TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Mai 2023 nis der musikalischen Strömungen in ganz Europa. Zusätzlich zu seinem kompositorischen Schaffen kämpfte Benedictus à Sancto Josepho dafür, die gregorianische Tradition in seinem Orden zu erhalten. Das Karmeliterkloster von Boxmeer besitzt heute noch ein Prozessionale, das Buns selbst zusammengestellt hat. Das Gemert-Graduale Das anonyme „Jesu Redemptor omnium“ stammt aus einer Zettelsammlung von handschriftlichen polyphonen Motetten, die im Rücken des „Graduale Romanum“ von Gemert aus dem 17. Jahrhundert gefunden wurden. Diese Sammlung ist einzigartig, da sein früherer Besitzer einen Generalbass und Leittöne zu einigen der gregorianischen Choräle hinzugefügt hat – ein Phänomen, das man sehr selten findet. Die Ergänzungen sind ein frühes Zeugnis dafür, dass die Werke mit harmonischer Begleitung der Orgel gesungen wurden. Der Brabant-Stil Tineke Steenbrink sagt zum Brabant-Stil: „Als wir dieses Repertoire erforschten, kamen wir nach und nach zu der Erkenntnis, dass es einen eigenen Brabant-Stil der Musik gibt. Verdonck, Rosier, Hollanders und natürlich Benedictus à Santo Josepho haben alle eine einzigartige Art, die Texte musikalisch zu interpretieren. Weder melodramatisch, noch übertrieben, sind sie doch von einer tiefen Emotionalität. Dieser besondere Stil ist klar und deutlich erkennbar und in allen Motetten hörbar. Die Musik verfügt über eine große Ausdruckskraft und hat gleichzeitig eine leichte, fast spielerische Qualität.“ Frauenstimmen „Wie Frauen- und Männerchöre zu singen haben: Der Männerchor soll nicht in den Chor der Frauen eintreten.“ (Graduale 1763 Amstelodammi T. Crajenschot). Diese Regel liest man in allen Einleitungen der Graduale des 17. und 18. Jahrhunderts, die in Amsterdam gedruckt wurden. Glaubt man aber Musikwissenschaftlern wie Frans Jespers, kann man davon ausgehen, dass es doch zu einer Mischung in polyphonen Vokalstücken kam. Sogar in den Gradualia. neue einblicke und erkenntnisse Während unserer Recherche zum Gemert-Graduale fanden wir jede Menge anderer niederländisch-Brabantischer Gradualia des 17. Jahrhunderts, Antiphonalia, Prozessionalia und Vesperalia sowie Tineke Steenbrink & Holland Baroque bei den TAM 2012 in der St.-Oswald-Kirche Deborah Cachet (rechts) & Mirko Ludwig bei den CD-Aufnahmen zu „Brabant 1653“ 48
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