Tage Alter Musik – Programmheft 2022

49 TAGe ALTeR MUSIK ReGenSBURG Konzert 9 Andere in Italien erhaltene Quellen der Musik aus dem Trecento zeigen – obwohl sie erst relativ spät konserviert wurden – dass der französische einfluss im Repertoire der Mitte des späten 14. Jahrhunderts bereits gut etabliert war: Das sogenannte Saint-Lorenzo-Palimpsest – dessen Musik fast verloren gegangen wäre – ist ein Beweis für den kulturellen Transfer zwischen französischen und italienischen Komponisten der Ars nova und für die Rezeption dieses Stils in Italien. Von entscheidender Bedeutung dafür waren wahrscheinlich Machaut und Landini. nicht nur, dass die Lieder von Machaut in dieser und in anderen Quellen neben denen von Landini auftauchen, Machaut scheint auch einen direkten einfluss auf diesen italienischen Komponisten gehabt zu haben. Das Virelai Adiu, adiu dous dame yolie von Landini ist vermutlich eine Hommage an Machaut, da es melodisch wie textlich auf das bekannte Douce dame jolie des französischen Komponisten anspielt; zugleich deutet es durch eine raffiniert in der Ars subtilior hinzugefügte Contratenor-Stimme eine Hinwendung zum französischen Kompositionsstil an. Diejenigen, die mit Machauts Komposition vertraut sind, werden zweifellos das Zitat am Anfang des Virelais erkennen – welches im Übrigen das einzige von Landini erhaltene Lied mit einem französischen Text ist. natürlich wäre ein solches Programm nicht vollständig ohne jenes Lied aus dem stilistisch frühen Trecento, das direkt den Gesang a la Francesca zitiert: hier bringt die Liebe den Interpreten dazu, „auf französische Art“ zu singen – der zweiten Bedeutung, die sich hinter dem eigennamen Francesca verbirgt. neben den Perlen des Trecento im typisch italienischen Stil versucht RUMORUM mit diesem Programm auch einige der frühesten Momente festzuhalten, in denen italienische Komponisten ein wenig „Francesca“ südlich der Alpen anklingen ließen. Programmkonzept: Matteo Nardella Autorin: Grace Newcombe Übersetzung & Lektorat: Christina & Hannsjörg Bergmann, Angelina Sowa rUMorUM Grace newcombe Sopran, gotische Harfe, Clavisimbalum & musikalische Leitung Miriam trevisan Sopran Matteo nardella Schalmei, Dudelsack, Doppelflöte Félix Verry Rebec Jacob Mariani Laute AUSFüHrenDe Der FrAnzöSISCHe eInFLUSS In Der ItALIenISCHen MUSIK DeS 14. JAHrHUnDertS (treCento) AnonyM Amor mi fa cantar a la Francesca Quand ye voy le duz tens DonAto DA FIrenze (UM 1350–1370) Gi port emiebramant/ Je port emieblemant AnonyM Souveigne vous GIoVAnnI DA FIrenze (MItte DeS 14. JH.) Quand’ Amor gli occhi AnonyM La desiosa brama FrAnCeSCo LAnDInI (CA. 1325–1397) Abonda di Virtu AnonyM Principio di Virtu GUILLAUMe De MACHAUt (CA. 1300–1370) Quant Theseus/ ne quier veoir GUILLAUMe De MACHAUt/ AnonyM Christus rex pacificus/ Jour a jour la vie AnonyM Vaguça vaga Gaiete dolci parolete Ghaetta FrAnCeSCo LAnDInI Adiu, adiu dous dame yolie GUILLAUMe De MACHAUt Douce dame jolie FrAnCeSCo LAnDInI Questa fanciull’amor Konzertdauer: ca. 70 Minuten (keine Pause) ProGrAMM

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