Tage Alter Musik – Almanach 2007

Bayerischer Rundfunk Bayern 4 Klassik Beitrag für die Sendungen „Allegro“ und „Leporello“ am 29. Mai 2007 Autor: Robert Jungwirth Musik: Orfeo-Mitschnitt Vor 400 erklang diese Musik zum ersten Mal. 1607 wurde Claudio Monteverdis Oper „Orfeo“ in Mantua erstmals auf- geführt. An dem 400. Geburtstag dieses oft als erste Oper bezeichneten Werks kamen natürlich auch die Tage Alter Musik in Regensburg nicht vorbei. Und so präsentierte das Festival eine halbszenische Version mit dem mehrfach preis- gekrönten italienischen Vokal-Ensemble La Venexiana, ergänzt durch nicht minder stilsicher agierende Instrumentalisten. Musik: Orfeo-Mitschnitt In jetztzeitigen Kostümen, mit sparsamen Gesten und Requisiten bot La Venexiana die tragische Liebegeschichte um Orpheus und Eurydike gewissermaßen als Ereignis von heute. Im Vordergrund aber stand der Gesang, mit einem zwi- schen inwendigem Schmerz und zornigem Aufbegehren changierenden Mirko Guadagnini in der Titelpartie – dem die übrigen Sänger durchweg gleichwertige Partner waren. Ein anderer Höhepunkt des diesjährigen Festivals war der Auftritt des erst vor zwei Jahren gegründeten belgischen Barockorchesters B’Rock mit dem jungen phänomenalen fran- zösischen Flötisten Julien Martin und Werken von Telemann und Rameau. Musik: Telemann-Mitschnitt Als Gastdirigenen wählten sich die Musiker für ihren Auftritt den Cembalisten und Alte Musik-Spezialisten Skip Sempé. O-Ton: Sempé „B’Rock ist eine Gruppe junger Leute, die eine neue Generation in der Alten Musik darstellt so wie früher das Orchestra of the Age of the Enlightenment in London. Es ist ein sogenanntes demokratisches Orchester mit wechseln- den Chefdirigenten, aber auch mit Konzerten ohne Dirigent. Dann leitet die ganz ausgezeichnete Konzertmeisterin Lidewij van der Voort die Aufführungen. Ihr Spiel ist ein bißchen zwischen Marie Leonhardt und Reinhard Goebel, und das gefällt mir sehr gut.“ Das Besondere der Regensburger Tage für Alte Musik sind neben den immer wieder herausragenden Ensembles und Solisten, die man hier zum Teil zum ersten Mal in Deutschland erleben kann auch die Orte, an denen diese Musik auf- geführt wird. Guillaume Dufays Messen und Motetten entstanden in etwa zur selben Zeit als die Regensburger Dominikanerkirche erbaut wurde. Die Sänger des aus Italien stammenden Ensembles Cantica Symphonia ließen Dufays Musik in ihrer raf- finierten Mehrstimmigkeit denn auch zu einem bewegenden Raumklangerlebnis werden. Ähnlich das amerikanische Ensemble Ciaramella mit Bläsermusik der deutschen Renaissance. Wie schön, wenn sich wie bei dem kalifornischen Musikwissenschaftler Adam Gilbert wissenschaftlicher Forscherdrang mit ungebremster Musizierlust verbindet… O-Ton: Adam Gilbert „Ich bin Musiker seit 1980 und Musikwissenschaftler seit 1993. Jetzt ist beides 50/50 bei mir. Ein Teil meiner Forschungsarbeit ist die Rekonstruktion der Improvisationspraxis im 15. Jahrhundert. Und indem wir diese Musik auf- führen, entdecken wir sie für uns…“ Musik: Ciaramella-Mitschnitt

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