Tage Alter Musik – Almanach 2009

Deutschlandfunk Köln „Musikjournal“, 1. Juni 2009 Autorin: Ilona Hanning Anmoderation: „Schon nach wenigen Minuten, in denen Sie Regensburgs Flair auf sich wirken lassen, stellen Sie fest: Diese Stadt will mir eine Geschichte erzäh- len,“ so heißt es im Faltblatt der Regensburger Touristinformation. Zur Regensburger Geschichte gehören seit 25 Jahren auch die Tage Alter Musik. Silberne Hochzeit sozusagen. Die Ehe zwischen Stadt und Festivalmacher allerdings fing gar nicht gut an. Inzwischen aber weiß die Stadt um den Wert der Tage Alter Musik, eines der wichtigsten Festivals für historische Aufführungspraxis in Deutschland. Ilona Hanning war beim Jubiläumsfest dabei und hat auch hinter die Kulissen geschaut. Musik: Händel, Feuerwerksmusik, Zefiro, Leitung: Alfredo Bernardini O-Ton: Stephan Schmid: „ Ja, als wir damals auf die Stadtoberen zugegangen sind, gesagt haben, dass wir ein Festival machen wollen und dafür die historischen Räume benötigen, gab es gleich ein großes Problem, weil diese historischen Räume ja nicht für Konzerte vermietet werden. Sie wurden für Repräsentationsauftritte und Empfänge der Stadtspitze genutzt. Unser Ansinnen wurde zunächst mal abgelehnt.“ Stephan Schmid und sein Freund Ludwig Hartmann haben sich von der Ignoranz der städtischen Beamten nicht klein kriegen lassen und weiter- hin hartnäckig um die Räume geworben. Mit Erfolg. Heute, 25 Jahre nach der Gründung der Tage Alter Musik in Regensburg, werden ihnen die Räumlichkeiten wie der historische Reichssaal oder die verschiedenen Kirchen kostenlos zur Verfügung gestellt. Gegründet haben Stephan Schmid und Ludwig Hartmann dieses Festival, weil sie dem gängigen Musikbetrieb etwas entgegensetzen wollten. Nicht der Glamourfaktor, nicht das Sehen und Gesehenwerden sollte im Vordergrund stehen, sondern die Musik. Ein Alte-Musik-Fest ist es geworden, das schnell gewachsen ist. Beim ersten Mal, 1984, waren es fünf Konzerte, beim zweiten Mal acht Konzerte in drei Tagen, dann schließlich 14 in vier Tagen. Alte Musik kompakt, in historischen Räumen, immer zu Pfingsten. 8000 Besucher kommen wegen des Festivals nach Regensburg, gut für die heimische Wirtschaft, besonders für die rund 40 Hotels der Stadt, erklärt Christine Meindl, stellvertretende Geschäftsführerin des Altstadthotels Arch: O-Ton: Christine Meindl: „Wir haben sehr viele Stammgäste durch die Tage Alter Musik. Einige Gäste haben wir, die schon seit über zehn Jahren zu uns kommen. Die buchen immer im aktuellen Jahr für das nächste Jahr darauf ihre festen Stammzimmer, und wir haben auch sehr viele Musiker bei uns im Haus. Also eigentlich sind wir zu fast hundert Prozent ausgebucht während der Tage Alter Musik.“ Keine Frage, auch die zahlreichen Eiscafés, Läden und Kneipen in der Altstadt, die seit 2006 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört, profitieren vom Publikum des Festivals. Die Besucher schätzen es, Alte Musik in historischen Räumen hören zu können, noch dazu alles zu Fuß gut erreich- bar. Im Gegensatz zu Festivals wie Brügge oder Utrecht, wo man ein ähnliches Ambiente bieten kann, sind die Tage Alter Musik Regensburg ein kompaktes Konzertfestival. In vier Tagen hört man Musik vom Mittelalter bis zum Hochbarock, sogar bis zur historisch informiert gespielten Romantik. Es gibt keine zusätzlichen Kurse, Kinderkonzerte, Vorträge oder Workshops, sondern einfach Konzerte plus Instrumentenausstellung. Und dieses solide, in der heutigen Eventkultur fast schon bieder anmutende Konzept ist erfolgreich und soll auch nicht geändert werden. Das Publikum schätzt das, alt wie jung. Und davon profitieren wiederum die Musiker. Alfredo Bernardini, der Leiter des Zefiro Baroque Orchestra, kennt das Festival gut. Als Oboist spielte er schon mehrmals hier. O-Ton Alfredo Bernardini: „Wir kommen immer sehr gerne hierher zurück, weil es in Regensburg ein tolles Publikum gibt. Es ist schön zu sehen, dass das Festival ein Publikum herangezogen hat, das begeisterungsfähig, sehr sachkundig und wissbegierig ist. Auch ist die Atmosphäre immer sehr locker und ent- spannt. Den Musikern macht es viel Freude hier zu spielen.“ Dafür kommt ein Star-Ensemble wie Zefiro, das diesmal mit knapp 30 Musikern anreiste, dem Festival preislich entgegen. Für das Geschäftliche der Tage Alter Musik Regensburg ist der einzige Festangestellte, Paul Holzgartner, zuständig. Er verhandelt auch die Gagen: O-Ton Paul Holzgartner: „Die Forderung mag mal lauten 15.000 Euro und wir sagen 5000 Euro. Und das machen die Künstler, weil sie wissen, dass sie zu uns kommen müssen. Die brauchen das in ihrer Vita …da kriegen wir immer das Feedback auch im Nachhinein, dass sich die Sache für sie ausgezahlt hat. Es kommen häufig viele Anschlusskonzerte zustande und die PR ist ein ganz wichtiges Nebenprodukt für die Künstler, also lohnt es sich für die Gruppen hier aufzutreten.“ Ansonsten wären so große Ensemble-Namen wie La Venexiana, Zefiro, Le Poéme Harmonique oder La Risonanza, die in diesem Jahr in Regensburg zu hören waren, gar nicht zu finanzieren. Das Konzept der Tage Alter Musik, große Namen und Newcomer zu holen, hat nicht nur ideelle Gründe, nämlich den Newcomern ein Podium zu bieten, sondern auch finanzielle: Newcomer kosten weniger Geld, sind aber auch ein Risiko für den Veranstalter. Große Namen locken Zuhörer, quasi eine Einnahmegarantie. Auf diese Weise kommt man in Regensburg mit dem bescheidenen Gesamtbudget ganz gut klar, erklärt Geschäftsführer Paul Holzgartner: O-Ton Paul Holzgartner: Die größte Position sind die Karteneinnahmen trotz unserer niedrigen Preise, aber wir haben eine Auslastung von ca. 95 %. Der Rest sind die Zuschüsse der Stadt Regensburg mit 57.000 Euro und des Freistaats mit 20.000 Euro. Die beteiligten Rundfunksender zahlen uns als Veranstalter

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