Tage Alter Musik – Programmheft 2011

Mit Les Musiciens de Saint-Julien gastiert erstmals eines der bemerkenswertesten französischen Kammermusikensembles bei den Tagen Alter Musik. Von dem Flötisten und Dudelsackspieler François Lazarevitch gegründet, beschäftigt sich das international besetzte Ensemble intensiv mit der Tanzmusik vergangener Jahrhunderte und fasziniert durch seine ungemein frische und farbige Spielweise. Mittlerweile sind fünf CD-Einspielungen für das Label Alpha erschienen, die allesamt in der Presse hervorragende Kritiken erhielten. Die jüngste Veröffentlichung „Et la Fleur Vole“, Tanzmusik um 1600, wurde gleich nach Erscheinen (Herbst 2010) mit dem französischen Schallplattenpreis ausgezeichnet. Olga Pitarch studierte Klavier und Gesang am Konservatorium in Valencia und an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Sie gewann verschiedene Wettbewerbe, u.a. 1991 den Jeunesses Musicales und 1994 den Concours d’opéra E. Marco. Sie ist sowohl auf den Konzertbühnen Europas als auch auf vielen großen Opernbühnen aufgetreten, u. a. beim Festival d’Aix-en-Provence, Festival Grec de Barcelona, im Teatro de la Zarzuela und Teatro Real Madrid, Théatre des Champs Elysées à Paris, Theater an der Wien, Teatro Colon Buenos Aires und Concertgebouw Amsterdam. Sie arbeitete häufig u. a. mit C. Rousset, J. C. Malgoire, E. López-Banzo, G. Garrido und W. Christie zusammen. Zum Programm: Das Repertoire der im 17. und 18. Jahrhundert in Frankreich ungemein populären „Brunettes“ und „Contredanses“ ist bislang wenig erschlossen. Heute allenfalls noch in ländlichen Gebieten als mehr oder weniger authentische Folklore anzutreffen, waren sie doch früher, egal ob gesungen oder getanzt, omnipräsent in allen Gesellschaftsschichten. Diese betont schlicht gesetzten Lieder sollten sich von den kunstvollen, schwer auszuführenden „Airs de cour“ absetzen. Ihre Texte handelten meist von ländlicher Liebe und ländlichem Leben, waren also die musikalische Untermalung für die beliebte Schäfermode des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Lieder wurden in periodisch erscheinenden Sammlungen veröffentlicht, und viele namhafte Komponisten scheuten sich nicht, Beiträge für diese Sammlungen zu komponieren. Der Musette-Dudelsack wird von Lully seit 1664 regelmäßig in der Oper eingesetzt. Im „Traite de la Musette“ von Borjon de Scellery (1672) lesen wir, ländliche und pastorale Darstellungen kämen ohne Musette nicht mehr aus, sie sei fast jedes Jahr im Ballett König Ludwigs XIV. zu sehen. Etwa um 1720, zur Zeit Ludwigs XV., erlebt die Musette einen Aufschwung zu einem ausgesprochenen Modeinstrument. Bis etwa 1750 wird für dieses Instrument mehr komponiert als beispielsweise für Blockflöte und Violine. Die Schäfermode prägte in Europa mehrere Jahrhunderte lang das kulturelle Leben in Dichtung, Malerei und Musik. Frankreich war jedoch das einzige Land, dessen Begeisterung für ungewöhnliche Klangfarben im 17. Jahrhundert dazu führte, dass sogar die den Schäfern zugeordneten Instrumente in nennenswertem Umfang in die Kunstmusik eingeführt wurden. Sie erlebten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen beispiellosen Erfolg hinsichtlich der Publikation TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2011 16 Les Musiciens de Saint-Julien Foto: Johannes Ritter François Lazarevitch Foto: Sarah Lazarevic Olga Pitarch Les Musiciens de Saint-Julien (Frankreich) Samstag, 11. Juni 2011, 16.00 Uhr St.-Oswald-Kirche , Weißgerbergraben À l’ombre d’un ormeau – Lieder und Tänze von ländlicher Liebe und ländlichem Leben aus Sammlungen des 17. und 18. Jahrhunderts Leitung, Musette und Flöten: François Lazarevitch

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