Mit dem Gewinn des Preises des „Early Music Network International Young Artists‘ Competition“ im Jahr 2005 begann die steile Karriere des britischen Vokalensembles Stile Antico , das inzwischen mit Konzerten in Europa und Nordamerika große Erfolge feiern konnte. Die beim Label Harmonia Mundi erschienenen Aufnahmen wurden mehrfach mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, darunter sind der Diapason d‘or de l’année, der Gramophone Award for Early Music und der Preis der deutschen Schallplattenkritik. Zuletzt debütierte das Ensemble in New York (Music before 1800), es gab ein Konzert im Amsterdam Concertgebouw und war bei den Festivals in Boston, Brügge, Barcelona and Utrecht zu hören. Mit Sting und seinem Projekt „Songs from the Labyrinth“, das auf Werken des englischen Komponisten John Dowland basiert, tourte das Ensemble in Europa, Australien und dem Fernen Osten. Bedeutende Engagements in der laufenden Saison beinhalten die Debüts bei den BBC Proms und in der Wigmore Hall London, eine große Tournee durch die USA und Konzerte in Belgien, Frankreich, Deutschland, Spanien, Schweiz und in Mexiko. Die Mitglieder vonStile Anticoverstehen sich als Kammermusiker, die sich die musikalischen Ergebnisse gemeinsam erarbeiten und daher auch vollständig auf einen musikalischen Leiter oder Dirigenten verzichten. Zum Programm: Der unsterbliche Ruhm Spaniens Das Regensburger Konzertprogramm ist dem Gedenken an Tomás Luis de Victoria gewidmet, dessen Tod sich 2011 zum 400. Mal jährt. Stile Antico zeichnet ein faszinierendes Porträt dieses bedeutenden Komponisten der spanischen Renaissance. Die beeindruckende kompositorische Technik und der überragende Einfallsreichtum Victorias zeigten sich nirgendwo deutlicher als in seinen Parodiemessen. Sätze aus vier bedeutenden Messen werden den Ursprungswerken, Motetten von Morales , Guerrero und Palestrina gegenübergestellt. Einige der schönsten Motetten des spanischen Meisters, die die ganze Bandbreite seiner kompositorischen Meisterschaft deutlich machen, ergänzen das Programm. Musikalische Anleihen waren während der Renaissance durchaus üblich; erst seit dem 19. Jahrhundert wird ein modernes Konzept von „Originalität“ als Kennzeichen für einen guten Komponisten über andere Tugenden gestellt. In der Tat wurde es häufig als die höchste Form des Kompliments angesehen, die Musik eines anderen Komponisten zu zitieren und in die eigene einzubinden. Eines der Genres des 16. Jahrhunderts, in dem dieser Zug am häufigsten zu finden ist, stellt die sogenannte „ParodieMesse“ dar. Derartige Mess-Kompositionen benutzten Motive und Themen der originalen Motette oder des Originalchansons, die sie in eine neue Komposition einfügten. Das „Quellen“- Material tritt besonders am Anfang und am Ende eines Mess-Satzes oder -Abschnitts hervor, wo es für den Zuhörer am offensichtlichsten war, und es kommt oft vor, dass das Soggetto einer Motette in der Parodie besonders herausgestellt wurde. Einer der großen Vertreter des Genres war der bekannte spanische Komponist Tómas Luis de Victoria (1548-1611). Geboren und aufgewachsen in Avila, zog er in seinen späten Jugendjahren nach Rom, ergänzte seine Studien am Collegio Germanico und blieb für den ersten Abschnitt seiner Karriere in der Stadt. Während dieser Jahre hatte er wohl Kontakt mit einer Anzahl wichtiger Komponisten der Zeit, darunter Palestrina, der ebenfalls in Rom wohnte. Victoria kehrte 1587 nach Spanien zurück, wo er der TAGEALTERMUSIKREGENSBURG JUNI2011 38 Stile Antico Foto: Marco Borggreve Stile Antico (Großbritannien) Sonntag, 12. Juni 2011, 22.45 Uhr (Nachtkonzert) Dominikanerkirche, Predigergasse „Der unsterbliche Ruhm Spaniens“ – Zur 400. Wiederkehr des Todesjahres von Tomás Luis de Victoria (1548-1611)
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