TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Mai 2023 organisation: PD Dr. Michael Braun, Institut für Musikwissenschaft der universität Regensburg einführung: Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704), für den Großteil seiner Karriere Kapellmeister am erzbischöflichen Hof in Salzburg, war zu Lebzeiten als einer der führenden Violinisten im deutschsprachigen Raum bekannt. Mehrere Drucke mit Instrumentalmusik garantierten die überregionale Bekanntheit des Komponisten und einen Platz im Violinrepertoire des späteren 17. Jahrhunderts. Wie viele andere seiner Zeitgenossen schützte aber auch Biber seine Berühmtheit nicht vor einer weitgehenden Vergessenheit, der er in den folgenden beiden Jahrhunderten als Komponist und Musiker anheimfiel. Erst im 20. Jahrhundert erfuhr sein Status als bedeutende Musikerpersönlichkeit des ausgehenden 17. Jahrhunderts ihre Restaurierung. Allerdings stellte keiner der überlieferten Drucke die Originalität Bibers so eindrucksvoll unter Beweis wie jene eine Handschrift, die uns 15 virtuose Sonaten für Violine und Basso continuo sowie eine abschließende Solo-Passacaglia überliefert hat – ohne Titelblatt, dafür mit eloquenter, lateinischer Widmung und 15 KupferstichEmblemen, die den einzelnen Sonaten jeweils voranstehen und sie mit den „heiligen Mysterien“ (so Biber in seiner Widmung) des Rosenkranzes in Verbindung bringen. neben dieser Verknüpfung mit sakralen Inhalten haben die „Rosenkranz-“ oder „Mysteriensonaten“ vor allem dadurch die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen, dass sie in einzigartig raffinierter und symbolhafter Weise auf die Methode der „Skordatur“ zurückgreifen: die planmäßige Abänderung der traditionellen Violinstimmung (g−d1 −a1 −e2), mit der nicht nur eine Reihe unkonventioneller Klangwirkungen erschlossen wird, sondern auch Fingerzeige auf die Stationen des Rosenkranzes verbunden sind. Das vielschichtige Verhältnis, in dem die Schauwerte der Virtuosität, die klangliche Raffiniertheit und das subtile Geflecht außermusikalischer Anspielungen und Bedeutungen einander gegenübertreten, macht einen Zugriff auf die „Rosenkranzsonaten“ aus verschiedenen, einander ergänzenden Blickwinkeln besonders reizvoll. Die vollständige Aufführung der Sonaten durch Meret Lüthi und die Passions de l’Âme in drei Teilkonzerten bietet daher eine glänzende Gelegenheit, sich dem berühmtesten Werk Bibers in einer interdisziplinären Tagung zu widmen und sie aus den Perspektiven der Musikwissenschaft, der Geschichtswissenschaft und der Theologie in den Blick zu nehmen. Die Tagung wird zudem vom Privileg profitieren, die Violinistin Meret Lüthi zu den Vortragenden zählen zu dürfen. Der eintritt zur tagung ist frei, interessierte zuhörerinnen und zuhörer sind herzlich willkommen. 9:30–10:00 Michael Braun (universität Regensburg, Institut für Musikwissenschaft), „Zwischen Stimmungen und Mysterien: Die ‚Rosenkranzsonaten‘ von H. I. F. Biber“ 10:00–10:45 Marianne Rônez, „Die Scordatur – Geschichte, Verbreitung und erzielter Affekt“ 10:45–11:00 PAuSE 11:00–11:45 Harald Buchinger (universität Regensburg, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft), „Der Rosenkranz: Geschichte, Gestalt und Funktion einer Frömmigkeitsform“ 11:45–12:30 Meret Lüthi (Konzertmeisterin des Ensembles „Passions de l‘Âme“), „Wege zur persönlichen Interpretation“ 12:30–14:30 PAuSE 14:30–15:15 Anne Mariss (universität Regensburg, Institut für Geschichte), „Rosenkränze in der Frühen neuzeit: Frömmigkeit und materielle Kultur im religiösen Alltag“ 15:15–16:00 Thomas Drescher (Schola Cantorum Basiliensis), „Freiheit und Gebundenheit. Strategien des formalen Gestaltens in Bibers Rosenkranzsonaten“ 16:00–16:30 Schlussdiskussion Weitere Informationen: zeItPLAn Interdisziplinäre tagung „zWISCHen StIMMUnGen UnD MySterIen: DIe ‚roSenKrAnzSonAten‘ Von H. I . F. BIBer“ 26. Mai 2023, „Bonhoeffersaal“, evangelisches Bildungswerk regensburg e.V., Am ölberg 2, direkt gegenüber dem Haupteingang der Dreieinigkeitskirche (Faksimile:) Heinrich Ignaz Franz Biber, Rosenkranzsonaten, Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 4123, urn:nbn: de:bvb:12-bsb00020682-8, S. 10 (Sonata III) 111
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