Tage Alter Musik – Almanach 2009

SWR 2 Sendung vom 25. Juni 2009 Autorin: Dagmar Munck-Sandner Musik: Georg Friedrich Händel: Concerto grosso op.3/3, Concerto Copenhagen, Leitung Lars Ulrik Mortensen Natürlich kamen auch die Tage Alter Musik Regensburg dieses Jahr nicht um Händels 250. Todestag und wollten es auch nicht. Dafür gibt es selbst bei einem solchen Komponistenstar noch genug zu entdecken, wenn nicht an unbekannten Werken, so doch an neuem, frischem interpretatorischem Zugang. 10% von Händels Jubiläum, ein stolzes Vierteljahrhundert, konnte dieses Jahr auch das Festival feiern. Was in den Anfängen recht privat anmutete, als Initiative dreier Alte-Musik-infizierter Regensburger Domspatzen ist schon lange – für meine Begriffe – das spannendste deutsche Alte-Musik-Festival. Vor 25 Jahren hatte die Alte Musik noch den alternativen Müsli- und Wollsockenbeigeschmack und steckte auch in instrumententechnischen Dingen noch oft in den Kinderschuhen. Eine Portion Missionarisches und Mut gehörte da schon dazu, so ein Festival für Alte Musik zu stemmen. O-Ton: Ludwig Hartmann „Ja, ein gewisser Mut gehörte dazu, das Festival 1984 ins Leben zu rufen, aber wir haben uns das getraut. Joshua Rifkin hat uns in einem Gratulationsschreiben geschrieben, „es war ein Traum und aus dem Traum wurde Realität“. Es ist wirklich am Anfang mit sehr vielen Schwierigkeiten verbunden gewesen, aber wir haben uns durchgekämpft und es hat sich gelohnt.“ DM: „Haben Sie vor 25 Jahren gedacht, dass der Traum so lange zu träumen ist?“ LH: „Daran denkt man eigentlich in dem Moment nicht. Man denkt immer von Jahr zu Jahr, und dass es jetzt plötzlich 25 Jahre sind, das überrascht uns selbst.“ Die Zuhörer hat Ludwig Hartmann, der Musiklehrer, der dieses Geschäft mit seinen beiden Kollegen bis heute ehrenamtlich macht, wieder mit dem inzwischen gewohnten Cocktail aus Bekanntem und Unbekanntem überrascht, aus etablierten Ensembles und Newcomern, aus Musikhits und nie zuvor Gehörtem. Drei der 14 Konzerte an diesem konzentrierten Pfingstwochenende waren Deutschlanddebuts, eines ein Europadebut. O-Ton: Ludwig Hartmann „Wir haben versucht, ein paar festliche Konzerte mit zu integrieren, das war jetzt das Eröffnungskonzert mit den Domspatzen, die c-mol-Messe von Mozart, dann das große Händelkonzert mit Zefiro und dann als Abschlusskonzert eine Aufführung der ‚Krönung der Poppea’ von Monteverdi mit La Venexiana. Das sind so die Eckpunkte, und darum herum haben wir natürlich wieder versucht, kleinere Gruppen, kleinere Ensembles einzuladen und wieder so eine gesunde Mischung, wie wir das seid Jahren pflegen, wieder aufs Podest zu bringen. Es gibt sehr viele gute Gruppen, die warten, hier in Regensburg aufzutreten. Das sind viel, viel mehr Gruppen als damals. Es ist eine unglaublich hohe Dichte an hoher Qualität. Das muss man mal festhalten. Ich glaube, wir haben ein gutes Gespür, im richtigen Moment bestimmte Ensembles einzuladen und hier in Regensburg vorzustel- len, bevor sie berühmt sind oder bevor sie dann groß sind. Und das Gespür, das man hat, kommt aus der Erfahrung der Jahre her- aus und entsprechend ist man sensibel, und das ist, glaube ich, das Wichtigste: man hat eine Nase dafür und verlässt sich auf sein gutes Gespür und dann hat man immer einen Tick voraus gegenüber anderen.“ Der Oboist Alfredo Bernardini war vor Jahren zuerst als Mitglied des European Baroque Orchestra bei den Tagen Alter Musik Regensburg zu Gast und ist verschiedentlich mit seinem Ensemble Zefiro zurückgekehrt. O-Ton: Alfredo Bernardini „Es ist immer sehr locker hier in Regensburg. Es macht Spaß! Ich merke, dass die Musiker hier befreit aufspielen, weil, na ja, es sind viele Kollegen da, es ist eine sehr freundliche Atmosphäre und man unterstützt einander sehr gerne. Das finde ich besonders an Regensburg. Wir kommen immer sehr gerne hier wieder zurück, weil es ein tolles Publikum ist. Es ist so schön zu sehen, dass ein Festival ein Publikum aufgebaut hat. Und die Leute, die hier herkommen, sind von Anfang an begeistert. Und sie kennen viel. Sie kennen immer mehr, und dafür bin ich dieser Organisation sehr dankbar.“ Musik: Georg Friedrich Händel: Feuerwerksmusik, Zefiro, Leitung: Alfredo Bernardini In großer Besetzung mit 30 Musikern wartete Alfredo Bernardinis Ensemble Zefiro auf. Händels Konzertmeister zu frühen italieni- schen Zeiten, Arcangelo Corelli, hätte seine Freude an diesem Konzert gehabt. Mit italienischer Spielfreude, beschwingt, elegant, farbenfroh, entschlackt, ohne Pomp und doch prächtig in der Klangarchitektur und in der Balance, fackelten die Zefiros Händels Feuerwerksmusik ab. Die unterdrückten „Ahs“ und „Ohs“ entluden sich transformiert im frenetischen Schlussapplaus. Auch der zweite Händelbeitrag aus Italien, mit dem erstmals das Ensemble La Risonanza beim Regensburger Festival zu Gast war, ging ans Herz: Händels moralisches Oratorium „Der Triumph der Zeit und Wahrheit“, auch wenn hier die allegorischen Figuren Zeit

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