Tage Alter Musik – Programmheft 2023

TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Grußworte Grußworte Ein neues Jahr, eine neue Ausgabe der „Tage Alter Musik“ und gleich zwei neue Spielorte für das renommierte Internationale Festival. Zum 38. Mal gastiert die Konzertreihe in Regensburg und gehört auch für mich zu den Highlights im Regensburger Veranstaltungskalender. Die ehemalige Dompfarrkirche St. ulrich, eines der ältesten Bauwerke der Gotik in Deutschland, und die um 1150 am Ende der Romanik errichtete und im 17. Jahrhundert barockisierte niedermünsterkirche vervollständigen dieses Jahr die Spielstätten. Als Auftakt der Musikreihe beschäftigt sich am 26. Mai 2023 eine interdisziplinäre Tagung mit den Rosenkranzsonaten von H.I.F. Biber, der zu Lebzeiten als einer der größten Violinisten im deutschsprachigen Raum angesehen wurde. Ich freue mich, wenn in Regensburg vom 26. bis 29. Mai wieder Musik der besonderen Art erklingt. Mit 16 Konzerten bietet das Festival für jeden Musikliebhaber etwas. Wir werden musikalische Höhepunkte mit Musikern aus zehn Ländern erleben dürfen. Bereits traditionell eröffnen die Regensburger Domspatzen die Musiktage. Zum ersten Mal werden sie jedoch vom Barockorchester L’arpa festante begleitet, wenn die beiden Werke von Johann Sebastian Bach angestimmt werden: Das Osteroratorium „Kommt, eilet und laufet“ BWV 249 und das Himmelfahrtsoratorium „Lobet Gott in seinen Reichen“ BWV 11. Das Besondere an den Tagen der Alten Musik ist die Verbindung zwischen Musikerlebnis, Ausstellung und wissenschaftlicher Begleitung. So konnten auch heuer wieder für zwei Konzerte Einführungsveranstaltungen durch das Institut für Musikwissenschaft der universität Regensburg organisiert werden. Vielen Dank dafür! Als Abschluss und sozusagen Extra-Vorstellung können Musikinteressierte an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik einen Kurstag „Alte Musik“ belegen. Die über 1.000 Quadratmeter große internationale Verkaufsausstellung im historischen Salzstadel an der Steinernen Brücke ist für die ganze Familie ein spannender Ort. Hier können sich die Besucher nachbauten historischer Musikinstrumente ansehen, noten und CDs erwerben und sich mit anderen Musikbegeisterten austauschen und ihre neugierde befriedigen. Aussteller aus zehn Ländern sind an historischer Stätte im Salzstadel und ich heiße Sie alle ganz herzlich willkommen. Mein besonderer Dank gilt den Veranstaltern, den Organisatoren und natürlich auch allen Mitwirkenden, die seit vielen Monaten schon in die Planung des diesjährigen Festivals mit Tagung und Ausstellung einbezogen sind. Tauchen Sie ein in die spannende Geschichte der Musik und genießen Sie dieses außergewöhnliche Festival in unserem schönen Regensburg. Ich kann mir keinen besseren Ort für ein solches Musikfest vorstellen. Gertrud Maltz-Schwarzfischer Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg Als ich kurz nach der Jahrtausendwende von Bremen nach Bayern umzog, fühlte ich mich als Liebhaberin der Alten Musik zunächst ein wenig verwaist. Vorher war ich verwöhnt, denn meine norddeutsche Heimatstadt hatte auf diesem Gebiet früh eine Pionierrolle übernommen: mit der legendären „musica antiqua“-Reihe von Radio Bremen seit den Sechzigerjahren, mit der 1986 gegründeten Ausbildungsstätte „Akademie für Alte Musik“, die dann ein Hochschulinstitut wurde, und mit häufigen Aufführungen in historisch informierter Praxis. Wie sich bald herausstellte, endete das DiasporaGefühl eineinhalb Zugstunden nordöstlich von München: Dort lag das Paradies. nie werde ich vergessen, wie ich zum ersten Mal als Kritikerin der Süddeutschen Zeitung zu den „Tagen Alter Musik“ entsandt wurde, an einem strahlenden Pfingstsamstag, als Regensburg ganz italienisch anmutete, und wie ich die Kombination aus belebten Baudenkmälern, exquisiten Konzertereignissen und beglückten Zuhörerströmen als veritablen Rausch erlebte. Den ich mir seitdem regelmäßig gönnen durfte und der zu den schönsten wiederkehrenden Erfahrungen meines Lebens zählt. Das Wort „wiederkehrend“ hat hier einen Doppelsinn. Es bezeichnet auch eine Fähigkeit dieses Festivals, die mir im Laufe der Jahre immer wundersamer erschien: So zu bleiben, wie es von Anfang an gedacht war. unser ökonomisches System suggeriert uns, dass alles sich ständig verändern muss, das heißt: größer, schneller, glamouröser und profitabler werden, um auf dem allmächtigen „Markt“ zu überdauern. Mit den problematischen Folgen solchen Denkens sind wir gegenwärtig auf vielen Ebenen konfrontiert, nicht zuletzt in kostbaren alten Städten wie Regensburg. Die „Tage Alter Musik“ aber entziehen sich dieser Logik seit fast vier Jahrzehnten, und die Zeit scheint spurlos an ihnen vorübergegangen zu sein. Das konnte nur gelingen, weil Gewinnstreben und Geltungsdrang, die stärksten Motoren unserer Epoche, den Gründern, Machern und Mitarbeitern des Festivals gänzlich fremd sind. Ihr Antrieb war und ist allein die Leidenschaft für ein musikalisches Territorium, das einen unerschöpflichen Vorrat an Entdeckungen bereithält und dessen Faszination ungebrochen bleibt, für nachwachsende Musikergenerationen ebenso wie für ein stetig sich erneuerndes Publikum. Dinge, die anderswo längst verloren gingen, sind hier das Fundament: Brillanz ohne Starkult, Kunstverstand ohne Eitelkeiten, Sorgfalt ohne Kompromisse, Freundlichkeit ohne Kalkül. und internationale Begegnungen, die mehr mit Weltbürgertum als mit Globalisierung zu tun haben. Insofern kommen die „Tage Alter Musik Regensburg“ einer verwirklichten utopie sehr nahe. Es gilt, sie in genau dieser Form zu erhalten. nicht als Denkmal, sondern als lebendiges Modell für Zukunftsprojekte jeglicher Art. Kristina Maidt-Zinke Freie Literatur- und Musikkritikerin Regensburg ist eine Stadt zum Staunen. unter den vielen Schätzen, die die bayerische Landkarte zu bieten hat, gehört die 2000-jährige Domstadt unbestritten zum Eindrucksvollsten. In den mittelalterlichen Gassen weht noch immer der lebendige und weltoffene Geist der einstigen Donaumetropole. Der ist besonders dann zu spüren, wenn sich an Pfingsten alljährlich die Liebhaber des Originalklangs in Regensburg einfinden, um die Tage Alter Musik zu besuchen. Das Regensburger Musikfest zählt schon seit Jahrzehnten zu den weltweit bedeutendsten Festivals für historische Aufführungspraxis. Wer hier spielt, gehört entweder schon zu den Stars der Szene oder ist gerade auf demWeg zu einer großen Karriere in der Alten Musik. Für die Musikerinnen und Musiker, die den Weg nach Regensburg finden, liegt der besondere Reiz dieses Festivals in der einzigartigen Symbiose von Originalklang und historischem Spielort. Denn hier können sie ihre Musik in den geschichtsträchtigen Gemäuern der Regensburger Altstadt erklingen lassen. und die Festivalbesucherinnen und -besucher können in Regensburg immer unbekanntes entdecken: Einst gefeierte und später zu unrecht vergessene Werke, die zwischenzeitlich unbeachtet in Regalen von Bibliotheken und Archiven schlummerten, werden hier wieder zum Klingen gebracht. Zudem hat sich das Regensburger Festival ganz dem interkulturellen Austausch verpflichtet. So reisen auch in diesem Jahr Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedensten Regionen Europas an, um ihre Interpretationen alter Meisterwerke zu Gehör zu bringen. Konzertbesucherinnen und -besucher können dann in vergangene Zeiten eintauchen, wenn die authentischen Klänge der Alten Musik die Kirchenschiffe durchfluten. Den Veranstaltern, den Förderern und allen, die zum Gelingen der Tage Alter Musik beitragen, gilt mein herzlicher Dank! Ich freue mich außerordentlich, dass auch der Freistaat seinen Beitrag dazu leisten kann, indem er dieses einzigartige Festival seit vielen Jahren finanziell unterstützt. Allen Beteiligten und allen Besucherinnen und Besuchern wünsche ich viel Freude beim Eintauchen in historische Kulissen und Klänge bei den Tagen Alter Musik! Markus Blume Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst © StMWK/Böttche 5

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