Tage Alter Musik – Programmheft 2006

Mit dem EnsembleLa Fenice unter der Leitung seines Gründers Jean Tubéry gastiert eines der renommiertesten Kammerensembles für Renaissanceund Barockmusik erstmals in Regensburg. La Fenice hat weltweit auf allen wichtigen Festivals Konzerte gegeben und zahlreiche, vielbeachtete CDs eingespielt. Die Lebendigkeit, mit der La Fenice musiziert, ist ansteckend und die große Vielfalt an Klangfarben lässt niemals klanglicher Eintönigkeit Raum. Jean Tubéry selbst beherrscht den Zink makellos und ist mit seinen Interpretationen Maßstab setzend. Zum Programm: Von Venedig nach Wien Am 26. oder 27. Juli 1741 starb Antonio Vivaldi in misslichen Verhältnissen in Wien, wo er auf dem Armenfriedhof begraben wurde. Warum war er nach Wien gekommen? Wie konnte es mit dem Musiker, der ganz Europa erobert hatte, so weit kommen, dass er genau fünfzig Jahre vor dem Tod des Salzburger Komponisten Mozart wie dieser die Welt im Zustand vollkommener Mittellosigkeit verließ? Wie für alle Musiker aus Venedig stellte Wien seit einem Jahrhundert eine bedeutende Etappe in ihrer Karriere dar. Man musste dorthin eingeladen, dort gespielt werden, und wenn das nicht möglich war, zögerten die Komponisten nicht, einem Kaiser oder einem bedeutenden Mäzen das eine oder andere ihrer Werke zu widmen, um so deren Anerkennung zu erringen. Sie hofften, manchmal eine Gunst zu erfahren oder einen wichtigen Posten zu erhalten. Im Jahre 1725 hatte Vivaldi sein Opus VIII, II Cimento dell’ armonia et dell’ inventione dem Grafen Morzin, Haydns künftigem Gönner, gewidmet. Einige Jahrzehnte zuvor scheint Giovanni Legrenzi, bevor er Kapellmeister an der Markus-Kirche von Venedig wurde, sein Glück an der kaiserlichen Kapelle versucht zu haben, indem er Leopold I. seinen Band Instrumentalstücke, La Cetra widmete. Beispiele dieser Art gibt es viele. Allerdings waren die Kaiser nicht gewöhnliche Musikliebhaber. Die Musik spielt in ihrem Leben eine wichtige Rolle. Einige unter ihnen sind auch selbst Musiker, ja sogar Komponisten, zum Beispiel Ferdinand III. und nach ihm Leopold I. und Joseph I. Diese bedeutende Rolle der Musik am Wiener Hof geht auf die Thronbesteigung Ferdinands II. im Jahre 1619 zurück. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern macht er aus Wien die Hauptresidenz des Hofes mit dem Wunsch, es in eine echte Hauptstadt zu verwandeln. Von da an wird das Musikleben fast zwei Jahrhunderte lang von den Italienern beherrscht, wobei die Venezianer oder wenigstens Musiker aus den Städten Norditaliens die überwiegende Mehrheit darstellten. Die ersten beiden Kapellmeister sind Giovanni Priuli und Giovanni Valentini, Schüler Giovanni Gabrielis. Priuli stand bereits im Dienst von Erzherzog Ferdinand in Graz, bevor dieser Kaiser wurde. Sein Werk steht dem mehrchörigen venezianischen Stil, aber auch der Madrigalkunst nahe. Seine Nachfolger, Valentini und vor allem Barthali, steuern ihr Können im Bereich der Instrumentalmusik bei. Doch der virtuose Geiger Barthali, der eine große Wiener Geigentradition einleitete (seine direkten Erben sind J.H. Schmelzer und H.I.F. von Biber), war auch Komponist von geistlicher und weltlicher Vokalmusik. Er hinterließ uns einen sehr umfangreichen Katalog von Opern, Oratorien, Messen und anderen religiösen Werken, die er während der mehr als vierzig Dienstjahre am Hof unter Ferdinand II. und Ferdinand III. komponierte. Die Komponisten des heutigen Konzerts hatten alle, doch jeder in seiner besonderen Art, Beziehungen zum Kaiserhof. Auf dem Gebiet der Instrumentalmusik wirft die Persönlichkeit von Dario Castello noch zahlreiche Fragen auf. Unter der Leitung von Monteverdi war dieser brillante Virtuose Leiter der Bläser an der Markus-Kirche, ist uns aber nur durch zwei Veröffentlichungen von Instrumentalmusik bekannt, die großen Erfolg hatten, da sie mehrmals auch noch nach seinem Tod neu aufgelegt wurden. Außerdem findet man einige dieser Werke in verschiedenen handschriftlichen Kopien in einer Wiener Handschrift. Im Vorwort des ersten Bands (1621) zögert Castello nicht, seine Kompositionen als Werke von großer Virtuosität vorzustellen, durch die er „den modernen, heutigen Stil, der von allen anerkannt ist, respektieren will“. Dabei bemerkt er in einem ein wenig beruhigenderen Tonfall: „Nichts ist schwer, wenn man daran Vergnügen hat“. Im Jahre 1629 widmet er seinen zweiten, in Venedig publizierten Band Kaiser Ferdinand II. Im Jahre 1657 starb Ferdinand III. Für diesen ersten Musiker-Kaiser war die Musik die künstlerische Nahrung seines Lebens. Er hatte bei Giovanni Valentini Komposition studiert und hinterließ uns mehrere Partituren mit geistlicher und weltlicher Vokalmusik, darunter auch ein „Drama musicum“. Da ihm viele Werke gewidmet wurden, verstand er es, sich mit hervorragenden Interpreten zu umgeben. Unter ihnen waren viele Italiener, doch hatte er seine LandsTAGEALTERMUSIKREGENSBURG La Fenice (Frankreich) JUNI2006 Montag, 5. Juni 2006, 11.00 Uhr (Matinee), Minoritenkirche , Dachauplatz Leitung: Jean Tubéry Italienische Manier 34 Jean Tubéry und sein Ensemble La Fenice Fotos: Philippe Matsas

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