Tage Alter Musik – Programmheft 2023

TAGE ALTER MuSIK REGEnSBuRG Konzert 12 listene haben, ist es schlicht nicht ausreichend, Partituren zu reproduzieren oder die Art und Weise zu übernehmen, mit der andere Alte-Musik-Ensembles an diese Art von Repertoire herangehen. Ich wollte, dass dieses Albumwiderspiegelt, wie wir auf der Bühne arbeiten, daher haben wir zum Beispiel das Singen der Refrains genauso aufgenommen, wie wir es auch auf der Bühne vorführen würden – wir spielen und singen gleichzeitig, genau wie wir es live tun („Hush no More“, „When the night“). Mehrere unserer LeadsängerInnen (Berit, Tom und Per), schließen sich – entweder singend oder spielend – dem Ensemble an, wenn sie nicht den Leadgesang übernehmen. Wir arrangieren unsere Musik immer selbst und verbringen viel Zeit damit, diese in Workshops, Improvisationsübungen usw. zu verbessern. Zwei Stücke auf dieser Aufnahme habe ich komplett neu komponiert. Sie stammen beide aus Shakespeares Sommernachtstraum: „You Spotted Snakes“ erklingt, wenn die Elfen das Bett ihrer Königin Titania für sie vorbereiten (das Bett, in dem sie aufwacht und sich in Zettel, den Esel – in unserer Version ein Widder – verliebt). „Over Hill, Over Dale“ ist die erste Begegnung zwischen Puck und einer von Titanias Elfen (in unserer Version eine überraschend zigeunerhafte männliche Figur). Im Stück wird bei diesen beiden Szenen angegeben, dass sie gesungen werden. Da aber keine Melodie aus Shakespeares Zeit überlebt hat, habe ich meine eigenen komponiert. Überlieferte Shakespeare-Melodien wie „The Willow Song“ (eine bekannte Broadside-Ballade, die mehrfach in Othello verwendet wird) und die sehr bekannte mittelalterliche Ballade „The Three Ravens“ wurden extensiv bearbeitet und sind zu ganz eigenen Barokksolistene-Versionen geworden. Wir hätten dieses Album nicht ohne viel Musik von Henry Purcell aufnehmen können, einschließlich der sehr eindringlichen Arie „Oft she visits“ aus seiner Oper Dido and Aeneas und dem hypnotischen „Music for a While“ aus dem Stück Oedipus. Wir mussten auch etwas Alehouse-Material mit einbeziehen, schließlich befindet sich unser Schauplatz immer noch in den Räumlichkeiten eines Pubs. Die beiden Instrumentalarrangements „The newcastle Set“ und „The Washerwoman Set“ enthalten daher Musik, die hauptsächlich in Playfords Dancing Master vorkommt – und natürlich mussten wir auch ein echtes Kneipenlied zum Mitsingen einbauen („Jolly Broom Man“). Autor: Bjarte Eike Deutsche Fassung: Janosch Umbreit, Universität Regensburg nach dem phänomenalen Erfolg der Alehouse Sessions 2017 schien es schon fast unvermeidlich, dass Bjarte Eike mit seinen „Barokksolistene“ zu der ungezügelten Atmosphäre des Musikbetriebs während der Londoner Restauration zurückkehren würde – wobei er sich diesmal ganz auf das aufblühende Leben des pub theatre konzentrierte, einem Genre, das entstanden ist, um nach dem Fall des Regimes von Cromwell mit seinem puritanischen Commonwealth das überbordende Bedürfnis nach Live-Aufführungen zu stillen. Ein Abstecher zu Shakespeare in der Zwischenzeit in Form der norwegischen Produktion von A Midsummer night´s Dream Ende 2019 hatte die Wertschätzung des Ensembles für die frühe englische Musik mit ihrer Befruchtung durch die Folkmusik nur noch steigern können. Ich sprach mit Bjarte Eike über die Playhouse Sessions, seine Innovation durch die Verwischung der Stile und darüber, warum diese Zeit in der Musikgeschichte für ihn so wichtig ist. Dieses Album tritt in die Fußstapfen Ihrer umjubelten Alehouse Sessions aus dem Jahr 2017. Hatten Sie schon immer den Plan, ein theaterbasiertes zweites Album aufzunehmen? Das Alehouse-Projekt hatte eine Menge Aufmerksamkeit erregt – sowohl die Aufnahme als sicher auch die Live-Aufführungen. Immer wieder wurden wir gefragt, wann unser nächstes Album herauskomme, und ich suchte einen Weg, das Alehouse-Projekt lebendig zu halten. Es handelt sich hier um ein Projekt, das sich ständig weiterentwickelt - eigentlich eine musikalische Werkstatt, in der wir ständig neue Repertoires entwickeln, neue Arrangements und unterschiedliche Herangehensweisen an die Live-Aufführungen. Jede Musik, die wir aufführen, hat den Weg durch diese Werkstatt genommen, so dass unsere Versionen definitiv unsere eigenen sind. Zugleich machen Barokksolistene und ich neben Alehouse viele andere Projekte mit einem besonderen Interesse an szenischen Aufführungen, wo wir auf der Bühne Teil der Handlung sind (Oper, Theater, Ballett und Tanz). Ich hatte auch ein besonderes Interesse an Henry Purcells unglaublich vielseitiger und reichhaltiger Musik Barokksolistene bei den Tagen Alter Musik 2014 im Leeren Beutel Foto: Hanno Meier Interview mit Bjarte eike, künstlerischer Leiter von Barokksolistene, anlässlich der Veröffentlichung der CD „the Playhouse Sessions“ 81

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