverdi im letzten Vierteljahr des Jahres 1638 in Venedig sein 8. Madrigalbuch drucken ließ, war er einundsiebzig Jahre alt. Sein vorletztes Madrigalbuch war neunzehn Jahre vorher erschienen, und während dieser ganzen langen Zeit hatte er nur die Scherzi musicali in Stilo recitativo (1632) in Druck gegeben. Schon allein daran ist der besondere Rang dieses gewaltigen Sammelwerks zu ermessen, das als das »musikalische Vermächtnis« Monteverdis gelten kann. Das 8. Madrigalbuch ist das »Buch der Synthese«. Es gibt einmal einen historischen Überblick, denn es enthält Werke, die zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten entstanden sind, so auch derBallo delle Ingrate (am 4. Juni 1608 in Mantua uraufgeführt) und derCombattimento di Tancredi e Clorinda (Venedig, 1624). Zum anderen sind in diesem Buch nahezu alle weltlichen Gattungen vertreten, denen sich Monteverdi in seiner Schaffenszeit gewidmet hat. Schließlich findet sich auf dem Titelblatt der Ausgabe von 1638 der Hinweis, dass die Sammlung »mehrere Stücke im darstellenden Stil enthält, die als kurze Szenen zwischen die nichtszenisch gesungenen Stücke eingeschoben sind«: diese Kompositionen in genere rappresentativo (zu denen auch derBallound der Combattimento gehört) sind die ersten Beispiele für das Eindringen des Theaters in die Welt des Madrigals, außerdem geben sie wertvolle Einblicke in das musikdramatische Schaffen Monteverdis, das heute großenteils verloren ist. Monteverdi ließ es sich im Übrigen nicht nehmen, selbst eine ausführliche Vorrede zu diesem Buch zu schreiben und einigen Stücken eine gesonderte Vorbemerkung voranzustellen, so auch demCombattimento und dem Ballo delle Ingrate . Es sind dies die umfangreichsten Texte, die Monteverdi je in seinem Leben veröffentlicht hat, und man kann den Wert dieser Ausführungen gar nicht hoch genug einschätzen, sowohl in ästhetischer als auch in musikgeschichtlicher Hinsicht. Il Ballo delle Ingrate Monteverdi hat seine Sammlung in zwei streng symmetrisch angelegte Teile gegliedert: die Madrigale »vom Krieg« und die Madrigale »von der Liebe«. Jeder dieser Teile birgt ein Kleinod von ganz besonderem Reiz: der Combattimento stellt den Höhepunkt der »kriegerischen« Madrigale dar, der Ballo ist der krönende Abschluss der madrigali amorosi und der Sammlung insgesamt. DiesenBallo delle Ingratehatte zusammen mit der Oper Arianna und der Komödie L’Idropica der Herzog von Mantua, Vincenzo Gonzaga (der erste »Dienstherr« Monteverdis), in Auftrag gegeben, und zwar aus Anlass der Festlichkeiten zur Vermählung seines Erben Francesco mit Margarita von Savoyen. Bei der Komposition dieser mascherata entfernte sich Monteverdi vom Vorbild des französischenBallet de courund schuf ein festliches Tanzstück ganz eigener Art. Es ist aber wie dieses aus verschiedenen musikalischen Formen zusammengesetzt, und der eigentliche Ball wird von einer durchgehend gesungenen, zusammenhängenden Handlung umrahmt. An diesem großen Ball nahm das Herrscherpaar teil und die geladenen Gäste des Adels, während die übrigen Teile des Stücks von Berufstänzern und Berufssängern ausgeführt wurden. Das Genie Monteverdis zeigt sich in seiner ganzen Größe in den gesungenen Teilen, die im stilo recitativo geschrieben sind, dem revolutionären Stil, den er 1607 in seinemOrfeoerstmals erprobt hatte und den er hier und in L’Arianna weiter verfeinerte. Er steigerte ihn dort zu ganz außerordentlicher pathetischer Kraft, die weit über die eher konventionelle Dichtung Rinuccinis hinausging und im abschließenden Lamento »Aer sereno e puro« ihren Höhepunkt fand. Dort wie im bewegenden Duett »Ecco ver noi d'addolorate squadre« ist Monteverdi zum tiefsten Ausdruck menschlicher Tragik gelangt. Nun galt es aber noch, die musikalischen Mittel zur Darstellung menschlicher Gewalt zu entwickeln: das tat Monteverdi imCombattimento di Tancredi e Clorinda . Il Combattimento di Tancredi e Clorinda Im Jahr 1624 wurde derCombattimento di Tancredi e Clorinda »als Abendunterhaltung in der Karnevalszeit« im Palazzo Mocenigo in Venedig »in Anwesenheit des gesamten Adels« uraufgeführt. Das der Komposition zugrunde liegende Libretto ist ein Auszug aus der epischen DichtungLa Gerusalemme Liberata von Torquato Tasso, die für jeden Gebildeten der damaligen Zeit das maßstabsetzende Werk war. Wie Monteverdi in seiner langen Vorrede zum 8. Madrigalbuch selbst ausführt, hat er in diesem Stück erstmals die Stilmittel des sogenannten stile concitato angewendet, des »erregten Stils«, den er zur Darstellung des TAGEALTERMUSIKREGENSBURG La Venexiana (Italien) MAI2005 Montag, 16. Mai 2005, 11.00 Uhr (Matinee), Reichssaal , Rathausplatz Leitung: Claudio Cavina Claudio Monteverdi (1567-1643) – Achtes Madrigalbuch Combattimento di Tancredi e Clorinda – Lamento della Ninfa – Il Ballo delle Ingrate 32 La Venexiana Claudio Cavina
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