(= und zu jeder Zeit) erweitert hat, ist vom Text her ganz auf Dank, Lob und Jubel abgestimmt und lässt damit eine direkte Beziehung zum Sonntagsevangelium vermissen, das vor Kleingläubigkeit und unnützen Sorgen warnt. Einige Textvarianten in Bachs Partitur lassen darauf schließen, dass die Kantate zu verschiedenen Gelegenheiten Wiederverwendung fand. So wie sie heute zu den beliebtesten und meistgesungenen Kantaten Bachs zählt, so scheint sie sich schon zu Lebzeiten des Komponisten besonderer Wertschätzung erfreut zu haben. An die Koloraturfertigkeit der Sopranistin und an die Clarinblastechnik des Trompeters stellt sie allerdings ungewöhnliche Anforderungen. Gleich die erste Arie präsentiert sich wie ein Instrumentalkonzertsatz, zwischen dessen Tuttiritornellen die Gesangsstimme mit Trompete und Violine in echter Konzertmanier rivalisiert. Erst der Mittelteil des in Da capo-Form angelegten C-Dur-Satzes bietet dem Sopran Gelegenheit zur Entfaltung arienmäßiger Melodik. In den folgenden beiden Sätzen wirkt der Tonartwechsel nach dem parallelen a-Moll-Bereich durchaus nicht als Eintrübung der heiteren Grundstimmung, sondern als wohldurchdachte Ausbalancierung des harmonischen Gesamtplanes. Das von Streicherakkorden im Achtelrhythmus begleitete Rezitativ „Wir beten zu dem Tempel an“ verlässt rasch die Sphäre gemessener Feierlichkeit und findet sich, nunmehr nur vom Continuo begleitet, zu einem beweglichen Ariosostil voll melismatischer Ausdrucksfiguren zurück. In der folgenden, ebenfalls nur vomContinuo begleitetenArie „Höchster, mache deine Güte“ zeichnen schon die unaufhörlich aufstrebenden Achtelketten des Instrumentalbasses die freudige Grundtendenz ab, die sich ebenso in den anmutigen und herzlichen Melodiewendungen der Sopranstimme kundtut, so dass diese Arie, trotz Molltonalität und schlichter Besetzungsart, durchaus als Zentralstück der Jubelkantate fungieren kann. In ein frohbewegtes Klangspiel zweier Soloviolinen und des Continuocellos bezieht der anschließende, wieder in C-Dur angesiedelte Satz die Choralmelodie „Sei Lob und Preis mit Ehren“ ein. Mit ihren zwölf Zeilenabschnitten in leicht verzierter Dreivierteltaktfassung gliedert sie den ungewöhnlich langen, aber durch immer neue Motivspielvarianten fesselnden Choralsatz, dessen Instrumentalnachspiel überraschend in das vom Sopran angeführte Schluss-Allegro mündet. Mit einer virtuosen Alleluja-Fuge, in der Koloraturstimme, Trompete und Violine an Beweglichkeit wetteifern und ihre Lob- und Dankgefühle in Tongirlanden und Dreiklangsfanfaren hinausjubeln, schließt diese herrliche Kantatenschöpfung. TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2005 37 PROGRAMM JOHANNSEBASTIANBACH (1685-1750) Ouverture C-Dur Nr. 1 BWV 1066 für 2 Oboen, Fagott, Streicher und Basso continuo Ouverture – Courante – Gavotte I/II – Forlane Menuet I/II – Bourrée I/II – Passpied I/II „Mein Herze schwimmt im Blut“ Kantate für Sopran, Oboe, Streicher und Basso continuo BWV 199 Recitativ: „Mein Herze schwimmt im Blut“ Arie: „Stumme Seufzer, stille Klagen“ Recitativ: „Doch Gott muß mir genädig sein“ Arie: „Tief gebückt und voller Reue“ Recitativ: „Auf diese Schmerzens Reu“ Choral: „Ich, dein betrübtes Kind“ Recitativ: „Ich lege mich in diese Wunden“ Arie: „Wie freudig ist mein Herz“ PAUSE 5. Brandenburgisches Konzert D-Dur BWV 1050 Allegro – Affettuoso – Allegro Solisten: Lisa Keaton-Sommer, Traversflöte Julia Huber, Violine Johannes Maria Bogner, Cembalo „Jauchzet Gott in allen Landen“ Kantate für Sopran, Solotrompete, Streicher und Basso continuo BWV 51 Arie „Jauchzet Gott in allen Landen“ AUSFÜHRENDE L’ORFEOBAROCKORCHESTER Michi Gaigg, Julia Huber (Solovioline), Petr Zemanec, Sabine Reiter-Posch, Linda Pilz, Martin Jopp, Martin Kalista, Petra Eckhardt Violine Simone Trefflinger, Johanna Weber, Julia Fiegl Viola Katie Stephens, Peter Trefflinger Violoncello Maria Vahervuo Kontrabass Anna Freeman Trompete Lisa Keaton-Sommer Traversflöte Carin van Heerden, Andreas Helm Oboe Györgyi Farkas Fagott Johannes Maria Bogner Cembalo / Orgel Alte Kapelle Die Anfänge der Stiftskirche Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Urkundlich fassbar wird die Alte Kapelle im Jahre 875 durch eine Schenkungsurkunde König Ludwigs des Deutschen, der an dieser Stelle eine Pfalzkapelle errichten ließ. Der heiliggesprochene Kaiser Heinrich II. ersetzte die Anlage im frühen 11. Jahrhundert durch einen Neubau, der sich bis heute erhalten hat. Nur die Ostteile wurden 1441/52 durch einen sehr viel größeren spätgotischen Chor ersetzt. Der Innenraum überrascht durch eine unerwartet prächtige Ausstattung im Stil des Rokoko. Ab 1747 arbeiteten hier der Wessobrunner Stukkateur Anton Landes, die Augsburger Maler Christoph Thomas Scheffler und Gottfried Bernhard Götz sowie der Regensburger Altarbauer und Bildschnitzer Simon Sorg. Aus ihremZusammenwirken entstand eine Dekoration, deren rauschender Glanz seinesgleichen sucht und dem Bau einen würdigen Platz in der Reihe der süddeutschen Rokokokirchen sichert. Recitativ: „Wir beten zu den Tempel an“ Arie: „Höchster, mache deine Güte“ Choral: „Sei Lob und Preis mit Ehren“ „Alleluja“ Wir danken der Universität Regensburg (Fachbereich Musikpädagogik) für die freundliche Bereitstellung der Truhenorgel. Michi Gaigg
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