Tage Alter Musik – Almanach 2009

ARD-Radiofestival 20.7. 09 WDR 3 TONART ZEFIRO spielt Händel Autor: Claus Fischer Anmoderation: Alte-Musik-Ensembles aus Italien haben sich in den letzten 10, 20 Jahren weltweit einen Namen gemacht, man denke an Il Giardino armonico oder die Sonatori della Gioiosa Marca. Nicht ganz so bekannt ist das Ensemble Zefiro. Ende Mai gastierte es bei den Tagen Alter Musik in Regensburg mit Werken von Georg Friedrich Händel. Das Konzert senden wir heute Abend um 20 Uhr im Rahmen des ARD-Radiofestivals. Claus Fischer stimmt sie mit dem folgenden Beitrag ein: Musik Sein Instrument, die Oboe, hat Alfredo Bernardini immer dabei, auch wenn er sein Ensemble ZEFIRO leitet. „Sie ist für mich das, was für Bach das Cembalo war“, meint er. Mit seinem schmalen Gesicht und der randlosen Brille wirkt er etwas akademisch, der Eindruck verliert sich aber sofort, wenn man ihn spielen hört… Musik Geboren wurde Alfredo Bernardini in Rom. Durch sein Elternhaus kam er mit der historischen Aufführungspraxis Alter Musik in Berührung, ziem- lich untypisch für einen Italiener, meint er schmunzelnd… O-Ton Alfredo Bernardini: „Es ist ein bisschen eine besondere Geschichte, weil ich mit Blockflöte begonnen habe als ich 7 oder 8 Jahre alt war. Aber es war kein routinier- ter Blockflötenunterricht, sondern ein höchst ambitionierter Unterricht. Mit elf Jahren hab ich schon in einem Ensemble Renaissancemusik gespielt. Dann kam auch Barockmusik dazu.“ Es ist ein großes Glück, betont Alfredo Bernardini, dass er sich die Musik nicht von der Moderne her, sondern sozusagen rückwärts genähert hat, entsprechend den Erkenntnissen von Nikolaus Harnoncourt. Allerdings begann er zunächst in Rom das Studium der modernen Oboe, leider, sagt er heute. O-Ton Alfredo Bernardini: „Mit 20 hab ich nur Barockoboe spielen wollen. Das war damals sehr früh im Jahr 1980. Dann bin ich nach Holland gegangen, um das richtig studieren zu können…“ Musik Der musikalische Werdegang von Alfredo Bernardini steht beispielhaft für die Entwicklung, die die Alte-Musik-Szene in Italien genommen hat. Dominierten noch in den 70er Jahren konventionelle Ensembles wie „I Musici“ die Szenerie, so änderte sich das ab etwa 1980. O-Ton Alfredo Bernardini: „Es sind damals schon viele Gruppen aus Holland, England oder Deutschland nach Italien gekommen, Publikum war immer da und ich war auch Publikum damals. Die Ensembles waren sehr erfolgreich. Jedoch hat es eine Weile gedauert, bis sich auch in Italien Ensembles gebildet haben. Inzwischen kann man heute an vielen Konservatorien in Italien Alte Musik studieren.“ Musik Vor zwanzig Jahren, im Frühjahr 1989 gründete Alfredo Bernardini mit einigen befreundeten Musikern das Ensemble Zefiro. Inzwischen tritt man weltweit auf und längst nicht mehr nur mit Vivaldi oder Albinoni… O-Ton Alfredo Bernardini: „Wir sind froh, dass wir nicht nur italienische Musik spielen müssen. Es ist wunderbar, dass heute Italiener auch Händel spielen können und Japaner Bach spielen können und Franzosen Vivaldi spielen können und Deutsche französische Musik, das ist wunderbar…“ Und dennoch, gerade die Musik von Georg Friedrich Händel weist deutlich italienische Einflüsse auf, hat der Komponist doch seine Lehr- und Wanderjahre in Rom, Mailand, Florenz und Venedig verbracht. Die Händelsche Italianita, so betont Alfredo Bernardini, findet sich aber auch in späteren Londoner Kompositionen, etwa dem Concerto Grosso „The Alexander´s Feast“, das heute Abend auch zu hören sein wird. O-Ton Alfredo Bernardini: „Es ist ganz deutlich, dass diese Concerti grossi von Händel sehr von Corellis Concerti grossi inspiriert sind. Das Concertino mit zwei Geigen und Basso continuo, Solovioloncello, Solocembalo, das ist typisch italienisch. Aber was bemerkenswert bei Händel ist, ist, dass er den italienischen und französischen Stil vermischt. Die Ouvertüre der Feuerwerksmusik ist dem französischen Stil verpflichtet und andere Sätze in den Concerti sind typisch italienisch. Händel erweist sich als ein ganz europäischer Komponist!“ Musik Auch wenn Alfredo Bernardini seine Oboe immer dabei hat, in den letzten Jahren trat er immer seltener als Solist in Erscheinung, die Arbeit mit seinem Ensemble Zefiro war ihm wichtiger. So wird er auch heute Abend die Oboenparts nicht selbst spielen, sondern sich auf die Leitung des Ensembles konzentrieren: O-Ton Alfredo Bernardini: „Wir haben wunderbare Oboisten im Zefiro Orchester, ich genieße es und ich freue mich immer sie zu hören. Und es ist auch harte Arbeit“ (lacht)… Musik Abmoderation: Claus Fischer über Alfredo Bernardini und sein Ensemble Zefiro. Heute Abend können Sie hier bei WDR 3 ein Konzert mit Zefiro hören, eine Aufzeichnung von den „Tagen Alter Musik Regensburg 2009“ im Rahmen des ARD-Radiofestivals, ab 20 Uhr.

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