Tage Alter Musik – Almanach 2009

Norsk Rikskringkasting (Staatlicher Norwegischer Rundfunk) Autor: Halfdan Bleken Übersetzung ins Deutsche: Helmut Hohberger Anmoderation: Es ist wieder Zeit für „Musikkantikk“, unsere regelmäßige Alte-Musik-Sendung hier auf P2. In dieser Ausgabe nimmt uns Halfdan Bleken mit nach Regensburg in Süddeutschland auf das bedeutende jährliche Festival „Tage Alter Musik“, das dort am vergan- gen Pfingstwochenende stattfand – zum 25. Mal. Musik Es ist eine Freude nach Regensburg zu kommen. Die Musik ist das eine, das andere ist die Stadt selbst, wie sie am Donauufer liegt und daran erinnert, wie Deutschland einmal war, bevor die Apokalypse das Land in den Jahren 1940-45 traf. Eine kulturel- le Katastrophe, der Regensburg als einzige größere deutsche Stadt entging. Zweifellos weil das Fürstenhaus Thurn und Taxis, das bis heute seine Residenz in Regensburg hat, in enger Verbindung mit dem englischen Königshaus stand, wurde die Residenzstadt auf Anordnung von höchster Stelle vom Bombenhagel verschont. Das Festival in Regensburg bot in diesem Jahr eine höchst bemerkenswerte Aufführung des italienischen Ensembles Zefiro. Musik Händels Feuerwerksmusik wurde ohne Dirigent am Pfingstsamstag in der gotischen Minoritenkirche aufgeführt. Tuten und Blasen und jede Menge herrliches Getöse mit fünf Sekunden Nachklang,... Musik ...geleitet vom Oboisten Alfredo Bernardini, den wir in der Stadt auf der Suche nach einem Restaurant trafen. Musik Unterhalb der Kirche, am Fluss, genoss ich einen stillen Moment unter einer Kastanie mit einem Buchfink mit klar bayerischem Dialekt... ...während ich an das Eröffnungskonzert amAbend des Freitags vor Pfingsten dachte. Da sangen die Regensburger Domspatzen zusammen mit dem österreichischen L’Orfeo Barockorchester. Musik Die Musik war von Mozart und die Kirche, in der gespielt wurde, ist eine der jüngsten in Regensburg, obwohl sie Alte Kapelle heißt. Sie ist eine fantastische Rokoko-Kirche mit asymmetrischem Gold und Flitter und Fresken mit fliegenden Heiligen und Engeln sowohl an der Decke als auch an den Wänden. „Ein unglaublicher Ort, um Mozart zu spielen“, sagte die Konzertmeisterin des Orchesters, Michi Gaigg. In der Altstadt Regensburgs mit ihren hohen Türmen und Spitzen und engen Gässchen konnte man zwischen Schlucken von kräftigem bayerischem dunklem schäumendem Gebräu auch Musik des 17. Jahrhunderts erleben – von Heinrich Schütz, dem Mann mit dem korrekten weißen Spitzbart, der - apropos Rentenreform – erst mit 87 Jahren in Rente ging. Musik Hier die Chapelle Rhénane aus Frankreich am Pfingstsonntag in der kleinen Mittelalterkirche St. Oswald (im 18. Jahrhundert zwar modernisiert und auf Barock gemacht, aber doch). Musik Dazwischen war es Zeit für einen klitzekleinen Bissen in einem vietnamesischen Restaurant... ...bevor die Tour weiterging zum Konzert des berühmten Alte-Musik-Ensembles Le Poème Harmonique, mit Musik von dem und um den in Vergessenheit geratenen Charles Tessier, ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert... Musik ...und dann ins Nachtkonzert in der eiskalten, gewaltigen Dominikanerkirche mit Werken des völlig unbekannten Renaissance- Polyphonikers Pascal d’Estochart. Musik Aus letztjährigem Schaden klug geworden, hatte ich mir lange Unterhosen und Skisocken angezogen. Andere Dinge in Regensburg waren Troubadourmusik aus dem 12. Jahrhundert im altehrwürdigen Reichssaal... Musik ...ein Straßenmusiker, der Bach spielte... ...ein Treffen mit einem belgischen Dirigenten, der sich zum Ziel gesetzt hatte, nicht zu gut zu werden...van Heyghen ...und eine Mozartsinfonie auf Originalinstrumenten ganz ohne Dirigent: Mozarts Linzer Sinfonie Bis wir von „Musikkantikk“ im Besitz der kompletten Radiomitschnitte der Regensburger Konzerte sind, werden wir mit vollstän- digen Stücken vom diesjährigen Festival noch warten müssen und uns mit einigen musikalischen Appetithappen begnügen. Wir schließen, wie wir begonnen hatten, mit einem Ausschnitt aus Händels „Feuerwerksmusik“. Beim Konzert in Regensburg am Pfingstsamstag war das Zefiro Baroque Orchestra mit vier Hörnern, drei Trompeten und vier Oboen besetzt, dazu Streicher. Eine riesige Besetzung heute, aber dennoch bedeutend kleiner als bei der Uraufführung unter Händels Leitung seinerzeit im Green Park. Aber Zefiro hatte in Regensburg den Vorteil einer enormen Kirche mit über vier Sekunden Nachklang. Hier kommt die Ouvertüre zur Feuerwerksmusik. Musik

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