TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Konzert 6 Der Kern des Ensembles besteht aus engmensurierten Posaunen und Zinken. Das entspricht der Instrumentierung der norditalienischen Musikgruppen in der Renaissance. Darüber hinaus spielt die Gruppe häufig mit Vokalensembles zusammen, was zur Zusammenarbeit unter anderem mit Capilla Flamenca, Cinquecento, PlutoEnsemble, Psallentes und Capella Cracoviensis oder mit renommierten Gesangssolisten wie Dorothee Mields, Charles Daniels und Harry van der Kamp führte. Oltremontano entwickelte sich zu einem Kompetenzzentrum für die Weiterentwicklung historischer Posaunen und des für sie komponierten Repertoires. Das Ensemble veröffentlichte viele ausgezeichnete CD-Aufnahmen, die von der Fachpresse begeistert aufgenommen wurden. Oltremontano war von 2017 bis 2022 „Artist in Residence“ am königlichen Museum der Schönen Künste Antwerpen. Wim Becu studierte Posaune an den Konservatorien von Antwerpen und Den Haag. In seinem Fachgebiet - der historischen Aufführungspraxis - beschäftigt er sich mit fast allen Formen der historischen Posaune. Becu hat mit renommierten Ensembles für Alte Musik wie dem Huelgas Ensemble, Concerto Palatino, Hespérion XX, Les Sacqueboutiers de Toulouse und dem Orchestre des Champs-Elysées zusammengearbeitet. 1993 gründete er sein eigenes Ensemble, Oltremontano, eine Plattform für historische Blechblasinstrumente. Er unterrichtet als Gastdozent am Königlichen Konservatorium in Den Haag sowie an verschiedenen Akademien in Antwerpen und Brüssel. Im Jahr 2015 erhielt er den angesehenen Christopher Monk Award der Historic Brass Society „für seine virtuosen Aufführungen und Einspielungen von Instrumenten der Epoche in einer großen Vielzahl von verschiedenen Repertoires“. Seine Mitwirkung bei CD-Einspielungen geht in die Hunderte. zum Programm: Luceat eis, Domine – Das Licht möge ihnen leuchten, Herr Dass die Faszination für italienische Musik im deutschsprachigen Raum bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stark zunimmt und der stile moderno ab ca. 1600 stilbildend wird, ist hinlänglich bekannt. nicht nur wurde italienisches Repertoire importiert und in Drucken und Handschriften verbreitet, sondern Musiker aus Italien besetzten auch zentrale Posten in Hofkapellen, während umgekehrt deutsche Musiker ihre Ausbildung in Italien genossen und sich mit den neuesten Entwicklungen dortzulande vertraut machten. Die Rezeption und Bedeutung Italiens für den deutschsprachigen Raum und der daraus resultierende Kulturtransfer sind kaum zu überschätzen und führten zu einer veritablen ‚Italianisierung‘ des Musikgeschmacks. Dass solche Phänomene häufig nicht nur (oder nicht in erster Linie) intrinsisch motiviert sind, sondern auch mit externen Faktoren zusammenhängen können, zeigt dieses Konzertprogramm auf geradezu exemplarische Weise. Es erlaubt uns, den Stilwandel amHabsburger Kaiserhof, insbesondere unter Ferdinand II. (1578–1637) und dessen umfeld, zu verfolgen – einen Prozess, bei dem auch politische und konfessionelle Überlegungen von entscheidender Bedeutung waren. Wurde das Musikleben am kaiserlichen Hof Rudolphs II. (1552– 1612) und seines Bruders und nachfolgers Matthias (1557–1619) noch stark von frankoflämischen Musikern dominiert, so sollte sich dies unter Ferdinand radikal ändern. Indem mit Matthias’ Tod die Herrschaft an die innerösterreichische Linie überging, wurde dessen Hofmusikkapelle aufgelöst und Ferdinand übersiedelte mit seinem Oltremontano Antwerpen Hathor Consort & Dorothee Mields bei Tage Alter Musik 2021 in der Dreieinigkeitskirche Foto: Hanno Meier 41
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