Tage Alter Musik – Programmheft 2022

33 TAGe ALTeR MUSIK ReGenSBURG Konzert 6 Instrumentierung, insbesondere jene, für die Michael Praetorius in seinem Syntagma musicum (1619) eintrat und die auf die meisten Werke von Hieronymus ebenfalls angewendet werden kann. Die Musik von Hieronymus Praetorius Der Musik von Hieronymus war nicht der erfolg anderer Meister der Mehrchörigkeit aus der Zeit der Spätrenaissance beschieden wie z. B. den Gabrielis und Hassler. einige seiner achtstimmigen Werke wurden zwar kürzlich erst auf CD aufgenommen, doch gerade seine umfangreichsten mehrchörigen Werke sind zweifellos wegen des Aufwands der Aufführung und der hohen Produktionskosten stumm geblieben. Für unser Programm haben wir nicht nur einige der weniger bekannten achtstimmigen Werke berücksichtigt, sondern auch solche für zehn, elf, sechzehn und zwanzig Stimmen. Sie alle wurden der erst vor kurzem in Hamburg erschienenen Auswahl aus Hieronymus´ Opus musicum entnommen, während sich die alternativen Generalbassbegleitungen und die Missa summa auf die bei Schott publizierte edition von Klaus Beckmann aus dem Jahr 2002 stützen. Angesichts des ambitionierten Ziels waren viele Überlegungen erforderlich, um die Musik adäquat aufzuführen. Wertvolle Informationen haben wir dem bereits erwähnten Syntagma musicum von Michael Praetorius entnommen. Bezüglich der Aufführungspraxis räumt dieser ein, dass einige seiner Vorschläge von anderen, die einen gänzlich anderen Standpunkt einnehmen mögen, missverstanden und kritisiert werden könnten: „Jeden Tag kann etwas mehr oder etwas Besseres ans Licht kommen.“ Dann beginnt Michael Praetorius damit, nicht weniger als zwölf Stilprinzipien für Aufführungsmöglichkeiten für mehrchörige „concertati“ zu umreißen. Dabei werden verschiedene Chöre in wechselnden Kombinationen von Singstimmen und Instrumenten über einen Generalbass gesetzt – in allen überhaupt möglichen Varianten bei der Zusammenstellung von Singstimmen mit praktisch jedem denkbaren Instrument, ob gestrichen, gezupft oder geblasen. Wir haben uns überwiegend für wechselnde Arrangements von Zink, Zugposaune und Singstimmen über einem Generalbass auf der Truhenorgel entschieden. es gab noch zahlreiche andere Probleme zu lösen, nicht zuletzt wegen des großen Tonumfangs der Singstimmen (3½ Oktaven) vom tiefen Bass-D bis zum a´´ des Soprans und der Frage, welche Teile am besten für Instrumente und welche für Gesangsstimmen geeignet sind. (Oft ist es so, dass, abgesehen vom basso profundo des Basischors, beides möglich ist.) Auch der Artikulation des Textes und, besonders kritisch, einer harmonischen Balance der komplexen Gesamtstruktur musste größte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hierbei werden verschiedenste Kombinationen erprobt, von der Verdoppelung der Sing- und Instrumentalstimmen bis zu einer wohlüberlegten Mischung der Chöre, wie es zum Beispiel inDixit dominus, Angelus ad pastores ait, Iubilate DeoundLevavi oculos meos der Fall ist, während in Decantabat populus undExultate iusti zwischen den Chören und den Instrumenten ein perfekter „Ruf-Antwort“-effekt erzeugt wird. Die achtAlamire bei den CD-Aufnahmen der Motetten von Hieronymus Praetorius Foto: Resonus Ltd

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