TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Konzert 16 dessen musikalische Leitung sie inne hat. neben ihrer umfangreichen Konzerttätigkeit unterrichtet sie seit 2007 auch als Dozentin an der Musikhochschule Katowice. zum Programm: Vielfalt der Klangfarben – Die Suite in den deutschsprachigen Ländern im 17. und 18. Jahrhundert Die Instrumentalmusik des 17. und früheren 18. Jahrhunderts ist für viele nicht zu unrecht ein Eldorado der Kontrapunktik, die Heimat des Ricercars und der Fuge, der imitierend angelegten Canzona und des fugierten schnellen Satzes in der sonata da chiesa. Dass das aber noch lange nicht alles ist, zeigt sich an der Fülle von instrumentalen Tanzkompositionen, die in dieser Zeit entstanden sind. So hat die Musik des 17. Jahrhunderts vor allem in ihrer ersten Hälfte eine unmenge an Pavanen und Galliarden hervorgebracht, für mehrere Jahrzehnte zwei der europaweit beliebtesten Tanztypen. Daneben florierten bald schon die Allemande, die Sarabande, die Gavotte, die Courante und andere Tänze und belegten ihre internationale Geläufigkeit durch die verschiedenen Schreibweisen, mit denen ihre Bezeichnungen allerorten ins jeweilige Landesidiom eingepasst wurden. Für die aristokratische und die gehobene bürgerliche Gesellschaft erschienen vor allem im deutschsprachigen Raum Sammlungen im Druck, die stilisierte Tänze (auch mit anderen Instrumentalformen vermischt) für flexible Besetzungen bereitstellten und der unterhaltung bei Festlichkeiten oder einfach bei der Tafel dienen sollten. Diese frühen Sammlungen enthielten noch keine „Suiten“ im heutigen Sinne, keine bewusst gruppierten Tanzsatzfolgen derselben Tonart. Die knapp 40 Newen Pavanen, Galliarden, unnd Intraden, auff allerley Instrumenten von Melchior Franck (ca. 1579– 1639), 1603 in Coburg gedruckt, sind beispielsweise nach jenen Tanztypen geordnet, die der Titel ankündigt, innerhalb dieser Gruppen wiederum nach der Stimmenanzahl. Diese Anordnung blieb nicht verbindlich, aber noch 1651 gruppierte Maurizio Cazzati (1616– 1678), seinerzeit in Ferrara aktiv, seine Sammlung mit Correnti, Balletti, Galiarde a 3 e 4 konsequent nach Tanztyp. Indem die Gliederung der Tanzsammlung nach Tonarten dennoch immer üblicher wurde, entstanden Satzfolgen, die bereits nach „Suiten“ aussehen können, auch wenn etwa die Clavecin-Bücher von Jacques Champion de Chambonnières (1601/02–1672) noch immer als frei verfügbares Einzelstück-Reservoir intendiert waren und nicht als Präsentation festgelegter Tanzfolgen. nicht immer ist ganz klar, wo die rein pragmatische Sortiersorgfalt aufhört und die bewusste mehrsätzige Komposition beginnt. In seinem ersten Opus etwa, das Johann rosenmüller (wsl. 1617–1684) drucken ließ, den Paduanen, Alemanden, Couranten, Balletten, Sarabanden, mit drey Stimmen und ihrem Basso pro Organo von 1645, stellte er vier komplette Folgen aus Paduane, Allemande, Courante, Ballett und Sarabande der jeweils gleichen Tonart zusammen, ließ daran aber eine nach Tonarten geordnete Reihe weiterer Tänze anschließen, die anscheinend keiner besonderen Systematik mehr folgen. Über zwanzig Jahre später, in seinen Sonate da camera für fünfstimmiges Instrumentalensemble, die 1667 in Venedig gedruckt wurden, ist diese unklarheit dann unmissverständlich beseitigt. Hier finden sich elf Abfolgen aus freier Einleitung und mindestens vier weiteren Tanzsätzen in der jeweils gleichen Tonart, die offensichtlich als mehrsätzige Einheiten angelegt sind. Die Standardfolge, die in vier Martyna Pastuszka, Violine & Leitung Fotos: Magdalena Halas 105
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