Grazer Personal nach Wien, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1637 residierte. Bereits in Graz orientierte sich der Musikgeschmack Ferdinands an Italien imAllgemeinen und an Venedig im Besonderen. Dies hing allerdings nicht nur mit einem persönlichen Interesse, das von Ferdinands Kavalierstour nach Italien im Jahr 1598 geprägt sein dürfte, zusammen, sondern war vor allem auch politisch-religiös motiviert. In Abgrenzung vom alten kaiserlichen Hof, an dem viele Protestanten tätig waren, betrachtete er Italien nämlich als einen wichtigen Verbündeten bei den Bestrebungen, die Rekatholisierung im Reich durchzusetzen. Die Beziehungen nach Süden sollten sich nochmal erheblich durch geschickte Heiratspolitik verstärken, als Ferdinand 1622 in zweiter Ehe Eleonora Gonzaga (1598–1655), die Tochter des Mantuaner Herzogs Vincenzo I. und Eleonora de’ Medicis, heiratete. Anhand der im Konzertprogramm vertretenen Komponisten, deren Biographie und Œuvre können wir die zunehmende Italianisierung und den damit einhergehenden kulturellen Austausch im kaiserlichen umfeld klingend nachvollziehen. So war etwa Christoph Strauß (um 1575/ 1580–1631), der aus einer Musikerfamilie stammt, die mehrere Generationen in Diensten der Habsburger stand, für kurze Zeit Hofkapellmeister unter Kaiser Matthias. nach dessen Tod verlor Strauß sein Amt jedoch an den aus Venedig stammenden Giovanni Priuli (um 1575–1626) und wechselte ab 1628 als Kapellmeister an den Wiener Stephansdom. Priuli hatte bereits die Leitung von Ferdinands Grazer Hofkapelle inne und zog nach dessen Kaiserkrönung mit ihm nach Wien. Mit Priuli beginnt nun eine Ära der Dominanz italienischer Musik am kaiserlichen Hof, die knapp ein Jahrhundert andauern sollte: Erst im Jahr 1711, als Johann Joseph Fux das Amt übernahm, endete die lange Reihe kaiserlicher Hofkapellmeister italienischer Herkunft. Auch Priulis nachfolger Giovanni Valentini (1582/1583–1649) kam aus Venedig. Er war nach seiner Tätigkeit am polnischen Königshof in Warschau zunächst Organist am Hof Ferdinands in Graz, wechselte 1619 mit ihm nach Wien und wurde 1626 zum kaiserlichen Kapellmeister ernannt. Für die musiTAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Mai 2023 Claudio Monteverdi (1567-1643) Porträt: Bernardo Strozzi um 1630 42
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