notenstecherin und eine schlüsselfigur im Pariser Musikleben, berühmt für die Prägnanz und eleganz ihrer notenblätter. sie stach unter anderem für aubert, barrière, stamitz und tartini. im alter von 30 Jahren heiratete louise roussel Jean-Marie leclair (1697– 1764) und etablierte ihre kunst, indem sie die noten für ihren Mann und seine zeitgenossen stach. leclair gab stolz seine ehe mit louise auf dem titelblatt seiner opera iii und V bekannt: sonaten […], graviert von Mme leclair, seiner gattin. Jean-Marie leclair war vor allem tänzer. er, der seine kindheit zwischen den bändern und tressen in der Werkstatt seines Vaters verbracht hatte, der Posamenten herstellte, aber auch tanzmeister und kapellmeister war, profitierte vom unterricht durch seinen Vater. Das ermöglichte ihm, 1722 als tanzlehrer in turin angestellt zu werden. Wie alle guten tanzlehrer spielte Jean-Marie leclair Violine, um die tänzer zu begleiten und anzuleiten, und er schien ein besonderes talent für dieses instrument zu haben. sein lehrer giovanni battista somis (1686–1763) ermutigte ihn dazu, die stelle als tanzlehrer aufzugeben und stattdessen die eines Violinisten anzustreben. Das bestärkte nur noch eine schon bestehende neigung in dem jungen Mann, der bereits 1723 ein erstes opus für Violine und generalbass geschrieben hatte. Wie viele seiner Vorgänger – so der Deutsche Heinrich schütz (1585– 1672) und der Franzose Marc-antoine Charpentier (1643–1704) – unternahm auch leclair reisen und bereicherte seinen stil durch den kontakt mit italienern, die in der europäischen Musik damals eine führende rolle spielten. er war der erste in Frankreich, der ein opus mit Violinkonzerten veröffentlichte – abgesehen von den konzerten für vier Violinen von Jacques aubert 1735. seine opera Vii und X (1737 bzw. 1745) sind ein Manifest der Virtuosität und ausdruckskraft des Violinspiels. obwohl der unterricht durch somis und Pietro antonio locatelli (1695–1764), den er auf seinen reisen bei zwei gelegenheiten traf, für sein Werk bezüglich stil und Virtuosität vermutlich prägend war, widmete er sein erstes opus mit konzerten (opus Vii) seinem zeitgenossen andré Cheron (1695–1766): „Mein lieber Freund [...], erlaubt mir hier zu sagen, dass (sollte das Publikum ein wenig schönheit darin finden) ich dies allein den lektionen verdanke, die ich von euch erhielt. ich bin und werde für den rest meines lebens, mein geliebter Meister, mit ewiger Freundschaft und Dankbarkeit euer ergebenster und untertänigster Diener sein… J.M. leclair.“ Durch die kombination von leclairs Violinkonzerten mit teilen von rameaus Werken entdecken wir wieder das ganze Flair einer großen Periode der französischen Musik, als innovation keine grenzen kannte. Autor: Adrien Louis Deutsche Fassung: Christina und Hannsjörg Bergmann Porträt von Jean-Marie Leclair (1697-1764), Stich von F. Luigi d’apres Loir, 1741 Tage alTer Musik regensburg Juni 2025 86
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