Tage Alter Musik – Programmheft 2025 – Sonderkonzert

ZOË BROOKSHAW Sopran ELIZABETH KENNY Laute/Theorbe Sonder konzer t für Mitglie der der Fre unde und F örderer der tAGe ALt er MUSIk e.V. donnerstag , 5. Juni 2025 , 20.00 Uhr Spitalkirch e St. katha rina, regen sburg-Stadtamho f

zoë Brookshaw, Sopran elizabeth kenny, Laute/Theorbe trials & tribulations Irrungen & Wirrungen donnerstag, 5. Juni 2025, 20.00 Uhr Spitalkirche St. katharina, Regensburg-Stadtamhof Die aus Nottingham stammende britische Sopranistin zoë Brookshaw war Chorschülerin am Trinity College in Cambridge, wo sie Theologie studierte. Sie begann ihre Gesangskarriere als Praktikantin im Monteverdi Choir unter John Eliot Gardiner und ist heute eine etablierte Solistin. Sie arbeitet regelmäßig mit dem Londoner Originalklangorchester Age of Enlightenment und vor allem mit Solomon’s Knot. Mit diesem Vokal- und Instrumentalensemble gastierte sie schon mehrmals in Regensburg und wird auch heuer beim Konzert am Samstagabend in der Dreieinigkeitskirche als erster Sopran mitwirken. elizabeth kenny ist eine der führenden Lautenistinnen Europas. Sie hat zahlreiche, von der Kritik hochgelobte Aufnahmen von Lautenmusik veröffentlicht, solo oder als Begleiterin von Sängerinnen und Sängern. Sie gründete 2007 das Theatre of the Ayre. Elizabeth Kenny hat mit vielen der weltbesten Ensembles für historische Instrumente gespielt, darunter längere Zeit mit Les Arts Florissants und dem Orchestra of the Age of Enlightenment. Elizabeth Kenny ist seit 1999 Professorin für Laute an der Royal Academy of Music und seit 2020 Dekanin. Von 2012 bis 2020 war sie Professorin für Aufführungspraxis an der University of Southampton und Direktorin für Performance Studies an der University of Oxford. zum Programm: trials and tribulations Schon oft wurde festgestellt, dass die meisten Lieder von Liebe oder Tod handeln. Dichter und Liedtexter des 17. Jahrhunderts haben häufig beides miteinander verglichen und – häufiger noch – herausgehoben, dass Liebe bedeutet, unablässig zwischen Glückseligkeit, gebrochenem Herzen und Reue Tage alTer Musik regensburg 5. Juni 2025 Zoë Brookshaw Foto: Gerard Collett Sonder - konzer t 2

hin- und hergeworfen zu werden. In dieser Hinsicht begibt man sich in der irdischen Liebe und der göttlichen Liebe auf denselben gefährlichen Pfad. Musik ist in diesem „Liebesreigen“ sowohl Ansporn, sich der Liebe zu ergeben, als auch Trost für ihren Verlust. Lauscht man der wundervollen Vertonung einer tragischen Liebeserfahrung, wird der eigene Kummer zumindest teilweise gestillt. In diesem Sinne stimmen wir mit Like as the lute delights auf die Fährnisse der Liebe ein. Wie ein Künstler die Saiten eines Instruments erklingen lässt, so bringt auch die Musik die Saiten des Herzens zum Schwingen und die durch das Instrument erzeugten wechselnden Stimmungen können die Sänger in Verzückung geraten lassen oder in Verzweiflung stürzen, so wie Liebende oder aber eine Muse mit ihren musikalischen Raffinessen andere in ihren Bann schlagen können. John Danyel – als versierter Lautenspieler – und sein Bruder Samuel, der den Text verfasste, spielen sich in diesem Stück geistreich die Bälle zu. In heutiger Zeit ist John Dowland, ein Zeitgenosse der Gebrüder Danyel, besser bekannt, aber alle drei, wie auch ihr etwas jüngerer Kollege Robert Johnson, bewegten sich in dem eng miteinander verknüpften Musik- und Theatermilieu Londons im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert. Während die Gebrüder Danyel und Robert Johnson sich ihren Lebensunterhalt mit Musikstücken für Theater und sonstige Vergnügungen verdienten, hatte Dowland immer seine Karriere im Blick und veröffentlichte zwischen 1597 und 1612 vier Liederbücher – auch in der Hoffnung, eine feste Anstellung am Hof Königin Elisabeths I. zu erlangen. Seine politischen und konfessionellen Sympathien waren jedoch seinen Ambitionen hinderlich. Seine Neigung zum Katholizismus ließ ihn vermuten, dass die Königin ihm eine Anstellung verweigerte, weil sie ihn für einen „hartnäckigen Papisten“ hielt. Es ist jedoch nicht minder wahrscheinlich, dass seine Sympathie für den Earl of Essex, den ehemaligen Favoriten der Königin, den sie hatte köpfen lassen, weil sie seiner überdrüssig geworden war, den Ausschlag gab: Als Lautenspieler am Hofe der Königin hätte er eine privilegierte Stellung in der Nähe der Monarchin genossen und deshalb diskret, kooperativ und vor allem loyal sein müssen. Die Vertonung der als Liebesklage nur dünn kaschierten rebellischen Anklage Tage alTer Musik regensburg 5. Juni 2025 Elizabeth Kenny Foto: Bertie Watson 3

des Earls Can she excuse my wrongs vibriert von politischer und persönlicher Unzufriedenheit. If my complaints could passions move ist ebenfalls eine signifikant erregte Bitte um Erwiderung der Zuneigung. Ein echtes Leitmotiv aber wurde die Melodie „Lachrimae“, die Dowland in dem Lied Flow, my tears verwendet hat. Diese Melodie wurde in ganz Europa berühmt und Dowland selbst kehrte immer wieder zu ihr zurück, indem er sie in Versionen für Sololaute und Violenensembles verarbeitete. In vielen anderen Stücken hört man ihren Einfluss, so auch in der Pavane Rosa von John Danyel. Dowlands Lied selbst offenbart Hoffnungslosigkeit und eine nihilistische Einstellung gegenüber der Liebe: „Sogar die Hölle ist besser, als die Gehässigkeit der Welt erleben zu müssen“ („Happy they that in Hell feel not the World’s despite“). Dowland war nicht glücklich über die Erfolge jüngerer Lautenisten am Königshof. Vor allem Robert Johnson stieg unter James I., dem Nachfolger von Elisabeth I., quer durch die Reihen der Hofmusiker auf und wurde die bedeutende Figur für die musikalische Ausgestaltung von höfischen Unterhaltungen und Maskenspielen. Er schrieb zudem die Musik für die Aufführungen der unter königlicher Schirmherrschaft stehenden Theatergruppe The King’s Men, der auch Shakespeare angehörte, und im Jahr 1611 zwei Werke für Shakespeares Der Sturm. Da es Johnson als gutdotierter Kapellmeister nicht nötig hatte, von der Veröffentlichung seiner Werke zu leben, hat seine Musik nur in Manuskriptform überlebt. As I walked forth erzählt von der Verzweiflung und dem Tod einer jungen, in der Liebe betrogenen Frau aus der Perspektive des Erzählers, der ihr in den letzten Momenten ihres Lebens begegnet. In der volkstümlichen Ballade The Willow Song in Othello ahnt Desdemona ihren Tod durch die Hand Othellos voraus, der durch die Intrigen und Lügen Jagos zu mörderischer Wut aufgestachelt wurde. Der zweite Teil unseres Programms stammt überwiegend aus der Restaurationszeit Englands unter den Stuarts, in der Liebe von Dichtern aus der gesellschaftlichen Elite eher ironisiert wurde. Lovely Selina erzählt die Geschichte einer arglosen jungen Frau, die freimütig ihre Verliebtheit eingesteht und grausam gedemütigt wird. Die Moral wird dem Zuhörer leichthin als Warnung präsentiert: „Erbarmen, ihr Mächte, die ihr sorglos dort oben sitzt, wenn ihr jemals erfahren habt, was es bedeutet zu lieben“ („Pity ye Powers, that sit at ease above, if e’er you know what ’tis to be in love“). I attempt from love’s sickness to fly in vain schildert in einem ähnlich sorglosen Tanzrhythmus das Paradoxon von Liebe als Krankheit und Heilung zugleich. Die Rhythmen und Akkordfolgen entstammen der französischen Musik, die am englischen Hof ausgesprochen einflussreich war. Robert de Visées Chaconne zum Beispiel hat denselben Basso ostinato wie das Lied von Blow. Die Dichter der Restaurationszeit unter den Stuarts wechseln zwischen der säkularen Welt der antiken Mythologie und den ernsthafter dramatisierten Dilemmata des Christen mit einer Leichtigkeit hin und her, die uns heute befremdlich erscheinen mag. In Lord, what is man? reflektiert Purcell über das Wunder der „Eternal Love“, die für einen Wurm sterben sollte, indem er die Liebe Christi der Unwürdigkeit und Erbärmlichkeit des Menschen gegenüberstellt. Purcells Musik vereint Innigkeit mit tief empfundener Freude. Dramatischer noch ist The Blessed Vergin’s Expostulation, das die Ängste über das Verschwinden des Jesuskinds vor demWiederauffinden im Tempel lebhaft nachempfinden lässt. Schon der Beginn gewährt uns tiefen Einblick in das Herz der besorgten Mutter und am Ende steht nicht Marias Erleichterung darüber, das Kind wiedergefunden zu haben, sondern die Erkenntnis, dass Jesus’ duale Natur – göttlich und menschlich zugleich – bedeutet, dass ihre Mutterliebe dazu verurteilt ist, immer wieder auf die Probe gestellt zu werden und ständig mit Angst verbunden sein wird: „I trust the God, but oh, I fear the Child“. Wo immer man Liebe findet, erweist sie sich also als unauflösbare Verstrickung von unvergesslichem Glücksgefühl, Schicksalsprüfungen und Trauer. Autorin: Elizabeth Kenny Deutsche Fassung: Christina und Hannsjörg Bergmann Tage alTer Musik regensburg 5. Juni 2025 Wir danken der St. Katharinenspitalstiftung für die Gastfreundschaft in der Spitalkirche St. Katharina John dAnyeL (1564–1626) Like as the lute delights AnonyM Greensleeves John doWLAnd(1563–1626) Flow my tears John dAnyeL Rosa (Laute solo) John doWLAnd If my complaints could passions move Awake, sweet love, thou art returned AnonyM The Willow Song roBert JohnSon(ca. 1583–1633) As I walked forth one summer’s day roBert JohnSon Fantasie and Galliard (Laute solo) John doWLAnd Can she excuse my wrongs? roBert de VISée (1652–1730) Prelude and Chaconne in G (Theorbe solo) John BLoW(1649–1708) Lovely Selina henry PUrceLL (1659–1695) I attempt from love’s sickness to fly Lord, what is man? hIeronyMUS kAPSBerGer (ca. 1580–1651) Toccata and Passacaglia (Theorbe solo) henry PUrceLL The blessed Virgin’s expostulation trIALS And trIBULAtIonS Programm 4

Tage alTer Musik regensburg 5. Juni 2025 Like as the lute delights, or else dislikes, As is his art that plays upon the same; So sounds my muse, according as she strikes On my heart strings, high-tuned unto her fame. Her touch doth cause the warble of the sound, Which here I yield in lamentable wise; A wailing descant on the sweetest ground, Whose due reports give honour to her eyes. If any pleasing relish here I use, Judge then, the world, her beauty gives the same; Else harsh my style, untuneable my muse: Hoarse sounds the voice that praiseth not her name. For no ground else could make the music such, Nor other hand could give so sweet a touch. Greensleeves Alas, my love, ye do me wrong, To cast me off discourteously: And I have loved you so long, Delighting in your company! Greensleeves was all my joy, Greensleeves was my delight; Greensleeves was my heart of gold, And who but my Lady Greensleeves. I have been ready at your hand, To grant whatever you would crave; I have both waged life and land, Your love and good-will for to have. I bought thee petticoats of the best, The cloth so fine as might be; I gave thee jewels for thy chest, And all this cost I spent on thee. Well! I will pray to God on high, That thou my constancy may’st see, And that, yet once before I die, Thou wilt vouchsafe to love me! ob die Laute erfreut oder missfällt, obwohl es nur der Künstler ist, der auf ihr spielt, bestimmt meine Muse, je nachdem, wie sie die Saiten meines Herzens, gestimmt zu ihrem Ruhm, anschlägt. Ihre Berührung bestimmt den Klang, den ich hier so erbärmlich vortrage: eine Klage, von zarter Begleitung untermalt, damit sie ihren Augen zur Ehre gereiche. Sollte ich hier angenehmen Genuss bereiten, dann urteilt alle: Ihre Schönheit macht es ebenso! Rauh ist sonst mein Stil und launisch meine Muse, heiser die Stimme, wenn sie nicht ihren Namen preist: Nur sie kann die Musik so süß machen, niemand sonst könnte so zart den Anstoß geben. Greensleeves Ach, mein Lieb, du tust mir weh, wenn du mich so unhöflich abweist! Hab´ dich doch schon so lange geliebt und deine Gesellschaft genossen! Greensleeves war all meine Freude, Greensleeves war meine Wonne, Greensleeves war mein Herz aus Gold! Nur du, meine Lady Greensleeves! War immer dir zur Hand, dir jeden Wunsch zu erfüllen; hab´ Land und Leben aufs Spiel gesetzt, deine Liebe und Gunst zu erringen. Ich kauft´ dir seidene Unterröck´ und Kleider vom Allerfeinsten; ich gab den Schmuck dir für deinen Hals: das alles schenkte ich dir! Nun gut, ich will zu Gott im Himmel beten, dass du meine Treue sehen kannst und dass du mir, noch bevor ich sterbe, deine Liebe gewähren mögst. trIALS & trIBULAtIonS orIGInALtexte Und ÜBertrAGUnGen 5

Tage alTer Musik regensburg 5. Juni 2025 Flow, my tears, fall from your springs! Exiled for ever, let me mourn; Where night’s black bird her sad infamy sings, There let me live forlorn. Down vain lights, shine you no more! No nights are dark enough for those That in despair their lost fortunes deplore. Light doth but shame disclose. Never may my woes be relieved; Since pity is fled; And tears and sighs and groans my weary days, Of all joys have deprived. From the highest spire of contentment My fortune is thrown; And fear and grief and pain for my deserts, Are my hopes, since hope is gone. Hark! you shadows that in darkness dwell Learn to contemn light. Happy, happy they that in hell Feel not the world’s despite. If my complaints could passions move, Or make Love see wherein I suffer wrong: My passions were enough to prove, That my despairs had govern’d me too long. O Love, I live and die in thee, Thy grief in my deep sighs still speaks: Thy wounds do freshly bleed in me, My heart for thy unkindness breaks: Yet thou dost hope when I despair, And when I hope, thou mak’st me hope in vain. Thou say’st thou canst my harms repair, Yet for redress, thou let’st me still complain. Can Love be rich, and yet I want? Is Love my judge, and yet I am condemn’d? Thou plenty hast, yet me dost scant: Thou made a God, and yet thy power contemn’d. That I do live, it is thy power: That I desire it is thy worth: If Love doth make men’s lives too sour, Let me not love, nor live henceforth: Die shall my hopes, but not my faith, That you that of my fall may hearers be, May here despair, which truly saith, I was more true to Love than Love to me. Fließt, meine tränen, strömt aus euren Quellen! Lasst mich trauern, da sie mich für immer verbannt! Wo der Rabe ihre todbringene Bösartigkeit besingt, da lasst mich elend leben. Lösch das nutzlose Licht, nie mehr soll es leuchten! Keine Nacht ist dunkel genug für den, der verzweifelt sein verlor´nes Glück beklagt. Licht bringt nur Schande an den Tag! Es gibt keine Linderung für mein Leid, da sie kein Mitgefühl hat. Tränen, Seufzer und Klagen haben mich in diesen trüben Tagen jeglicher Freude beraubt. Vom höchsten Gipfel des Glücks stürzte ich hinab in die Tiefe, hab´ für meine Verdienste nur Aussicht auf Angst, Kummer und Leid, da es keine Hoffnung mehr gibt. Hört, ihr Schatten, die ihr in der Finsternis haust! Lernt das Licht zu verachten! Glücklich, wer in der Hölle die Gehässigkeit der Welt nicht fühlt! Wenn meine klagen Mitgefühl erwecken oder der Geliebten zeigen könnten, weshalb ich zu Unrecht leide: Mein Leid würde reichen, um zu zeigen, dass Verzweiflung mich zu lang beherrscht! Ach Verehrteste, ich lebe und sterbe mit Euch, Euer Kummer spricht in meinen Seufzern, Eure Wunden bluten frisch in mir: Mein Herz bricht wegen Eurer Lieblosigkeit: Doch Ihr schöpft Hoffnung, während ich verzweifle, und wenn ich Hoffnung schöpfe, dann zerstört Ihr sie! Ihr sagt, Ihr könntet meine Qualen lindern, doch tut Ihr es nicht und lasst mich endlos klagen! Wenn Liebe bereichert – warum leide ich Mangel? Ist Liebe mein Richter – so bin ich schon gerichtet? Ihr habt so viel Liebe, doch nicht für mich! Ihr macht Euch zur Göttin und ächtet mit Eurer Macht! Dass ich lebe, liegt in Eurer Macht, Dass ich Euch begehre, liegt an Eurem Wert. Wenn Liebe das Leben der Menschen so bitter macht, so lasst mich nicht länger lieben noch leben: Sterben soll meine Hoffnung, doch nicht die Gewissheit, dass alle, die hören, dass ich in Ungnade fiel, die Verzweiflung erkennen, mit der ich beteuere, dass ich meiner Geliebten treuer war als sie mir. 6

Tage alTer Musik regensburg 5. Juni 2025 Awake, sweet love, thou art return’d: My heart, which long in absence mourn’d, Lives now in perfect joy. Let love, which never absent dies, Now live for ever in her eyes, Whence came my first annoy. Only herself hath seemed fair: She only I could love, She only drave me to despair, When she unkind did prove. Despair did make me wish to die; That I my joys might end: She only, which did make me fly, My state may now amend. If she esteem thee now aught worth, She will not grieve thy love henceforth, Which so despair hath prov’d. Despair hath proved now in me, That love will not unconstant be, Though long in vain I lov’d. If she at last reward thy love, And all thy harms repair, Thy happiness will sweeter prove, Rais’d up from deep despair. And if that now thou welcome be, When thou with her dost meet, She all this while but play’d with thee, To make thy joys more sweet. the Willow Song The poor soul sat sighing by a sycamore tree, Sing willow, willow, willow, With his hand on his bosom And his head upon his knee, O willow, willow, willow. O willow willow willow willow O willow willow willow willow shall be my garland. Sing all a green willow, willow willow willow, Aye me, the green willow must be my garland. He sighed in his singing And made a great moan: Sing willow willow willow! I am dead to all pleasure, My true love, she is gone! Come all ye forsaken And mourn now with me: O willow willow willow! Who speaks of a false love, Mine’s falser than she! erwache, süße Liebe, du bist zurück! Mein Herz, das so lange unter deiner Abwesenheit litt, lebt nun auf in vollendeter Freude. Lass Liebe, die niemals stirbt, für immer in ihren Augen sein. Was war der Anlass für meine Verstimmung? Nur sie erschien mir begehrenswert, nur sie konnte ich lieben, nur sie trieb mich in die Verzweiflung, als sie sich so herzlos zeigte. Verzweifelt wünschte ich zu sterben, damit alle Freude zu Ende sei. Nur sie kann diesen Zustand ändern, der mich in die Flucht trieb. Wenn sie dich jetzt wieder schätzt, wird sie diese Liebe künftig nicht mehr kränken, die ihre Verzweiflung so sehr gezeigt hat. Diese Verzweiflung hat mir bewiesen, dass meine Liebe nicht wanken kann, obwohl ich so lange vergeblich geliebt. Wenn sie zuletzt die Liebe erwidert und alles Leid nun stillt, wird das Glück nur umso größer sein, weil es aus tiefstem Leid erwuchs. Und wenn du jetzt wieder willkommen bist, wenn du dich wieder mit ihr triffst: Sie hat die ganze Zeit nur mit dir gespielt, um dein Glück zu steigern! das Lied von der Weide (Willow kann eine Weide sein, ist aber auch ein Mädchenname, der so viel wie „die Zauberhafte“ bedeutet) Die arme Seele saß unter dem Ahorn und klagte, - sing willow, willow, willow - mit der Hand auf der Brust und dem Haupt auf dem Knie, ach willow, willow, willow. Ach willow, willow, willow, Ein Kranz aus Weide wird mein Haupt umwinden, singt alle: Grüne Weide, Weide, Weide Ach ja, aus grüner Weide soll mein Kranz sein. Er seufzte, während er sang, und machte ein großes Gejammer: Sing willow, willow, willow! Ich bin gestorben für jegliche Freude, meine wahre Liebe, sie hat mich verlassen! Kommt, all ihr Verlassenen, und jammert jetzt mit mir: Ach willow, willow, willow! Wer von unaufrichtiger Liebe spricht: Meine war verlogener als sie! 7

Tage alTer Musik regensburg 5. Juni 2025 As I walked forth one summer’s day, To view the meadows green and gay A pleasant bower I espied Standing fast by the river side, And in’t a maiden I heard cry: Alas! alas! there’s none e’er loved as I. Then round the meadow did she walk, Catching each flower by the stalk Such flow’rs as in the meadow grew, The Dead Man’s Thumb, an herb all blue; And as she pull’d them still cried she: Alas! alas! there’s none was loved like me. The flowers of the sweetest scents She bound about with knotty bents; And as she bound them up in bands She wept, she sigh’d, she wrung her hands; Alas! alas! alas! cried she, Alas! alas! there’s none e’er loved as I. When she had fill’d her apron full Of such green things as she could cull, The green leaves served her for a bed, The flow’rs were the pillow for her head; Then down she laid, ne’er more did speak; Alas! alas! with love her heart did break can she excuse my wrongs with Virtue’s cloak? Shall I call her good when she proves unkind? Are those clear fires which vanish into smoke? Must I praise the leaves where no fruit I find? No, no; where shadows do for bodies stand, That may’st be abus’d if thy sight be dim. Cold love is like to words written on sand, Or to bubbles which on the water swim. Wilt thou be thus abused still, Seeing that she will right thee never? If thou canst not o’ercome her will, Thy love will be thus fruitless ever. eines Sommertags ging ich so für mich hin, um die grünen und blühenden Wiesen zu schaun, als ich eine hübsche Gartenlaube erspähte, die nah am Flussufer stand. Und drinnen hörte ich ein Mädchen weinen: Ach, ach! Niemand hat je so geliebt wie ich! Dann ging sie über die Wiese und pflückte jede Blume samt Stiel, Blumen, wie sie auf der Wiese wachsen, Des Toten Manns Daumen, ein Kraut ganz blau, und als sie sie pflückte, klagte sie: Ach, ach! Niemand wurde so geliebt wie ich! Blumen mit dem süßesten Duft flocht sie mit den Stielen zusammen; und während sie sie zu Sträußen band, weinte sie, seufzte sie und rang die Hände: Ach, ach, ach, weinte sie, Ach, ach! Niemand hat je so geliebt wie ich! Und als sie ihre Schürze vollgefüllt mit allem, was sie pflücken konnte, da dienten die grünen Blätter ihr als Bett, die Blumen war´n das Kissen, dann legte sie sich hin und sprach nicht mehr. Ach, ach! Vor Liebe war ihr Herz gebrochen. kann sie, umhüllt vom Mantel der tugend, meine Fehler verzeihen? Soll ich sie gütig nennen, wenn sie sich herzlos zeigt? Ist alles nur leeres Feuer, das sich in Rauch auflöst? Muss ich die Blätter loben, wenn ich keine Frucht finde? Nein, nein: wo Schemen nur für Körper stehen, magst du dafür geschmäht werden, dass dein Seufzen zu leise war. Kalte Liebe gleicht Worten, die in den Sand geschrieben wurden oder Blasen, die auf dem Wasser schwimmen. Lässt du dich weiter so missbrauchen, obwohl du siehst, dass sie dir nie Rechte einräumen wird? Wenn du dich nicht ihrem Willen fügst, wird deine Ergebenheit nie Früchte tragen. 8

Tage alTer Musik regensburg 5. Juni 2025 Was I so base, that I might not aspire Unto those high joys which she holds from me? As they are high, so high is my desire, If she this deny, what can granted be? If she will yield to that which reason is, It is reason’s will that love should be just. Dear, make me happy still by granting this, Or cut off delays if that I die must. Better a thousand times to die Than for to love thus still tormented: Dear, but remember it was I Who for thy sake did die contented. Lovely Selina, innocent and free From all the dangerous arts of love, Thus in a melancholy grove Enjoy’d the sweetness of her privacy; Till envious gods, designing to undo her, Depatch’d the swain not unlike then to woo her. It was not long e’er the design did take; A gentle youth, born to persuade, Deceiv’d the too, too easy maid. Her scrip and garland she did forsake, And rashly told the secrets of her heart, Which the fond man would ever more impart. “False Florimel, joy of my heart,” said she, “‚Tis hard to love, and love in vain; To love, and not be lov’d again; And why should love and prudence disagree?” Pity ye pow’rs, that sit at ease above, If e’er you know what ‚tis to be in love! I attempt from love’s sickness to fly in vain, Since I am myself my own fever and pain. No more now, fond heart, with pride no more swell, Thou can’st not raise forces enough to rebel. For love has more pow’r, and less mercy than fate, To make us seek ruin, and love those that hate. War ich so wenig wert, dass ich nicht nach den hohen Ehren streben durfte, die sie mir vorenthält? So hoch sie sind, so groß ist auch mein Ehrgeiz. Wenn sie das leugnet, was kann dann noch gewährt werden? Sollte sie sich auf die Vernunft berufen: Die Vernunft will, dass Liebe redlich sei. Liebste, macht mich glücklich, indem Ihr mir das gewährt, und haltet mich nicht länger hin, wenn ich denn sterben muss. Lieber tausendmal gestorben, als sich der Liebe wegen so zu quälen. Meine Liebste, denkt jedoch daran, dass ich es war, der sich für Euch opferte. die liebliche Selina, unschuldig und frei von allen gefährlichen Tücken der Liebe, genoss - wie in einem freudlosen Hain - behagliche Zurückgezogenheit. Da schickten neidische Götter, um ihr zu schaden, einen Verehrer los, der sie verführen sollte. Es dauerte nicht lang, bis der Plan aufging! Ein netter Jüngling, der geborene Verführer, täuschte die viel zu unbedarfte Maid: sie verlor ihre Unschuld und ihr Kränzelein. Unbedacht erzählte sie das Geheimnis ihres Herzens, das der Galan schnell weitertratschte. „Falscher Florimel, du Wonne meines Herzens“, sagte sie.“ Es ist so hart zu lieben und vergebens zu lieben; zu lieben ohne geliebt zu werden. Warum aber sollten sich Liebe und Klugheit widersprechen?“ Ihr göttlichen Mächte, die ihr dort oben in Muße lebt, habt Mitleid, solltet ihr jemals erfahren haben, was Liebe ist. Vergebens suche ich dem Liebesleid zu entfliehen, da mein Fieber und meine Qual ja ich selber bin. Schwill nicht mehr, mein töricht´ Herz, vor Stolz! Hast ja doch nicht genug Kraft, dich aufzulehnen! Denn Liebe ist stärker und gnadenloser als das Schicksal! Sie lässt uns unser Verderben suchen und die lieben, die uns hassen. 9

Tage alTer Musik regensburg 5. Juni 2025 Lord, what is man, lost man, That Thou shouldst be so mindful of him? That the Son of God forsook his glory, His abode, To become a poor, tormented man! The Deity was shrunk into a span, And that for me, O wound’rous love, for me. Reveal, ye glorious spirits, when ye knew The way the Son of God took to renew lost man, Your vacant places to supply; Blest spirits tell,Which did excel, Which was more prevalent, Your joy or your astonishment, That man should be assum’d into the Deity, That for a worm a God should die. Oh! for a quill, drawn from your wing To write the praises of th’Eternal Love; Oh! for a voice like yours to sing That anthem here, which once you sung above. Hallelujah! the Blessed Virgin’s expostulation Tell me, some pitying angel, quickly say, Where does my soul’s sweet darling [stray]1, In tiger’s, or more cruel Herod’s way? Ah! rather let his little footsteps press Unregarded through the wilderness, Where milder savages resort: The desert’s safer than a tyrant’s court. Why, fairest object of my love, Why dost thou from my longing eyes remove? Was it a waking dream that did foretell Thy wondrous birth? no vision from above? Where’s Gabriel now that visited my cell? I call; he comes not; flatt’ring hopes, farewell. Me Judah’s daughters once caress’d, Call’d me of mothers the most bless’d. Now (fatal change!) of mothers most distress’d. How shall my soul its motions guide? How shall I stem the various tide, Whilst faith and doubt my lab’ring soul divide? For whilst of thy dear sight beguil’d, I trust the God, but oh! I fear the child. herr, was ist der Mensch, der verlorene Mensch, dass du so auf ihn achtest? Dass der Sohn Gottes seine Herrlichkeit und seinen Wohnsitz aufgab, um ein armer, geschundener Mensch zu werden? Die Gottheit schrumpfte auf eine Lebensspanne, und das für mich, o wundersame Liebe, für mich! Enthüllt, ihr glorreichen Geister, wenn ihr es wisst, welchen Weg Gottes Sohn wählte, um die Verlorenen zu retten und eure vakanten Plätze aufzufüllen! Selige Geister, erzählt, was überwog, was bedeutender war: Eure Freude oder eure Verwunderung darüber, dass der Mensch aufgenommen wurde zu Gott, dass für den Menschenwurm ein Gott sterben sollte. Ach, hätte ich einen Kiel aus euren Flügeln, den Lobgesang der Ewigen Liebe aufzuschreiben. Ach, hätt ich eure Stimme, um hier unten das Lob zu singen, das ihr einst dort oben sangt! Hallelujah! die klage der heiligen Jungfrau Sag mir, irgendein mitfühlender Engel, sag schnell: Wo streunt gerade mein geliebtes Kind herum? Trifft es auf einen Tiger oder - schlimmer – auf Herodes? Lieber soll es auf seinen kleinen Füßchen unbeachtet durch die Wildnis stapfen, wo geringere Gefahren drohen: Die Wüste ist ein sicherer Ort als eines Tyrannen Hof! Warum, mein Liebling, entziehst du dich meinen sehnsuchtsvollen Augen? War es ein Tagtraum, der deine wundersame Geburt vorhersagte? Keine göttliche Vision? Wo ist jetzt Gabriel, der in meine Kammer kam? Ich rufe, doch er kommt nicht! Trügerische Hoffnung, fahr dahin! Einst liebkosten mich Judas´Töchter und nannten mich die gesegnetste aller Mütter; jetzt (fatale Kehrtwende) die unglücklichste. Wie soll meine Seele ihre Gefühle beherrschen? Wie soll ich dieses Auf und Ab aushalten, wenn Glaube und Zweifel meine gequälte Seele zerreißen? So lange mich dein geliebter Anblick betört, vertraue ich auf Gott, doch ach, ich fürchte um mein Kind! Deutsche Fassung: Christina und Hannsjörg Bergmann Dieses Konzert ist eine Veranstaltung für die Freunde und Förderer der Tage Alter Musik Regensburg e. V. 10

Freitag, 6. Juni, 9:30 bis 16:15 Bonhoeffersaal, Evangelisches Bildungswerk Regensburg e.V., Am Ölberg 2 INTERNATIoNAlE TAguNg Giovanni Pierluigi da Palestrina zwischen Kirche, Kontrapunkt und Kommerz Anmeldung unter: patricia.hahn@ur.de Samstag, 7. Juni, 13:00 bis 19:00 Sonntag, 8. Juni, 10:00 bis 19:00 Montag, 9. Juni, 10:00 bis 16:00 Historischer Salzstadel an der Steinernen Brücke, Brückstraße 2 AuSSTElluNg Große internationale Verkaufsausstellung von Nachbauten historischer Musikinstrumente, Noten, Büchern und CDs (50 Aussteller) Samstag, 7. Juni, 17:00 Innenhof (bei schlechtem Wetter im Auditorium) des Thon-Dittmer-Palais, Haidplatz 8 VoM „STAMPFEN“ zuM VoRNEHMEN ScHREITTANz – 500 JAHRE TANzMuSIk Gesprächskonzert mit dem Bläserensemble INTo THE WINDS im Thon-Dittmer-Palais Samstag, 7. Juni 2025, 10:00 & 15:00 – Sonntag, 8. Juni 2025, 15:00 Bischöfliche zentralbibliothek Regensburg, St.-Peters-Weg 11-13 PAlESTRINA IN REgENSBuRg – HANDScHRIFTEN uND DRuckEAuS DER PRoSkE SAMMluNg Führungen durch die Bischöfliche Zentralbibliothek, Dauer ca. 1 Stunde. Anmeldung unter: raymond.dittrich@bistum-regensburg.de oder bibliothek@bistum-regensburg.de Sonntag, 8. Juni 2025, 18:00 garbo-kino, Weißgerbergraben 11a oRlANDo DI lASSo – oRlANDo, A coMPoSER’S lIFE IN THE RENAISSANcE Dokumentarfilm 2024 (70 Min.) in Anwesenheit des belgischen Regisseurs Joachim Thôme koNzERTEINFüHRuNgEN konzert 5: Batzdorfer Hofkapelle, Samstag, 7. Juni, 14:30, Thurn und Taxis Hofbibliothek(Eintritt nur mit gültigemKonzertticket) konzert 6: Solomon’s knot, Samstag, 7. Juni, 19:00, Bonhoeffersaal konzert 11: Ars Antiqua Austria, Sonntag, 8. Juni, 19:00, Bonhoeffersaal konzert 16: le concert Spirituel, Montag, 9. Juni, 18:00, Bonhoeffersaal Freier Eintritt! Begleitprogramm Tage Alter Musik Regensburg 2025 40 Jahre – Alte Musik Neue Horizonte – 2025

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