The Rose Ensembleaus Saint Paul, Minnesota, feiert mit dem Debut-Konzert bei den Tagen Alter Musik in Regensburg sein 10-jähriges Bestehen. 2005 erhielt das Vokalensemble den renommierten amerikanischen „Margaret Hillis Award for Choral Excellence“. In den USA genießt das Rose Ensemble einen exzellenten Ruf und seine bisher sechs veröffentlichten CDs wurden u.a. im Gramophone, Early Music America Magazine und American Record Guide mit besten Kritiken bedacht. Immer wieder werden der reine homogene Chorklang, die dynamische Bandbreite und die faszinierend virtuose Stimmbeherrschung auch in extremen Tonlagen herausgestellt. DasRose Ensemblegibt alljährlich über 50 Konzerte vorwiegend in den USA. Unter der Leitung seines Gründers und künstlerischen Leiters Jordan Sramek widmet sich das Ensemble seit Jahren besonders der Erforschung und Aufführung der Vokalmusik der Renaissance und des Frühbarock Osteuropas. Im Gegensatz zur westeuropäischen Musik wird ihr im öffentlichen Konzertleben noch immer zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei gibt es wahre Meisterwerke der Vokalpolyphonie zu entdecken. Zum Programm: Die Welt der Alten Musik schenkt der alten Vokalmusik Osteuropas nur sehr wenig Aufmerksamkeit. Während viele Wissenschaftler ihre ganze Laufbahn damit zubringen, in den WestBibliotheken von Florenz und Paris herumzustöbern, bleiben die Regale der Handschriftenbibliotheken und Klöster von Krakau, Moskau und Prag noch weitgehend unbeachtet. Unser Konzert bietet nur einen kleinen Einblick in das reichhaltige alte Vokalrepertoire Polens, Russlands und Böhmens (zusammen mit Legenden aus dem Leben slawischer Helden und Heiliger) und versucht so, einige wahrhaft exzellente Kompositionen ans Licht zu holen. Einige der Stücke in unserem Programm zeigen eine enge Beziehung zum Gregorianischer Choral auf, weil sie eine monophone Melodielinie mit lateinischem Text aufweisen. Die polyphonen Stücke könnten leicht (und eindeutig) „lateinische Motetten” genannt werden. Aber wenn wir diese Stücke eingehender klassifizieren, sie detaillierteren Kategorien zuweisen wollten, wie würden wir sie benennen? Genaueres Hinsehen enthüllt, dass viele Texte Geschichten erzählen und sogar biographische Poesie bieten, indem sie über ihrer Protagonisten gottgefällige Taten, ihre Wunder, ihre Geburt und ihren Tod sprechen, die sie der Titel „Heiliger“ oder „Märtyrer“ würdig erscheinen lassen. Ist dies also geistliche Musik, weltliche Musik oder Volksmusik ... oder vielleicht eine Mischung aus allen drei Arten? Es mag angemessen sein, diese Stücke „spirituelle Folksongs” zu nennen. Zusätzlich zu einer madrigalartigen polnischsprachigen Psalmkomposition des Mikolaj Gomolka (eines populären Komponisten während der kurzlebigen polnischen katholischen Reformation) bieten wir lateinische Motetten von Mikolaj Zielenski, einem von Polens führenden Komponisten der Spätrenaissance bzw. des Frühbarocks. Zielenskis Kompositionen verraten viel von der oft in Vergessenheit geratenen Beziehung zwischen Polen und Italien während des 17. Jahrhunderts und zeigen, eine wie bedeutende Wirkung der italienisch beeinflusste Stil auf die polnischen Komponisten der Zeit hatte. Von 1608 bis 1615 stand Zielenski in den Diensten des Erzbischofs von Gniezno, der angeblich auf Betreiben des Königs Zielenski zum Studium bei dem berühmten venezianischen Komponisten Giovanni Gabrieli schickte. Venezianischer Einfluss zeigt sich weitgehend in Zielenskis Band mit Offertorium-Kompositionen (Offertoria totius anni). Alle wurden für vierstimmige Chöre geschrieben mit Ausnahme der von uns ausgewählten Fassung des Magnificat , die für drei Chöre komponiert wurde, was so typisch für die antiphonischen Stücke ist, die Gabrieli selbst für die Chöre von St. Markus in Venedig schrieb. Diese Sammlung enthält zusammen mit Zielenskis Kommunionskompositionen ( Communiones totius anni ) insgesamt 122 im Jahre 1611 in Venedig veröffentlichte Werke, die höchstwahrscheinlich für Liturgien sowohl in Venedig als auch in Krakau benutzt wurden. Seine ganze Geschichte hindurch spielte das Stück Bogurodzica (Die Mutter Gottes) zwei Hauptrollen: es diente als ein Symbol nationaler Identität (als eines der frühesten Beispiele für geschriebene polnische Sprache und als traditionelle Nationalhymne) und als ein Zeichen für die Anbetung der Mutter Maria, als ein Symbol für Polens alles durchdringenden Katholizismus. Diese anonyme Hymne entstand wahrscheinlich im 13. Jahrhundert, während ihre frühesten erhaltenen Belege bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen. Man nimmt an, dass Bogurodzica im 14. Jahrhundert weithin bekannt war, weil die polnischen Ritter es als Hymne vor der Schlacht von Grunwald (15. Juli 1410) und im Jahre 1444 während der Schlacht gegen die türkische Armee bei Varna sangen (wo die europäischen Armeen besiegt wurden und der junge polnische König Vladislaus IV. starb). Ein weiteres Schlachtlied in diesem Programm ist Piesn nowa, o szczesliwej potrzebie pod Byczyna (Ein neues Lied vom Sieg bei Byczyna). In dieser Schlacht besiegte Zamoyski im Jahre 1588 Maximilian, den Erzherzog von Österreich (den polnischen Thronanwärter nach dem Tod von König Stephan Batory), und nahm ihn gefangen, wodurch der Weg für König Sigismund geebnet wurde. In der zweiten Konzerthälfte singen wir eine lateinische Motette aus demCodex Speciálník , einer Prager Handschrift etwa aus der Zeit um 1500, über die sehr wenig bekannt ist. DerCodex , eine liturgische Sammlung, die wahrscheinlich für den Bedarf der literarischen BruderschaftUtraquistzusammengestellt wurde, ist auf seine eigene Art eine sehr „spezielle“ Quelle, in der sich alles von weithin unbekannten tschechischsprachigen Stücken bis zu berühmten Motetten wie demAve Maria von Josquin des Prez findet. Der Codexwird gegenwärtig in dem Städtischen Museum Hradec Králové (Tschechische Republik) aufbewahrt, ist dort aber erst seit dem Jahre 1901, in welchem er in Prag von einem Antikensammler gekauft wurde. Die von uns ausgewählte Motette ist typisch für die in demCodexzu findende Musik: Nobis est Natus weist einen langsamen, starken cantus firmus in der mittleren Stimme auf und zwei rhythmisch bewegtere Melodielinien darüber und darunter. Unser Programm enthält auch zwei „BuchstütTAGEALTERMUSIKREGENSBURG The Rose Ensemble (USA) JUNI2006 Samstag, 3. Juni 2006, 22.45 Uhr (Nachtkonzert) Dominikanerkirche , Predigergasse 20 The Rose Ensemble Geistliche Vokalmusik vom 11. bis zum 17. Jahrhundert aus Prag, Krakau und Moskau Leitung: Jordan Sramek
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