Tage Alter Musik – Programmheft 2010

Zur Filmaufnahme der Bachschen Kunst der Fuge mit der Akademie für Alte Musik Berlin Kommentar von Uli Aumüller, Regisseur: Die Akademie für Alte Musik Berlin führte aus Anlass ihres 25-jährigen Bestehens im Radialsystem V Berlin dieKunst der Fuge in einem eigenen neuen Arrangement auf. Ursprünglich sollte dieses Konzert nicht nur mit einer dezenten, aber sehr effektiven Lichtchoreographie ausgestattet und unterstrichen werden, sondern es wurde daran gedacht, die Musiker im Raum zu verteilen, um den architekturalen Aspekt der Bachschen Komposition zu betonen. Gerade diese Herangehensweise empfand ich als eine Herausforderung, neben den musikalisch-strukturellen auch die räumlich-visuellen Komponenten filmisch herauszuarbeiten. Aus aufführungspraktischen Gründen entschloss man sich später, auf der Bühne des Radialsystems mit den Musikern des Ensembles vier „Klanginseln“ zu bilden, die den Kameras so viel Fläche beließen, dass sie sich ungewöhnlich frei zwischen den Musikern und Instrumentalgruppen bewegen konnten. Ich glaube, dass genau dies den Reiz dieser Konzertaufzeichnung ausmacht: Die Erfahrung des Raumes ändert sich mit den sehr subjektiven Perspektiven der Kameras. Dabei wurden sehr selten starre Einstellungen gewählt. Die Kameras bewegen sich nicht nur in Abhängigkeit der Musik, sondern auch in Abhängigkeit der Kommunikation der Musiker untereinander, die durch die unmittelbare und intime Nähe der Einstellungen erst sichtbar wird. Im übrigen hatte ich den Kameraleuten als Regieanweisung auf den Weg gegeben, sie sollten, ganz gleich, was passiert, ihre Fahrten, Zooms und Schwenks stets in der Geschwindigkeit und im Rhythmus des Chorals „Aus tiefer Not schrei´ ich zu Dir“ ausführen, den wir mit dem gesamten Team vor Beginn der Dreharbeiten gemeinsam gesungen hatten. Sie sollten diese Melodie während der gesamten Zeit des Drehs im Hinterkopf behalten. Stephan Mai, Konzertmeister der Akademie für Alte Musik Berlin, hatte mir zuvor erzählt, dass für ihn die Kunst der Fuge eine Meditation über diesen Choral sei, schon allein wegen der thematischen Verwandtschaft. Was Stephan Mai an der Kunst der Fuge herausforderte, teilte er mir in folgendem Brief mit: Antwort von Stephan Mai, Konzertmeister der Akademie für Alte Musik Berlin: Berlin, der 9. Juli 2009 Lieber Uli, um gleich auf unser gemeinsames Projekt Kunst der Fuge zu sprechen zu kommen und auf deine Frage, was uns reizt, dieses Riesenwerk ungekürzt aufführen zu wollen, kann ich Dir spontan antworten: Es begeistert uns die Möglichkeit, auf Grundlage dieser vollkommen ausgewogenen Kontrapunktik als Ensemble mit all seinen instrumentalen Registern und ganz persönlichen Eigenheiten in Leidenschaft für TAGEALTERMUSIKREGENSBURG MAI2010 18 Akademie für Alte Musik Berlin Samstag, 22. Mai 2010, 20.00 Uhr Neuhaussaal , Arnulfsplatz Johann Sebastian Bach (1685-1750): Die Kunst der Fuge BWV 1080 Musikalische Konzeption: Stephan Mai, Bernhard Forck Akademie für Alte Musik Berlin Foto: Kristof Fischer Konzertmeister: Stephan Mai & Bernhard Forck

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=