Das EnsembleMikado ist eine Gruppe junger Musiker, die sich auf die Musik des Mittelalters und der Renaissance spezialisiert haben. Die drei Blockflötisten Katharina Lugmayr, Maja Osojnik und Thomas List gründeten das Ensemble noch während ihres Studiums an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien. In den letzten Jahren hat sich die Besetzung des Ensembles erweitert. Die SängerinAgnes Hegingerund die GambistinEva Reiter sind zum Ensemble dazugekommen. Auf der Suche nach neuen Wegen, Alte Musik zu interpretieren, entstanden aufregende Besetzungen und Arrangements bis hin zum Einsatz von neuen Medien. Mit dem Regensburger Programm „The dark is my delight“ gewann das Ensemble Mikado 2004 in souveräner Manier den renommierten Alte-Musik-Wettbewerb IYAP-EM 2004 (International YoungArtists´ Presentation - Early Music) in Antwerpen (Belgien) und wurde damit schlagartig einer großen Öffentlichkeit bekannt. Zahlreiche Konzertauftritte führten das Ensemble unter anderem in die Schweiz, nach Liechtenstein, Polen, Italien und Belgien, zu den Wiener Blockflötentagen, zu den „Hörgängen“ im Wiener Konzerthaus, den ISCM Welt-Musiktagen 2003, zum Festival für Alte Musik in Brezice/Slowenien, zum Festival für Alte Musik in Bolzano/Italien, zum Festival „Laus Poliphoniae“ in Antwerpen/Belgien, zum Festival „Wratislavia Cantans“ in Polen und zum Festival „Aqua Musica“ in Amsterdam/Niederlande. Die erste CD „The dark is my delight“ erschien in der ORF-Edition Alte Musik 2005. Zum Programm: Zur Zeit der Herrschaft von Elizabeth I. erlebte England in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine weitgehende Friedenszeit und wurde, nicht zuletzt durch Erfolge auf dem Gebiet der Seefahrt, zum Weltreich. Handel und Gewerbe florierten. Kunst und Kultur standen in Blüte; so steht das «Elisabethanische Zeitalter» auch als Synonym für Höchstleistungen der englischen Renaissance. Vor diesem Hintergrund entstand ein bemerkenswert reiches Musikleben mit hervorragenden Musikern und Komponisten, deren Werke bis heute nichts an ihrer Schönheit eingebüßt haben. Und trotzdemwar diese Zeit auch eine Zeit voller Gegensätze. Auf der einen Seite weltberühmte Schriftsteller wie William Shakespeare, auf der anderen Seite das einfache Volk, das weder lesen noch schreiben konnte. Auf der einen Seite Poesie, Theater, Musik, auf der anderen Seite Unterhaltung in Form von öffentlichem Erhängen und grausamen Tierkämpfen. Auf der einen Seite neue Erkenntnisse in der Medizin und am menschlichen Körper, auf der anderen Seite die Pest, schmutzige und unhygienische Städte. In der Auseinandersetzung mit der Musik dieser Zeit werden auch hier Kontraste deutlich. Die Musik am Hof war sicherlich eine ganz andere als die des einfachen Volkes, und dennoch verwischen sich zwischen beiden «Metiers» die Grenzen. Die Texte der Lieder handeln von unterschiedlichsten Stimmungen, Charakteren, Schicksalen und erzählen Geschichten von tiefster Verzweiflung bis hin zu unbeschwerter Freude – manchmal tragisch, manchmal witzig, manchmal tiefgründig, manchmal naiv einfach. Solche Kontraste waren für uns ausschlaggebend, unser Programm «The Dark is my Delight» zu nennen. Die Bezeichnung «Consort Song» wurde als erstes von William Leighton in seinem Werk «Teares or Lamentacions of a Sorrowfull Soule» (1614) verwendet, und zwar für eine Gruppe von Stücken für Solostimme mit Gambenbegleitung. Consort Songs wurden zunächst als geeignetes Medium betrachtet zur Vertonung von Psalmen und dramatischen Gedichten, deren Text aus den Tragödien, die am Hof Elizabeths I. aufgeführt wurden, stammt. Später verwendeten sie Komponisten auch bevorzugt für humoristische und satirische Texte, um der alten Form neuen Schwung zu verleihen. William Byrd, der Großmeister seiner Zeit, der auch «Palestrina Englands» genannt wurde, hatte wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung dieses Genres. Er legte großen Wert darauf, die Stimme mit den begleitenden Instrumenten zu verschmelzen, indem er sie durch Imitation geschickt verband. Letztlich ist es ihm zu verdanken, dass sich die Consort Songs gegen die sehr beliebten Lute Songs (Lieder nur mit Lautenbegleitung) behaupten konnten. «Ye sacred Muses» komponierte William Byrd für das Begräbnis von Thomas Tallis, der sein Lehrer und Mentor war. Die Textzeile «Tallis is dead and Music dies» («Tallis ist tot, und die Musik stirbt») zeigt, welche Hochachtung Byrd für seinen Lehrer und Freund empfand. «Come, pretty babe» ist eines der Wiegenlieder (englisch «Lullabies»), in dessen Zentrum ein tragisches Schicksal steht. Eine Mutter erzählt klagend ihrem Kind die traurige Geschichte über dessen Vater, der die beiden im Stich gelassen hat. Neben Byrd gab es eine Reihe anderer Komponisten aus dieser Zeit, die uns wunderschöne Stücke hinterlassen haben. Leider blieben uns viele von ihnen unbekannt, so wie der Komponist von «Oh Lord, of whom I do depend». Dem Stück liegt ein altes englisches Kirchenlied zugrunde. Es handelt sich dabei um ein Gebet, das in der Form eines in nominekomponiert wurde, deren Grundlage eine sehr bekannte und oft verwendete Melodie von John Taverner ist. In unserer Interpretation verliert die zerbrechliche Stimme in der letzten Strophe ihre Worte und endet quasi in einer improvisierten Melodie. John Dowland, einer der bekanntesten Komponisten und Lautenisten seiner Zeit, veröffentlichte 1597 sein «First Booke of Songs and Ayres of fowre partes with Tableture for the Lute» und wurde gleichsam über Nacht in ganz Europa berühmt. Das Buch wurde mindestens viermal neu aufgelegt und war in vielfacher Hinsicht bahnbrechend. War es zuvor üblich, jede Stimme aus einem eigenen Stimmbuch zu spielen, war dies das erste Exemplar, aus dem alle Musiker gemeinsam spielen konnten. Dies war nun möglich geworden, weil Dowland die Stimmen auf den Seiten oben, unten, links und rechts anTAGEALTERMUSIKREGENSBURG Ensemble Mikado (Österreich) JUNI2006 Sonntag, 4. Juni 2006, 16.00 Uhr Reichssaal , Rathausplatz The dark is my delight – English Consortsongs John Dowland und seine Zeitgenossen 26 Ensemble Mikado Foto: David Maesen
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