Tage alTer Musik regensburg konzert 13 Julie andrijeski ist leiterin der alte Musik-abteilung der Case Western reserve university in Cleveland. Maximilien brisson ist Dozent für barockposaune an der Hochschule für künste bremen. Quicksilver veröffentlichte drei vielbeachtete CDs, „Fantasticus“, „stile Moderno“ und „early Moderns“ bei independent labels. zum Programm: early Moderns – Frühe Moderne – Instrumentalmusik des 17. Jahrhunderts Das siebzehnte Jahrhundert wird von Historikern oft die „frühmoderne“ Periode genannt, eine Zeit der umgestaltung in der westlichen kulturgeschichte. neue Technologien traten auf, unser modernes Wirtschaftssystem entstand, die erde war nicht mehr das Zentrum des universums. unter diesen kulturellen revolutionen fand auch eine in der Musik statt, als komponisten nuove musiche oder einen stile moderno zu entwickeln begannen. Diese selbstbewusst „moderne“ Musik liebte die dramatischen gegensätze und lebhaft emotionalen aussagen in einem unüberhörbaren kontrast zu dem glatten klangteppich der renaissance-Polyphonie. unser konzert heute ist ein Fest dieser modernen Musik, wie sie von virtuosen instrumentalkomponisten zunächst in italien, dann in Deutschland entwickelt wurde. es ist auch eine erkundung ihrer neuschöpfung, der sonate: ein reines instrumentalwerk, ein Musikstück, das – vereinfacht gesagt – „klingen“ soll, das kein anderes Thema hat als den einfallsreichtum des komponisten und keine standardisierte Form als die des leidenschaftlichen gebens und nehmens von Freunden im gespräch. Diese abrupten Übergänge, leidenschaftlichen Harmonien und animierenden Tanzrhythmen bilden das Herz der sonate des siebzehnten Jahrhunderts. italienische komponisten brachten sie über die alpen in das Heilige römische reich Deutscher nation, wo sie Zuflucht vor den kriegen und nöten im italien der Jahrhundertmitte suchten. Der stile moderno fiel in Deutschland auf fruchtbaren boden, wo italienische extravaganz die angeborene liebe zum kontrapunkt und zu ausdrucksstarken Harmonien veredelt. Johann Heinrich schmelzer verbrachte einen großteil seiner karriere damit, für den Musikliebhaber kaiser leopold i. konzertveranstaltungen zu organisieren. nachdem er mehrere Jahrzehnte amWiener Hof gewirkt hatte, wurde er schließlich 1679 in den hohen rang eines kapellmeisters berufen, doch schon nach wenigen Monaten fiel er der verheerenden Pest, die Wien und Prag in diesem Jahr heimsuchte, zum Opfer. seine große sammlung von instrumentalstücken aus der Jahrhundertmitte, der Sacro-profanus concentus musicus, beinhaltet mehrere klangvolle fünfstimmige Werke, darunter die atmosphärisch dichte Sonata settima. Der begabte komponist und Organist giovanni legrenzi benannte in der Hoffnung auf kaiserliche gunst eines seiner sonatenbücher nach dem emblem kaiser leopolds „la Cetra“, was sowohl „Das Zepter“ als auch „Die lyra“ bedeutet. Die Sonata Terza aus diesem buch ist ein hervorragendes beispiel dafür, wie sich die sonate Mitte des Jahrhunderts unter dem einfluss des lyrischen stils venezianischer Opernkomponisten wie Cavalli und Cesti veränderte. Die am 97
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