TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Mai 2023 (1562) wörtlich, während er die Binnenstrophen 2 bis 7, unter gelegentlicher Beibehaltung einiger Liedzeilen, umdichtete und auf die Mittelsätze verteilte, eine Rezitativ-ArieFolge sowie ein Accompagnato-Rezitativ mit ariosen Zwischensätzen, in dem Bach die Vision vomWeltgericht durch tremoloartige Akkordrepetitionen der Streicher und Trompetenfanfaren umsetzte. Die von Bach verwendete Choralmelodie stammt von Ambrosius Lobwasser und wurde erstmals in den Hymni sacri Latini et Germanici (Erfurt 1594) von Sethus Calvisius mit dem Eberschen Text verbunden. Vor allem die erste Textstrophe nimmt Bezug auf das Evangelium des Tages aus dem Lukasevangelium (Kap. 18,31–43), in dem unter anderem die Ankündigung des Leidens Jesu in Jerusalem, der Tod am Kreuz und die Heilung eines Blinden thematisiert sind. Hervorzuheben ist in dieser Kantate insbesondere der komplex strukturierte erste Satz, der vordergründig dem Modell des Choral-Chorsatzes folgt, bei dem der titelgebende sechszeilige Cantus firmus, hier erneut vom Sopran, zeilenweise in Vierteln und Halben vorgetragen wird. Die drei tieferen Singstimmen basieren dabei ebenso wie der Orchestersatz auf einer aus der ersten Choralzeile abgeleiteten Motivik. Hinzu treten bereits im Ritornell als zweiter, auf die Passionszeit verweisender Choral Christe, du Lamm Gottes, dessen drei Zeilen im Verlauf des Satzes den Instrumenten vorbehalten sind, sowie im Basso continuo, später auch in der Bassstimme, die erste Zeile des dritten Chorals Herzlich tut mich verlangen bzw. Ach Herr, mich armen Sünder. Meine Seufzer, meine Tränen BWV 13 zählt zu einer Gruppe von Kantaten aus dem nur rudimentär überlieferten dritten Bachschen Jahrgang, denen Texte aus Lehms 1711 erschienenen, für die Darmstädter Hofkapelle verfassten Gottgefälligen Kirchen-Opffer (Teil 2: nachmittagsandachten) zugrunde liegen. Lehms Text vertonte Bach in diesem am 2. Sonntag nach Epiphanias des Jahres 1726 (20. Januar) erstmals aufgeführten Concerto da chiesa, so die Bezeichnung in der autographen Partitur, in den Sätzen 1, 2, 4 und 5, während er im dritten Satz, „Der Gott, der mir hat versprochen“ auf die zweite Strophe des Chorals Zion klagt mit Angst und Schmerzen aus Johann Heermanns Devoti Musica Cordis (Breslau 1636) und im Schlusssatz „So sei nun, Seele, deine“ auf die letzte Strophe von Johann-Sebastian-Bach Porträt unsicher (1715 Konzertmeister Weimar) v. Joachim Ernst Rentsch d. Ältere 70
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