Zum Programm: Der Begriff „Symphonische Dichtung“ als Bezeichnung für ein Orchesterwerk, das einen außermusikalischen Inhalt, ein „Programm“ hat, geht vermutlich auf Franz Liszt und seinen Kreis zurück. 1857 schrieb Richard Wagner in dem Aufsatz „Über Franz Liszts symphonische Dichtungen“: „Unwillkürlich kam mir nach Anhörung eines der neuen Lisztschen Orchesterwerke eine freundliche Verwunderung über die glückliche Bezeichnung desselben als „symphonische Dichtung“ an.“ Die im heutigen Konzert zu Beginn erklingende symphonische Dichtung „Les Préludes“ folgt einem poetischen Programm, das Franz Liszt diesem Werk nachträglich beigab. „Les Préludes“ ist der Titel eines Gedichts von Alphonse de Lamartine. Er stammt aus der Sammlung „Nouvelles méditations poétiques“ von 1823. Als die Tondichtung 1854 in Weimar uraufgeführt wurde, vermerkte Liszt auf dem Programmzettel: „nach Lamartine“. Er war mit dem Dichter und Politiker befreundet, hatte ihn oft auf seinem Schloss Saint Point in Burgund besucht und verehrte ihn sehr. Das musikalische Material der „Préludes“ entstammt einem früheren Werk: der Ouvertüre zu der 1844 begonnenen Kantate „Les Quatre Éléments“ nach Joseph Autran, einem Dichter aus Marseille. Liszt dachte also erst nach Vollendung der Symphonischen Dichtung daran, ihr die poetische Idee des Lamartineschen Gedichts zu unterlegen, die er im ersten Satz des Programms folgendermaßen zusammenfasste: „Ist unser Leben etwas anderes als eine Reihe von Vorspielen zu jenem unbekannten Lied, dessen ersten, feierlichen Ton der Tod anstimmt?“ Das Werk besteht aus folgenden Teilen: Das Glück des Lebens – Die Stürme des Lebens – Ländliches Idyll – Kampf und Sieg Der NorwegerEdvard Griegund der eine Generation jüngere Finne Jean Sibelius führten die nordische Musik der Romantik bzw. Spätromantik zur höchsten Blüte. Grieg widmete sein Hauptschaffen romantischen Miniaturen für Klavier oder Orchester, Liedern und Kammermusik. Den großen Formen (Sinfonien, Konzerte, Opern etc.) ging er aus dem Weg. Eine Ausnahme bildet sein bekanntes Klavierkonzert. Grieg wurde 1843 in Bergen (Norwegen) geboren und starb daselbst 1907. Seine musikalische Ausbildung erhielt er in Deutschland (Leipzig) und Dänemark, wo der damals führende Komponist Niels Gade sein Lehrer war. Auf Vermittlung von Franz Liszt erhielt er ein Stipendium für eine Reise nach Rom. Dort traf er mit dem berühmten Klaviervirtuosen und Komponisten zusammen und zeigte ihm sein Klavierkonzert. Zurück in Norwegen wurde er bald bekannt durch seine Kompositionen. Die letzten Jahrzehnte konnte er dank einer königlichen Pension ungestört seinem Schaffen widmen. Zusammen mit seiner Frau, einer guten Sopranistin, für die er viele Lieder schrieb, lebte er auf dem schönen Landsitz Troldhaugen in der Nähe von Bergen direkt am Meer. Dort finden heute noch jährlich Grieg-Festivals statt. Das 1868 im jugendlichen Alter von 25 Jahren entstandene a-Moll Klavierkonzert wurde eines seiner populärsten und begründete seinen frühen Ruhm. Franz Liszt, dem er es 1870 in Rom zeigte, war begeistert und spielte es vom Blatt! Grieg schrieb damals seinen Eltern: „Im Adagio und noch mehr im Finale kulminierte sowohl sein Vortrag wie sein Beifall. Zuletzt sagte er mit einer seltsamen, innigen Betonung, indem er mir mein Werk wiedergab: „Fahren Sie fort, ich sage Ihnen, Sie haben das Zeug dazu, und - lassen Sie sich nicht abschrecken.“ Blendender, vollgriffiger Klaviersatz, die überaus farbige Instrumentation und die darin verflochtene Anlehnung an die schwermütigen skandinavischen Volksweisen verleihen dem Werk einen eigenen Reiz und außergewöhnlichen Glanz. Der erste Satz beginnt effektvoll nach einem anschwellenden Paukenwirbel in TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI 2006 5 Franz Liszt Edvard Grieg
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