Tage Alter Musik – Programmheft 2006

terhin zu einem Freund und Helfer von ihm wurde. Krebs schrieb viele Werke seines Lehrers ab, und zwar nach seinen Kopien kennen wir heute Kantaten Nr. 192, 37 und 140. Bis heute ist der lustige Spruch von Zeitgenossen bekannt: „Es sei in einem Bach nur ein Krebs gefangen worden“ – so sollte auch Bach zu sagen pflegen, indem er Werke von seinem jüngeren Kollegen lobte. Zu jener Zeit war “italienische” und „französische” Musik beliebt, obwohl „deutsche“ Gattungen wie protestantischer Choral auch dabei waren. Alle diese Stile sind in den „Klavierübungen“ von Johann Sebastian Bach zu finden, und im zweiten Band sind z.B. Italienisches Konzert und Französische Ouvertüre enthalten (was könnte noch ausdruckvoller als so eine Gegenüberstellung sein!). Von Krebs stammt auch eine Sammlung von „Klavierübungen“, aber in diese Sammlung wurden von ihm nur Choralbearbeitungen aufgenommen. Jede davon beginnt mit einem Präludium (meist einem virtuosen), diesem folgt ein schönes Stück, in dem eine der Stimmen die Choralmelodie führt, und zum Schluss wird der Choral mit Generalbass gespielt. In all dem folgte Krebs genau der Manier seines Lehrers. Ganz anders arbeitete der andere Schüler von Bach, sein jüngerer Sohn Johann Christian. Er ging nach Mailand und trat zum Katholizismus über, dann ließ er sich in England nieder und verbrachte dort den Rest seines Lebens. Es reicht, einen Blick auf seine Sonate op.17 Nr. 2 zu werfen, um zu merken, wie weit er sich vom Stil seines Vaters entfernte. Dort ist alles neu: sowohl Tonart als auch Harmonie; alle Teile sind in der eben entstandenen Sonatenform komponiert, und Melodiegeflechte erinnern nur entfernt an Kontrapunkte von Johann Sebastian. Trotzdem erbte Johann Christian gerade vom Vater seine Liebe zum Klavier, und umso interessanter ist es, ihre Klavierstücke zu vergleichen, besonders diejenigen, die sich voneinander so sehr unterscheiden, wie das glänzende Italienische Konzert und die englisch-zurückhaltende Sonate c-moll. Und nach dem Vergleich lernt man die beiden Komponisten besser zu schätzen, und man bewundert dann erneut Bach-Vater... TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI 2006 37 Ägidienkirche 1210 übergab Herzog Ludwig I. von Bayern dem Deutschen Orden eine kleine, aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirche, die Vorläuferin der heutigen Ägidienkirche. Die jetzige Ägidienkirche ist keine einheitliche Schöpfung. Ihre Bauphasen reichen vom ausgehenden 13. Jahrhundert bis in das beginnende 15. Jahrhundert. Trotz mannigfacher Renovierungen im 19. und 20. Jahrhundert zeigt sie ein erstaunlich geschlossenes Bild eines hoch- bis spätgotischen Baus. In der Innenausstattung bestechen die zahlreichen Epitaphien, die zumeist die Erinnerung an ehemalige Mitglieder der früheren Deutschordenskomturei wachhalten. ImZuge der Säkularisation verlor die Kirche ihre Funktion einer Pfarrkirche des Deutschen Ordens. Mit der Umwandlung der alten Komtureigebäude in ein Krankenhaus wurde es 1837 zur Kirche dieser Institution. Heute gehört sie zu einemAltenheim, in das die alten Komtureigebäude im 20. Jahrhundert umgebaut wurden. PROGRAMM JOHANNCASPARFERDINAND Suite „Uranie“ d-Moll, FWV 81, FISCHER aus „Musikalischer Parnassus“ (1656-1746) Toccata – Allemande – Courante – Sarabande – Gavotte – Gigue – Rigaudon I & II – Menuet I & II – Passacaglia JOHANNSEBASTIANBACH Italienisches Konzert F-Dur (1685-1750) BWV 971 Allegro – Andante – Presto JOHANNLUDWIGKREBS Drei Choräle aus der (1713-1780) „Clavier Übung“ „Jesu, meine Freude“ „Christ lag in Todesbanden“ „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“ JOHANNCHRISTIANBACH Sonate c-Moll op.17, Nr. 2 (1735-1782) [Allegro] – Andante – Prestissimo Wir danken der Meisterwerkstätte für historische Tasteninstrumente, Christian Kuhlmann, 28211 Bremen, für die freundliche Bereitstellung des Cembalos.

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