Tage Alter Musik – Almanach 2009

Bayerischer Rundfunk Bayern 4 Klassik „Allegro“ Autorin: Ilona Hanning Anmoderation Am Anfang waren es fünf Konzerte, dann acht in drei, dann 14 in vier Tagen. Immer zu Pfingsten strömen gut 8000 Besucher nach Regensburg, um die Konzerte bei den Tagen Alter Musik zu hören. Die Stadt, deren Altstadt seit 2006 zum Weltkulturerbe der Unesco gehört, bietet dafür ideale Voraussetzungen: historische Räume, wunderbare alte Kirchen mit guter Akustik. Das Konzept der Festivalmacher Ludwig Hartmann und Stephan Schmid ist einfach: Konzerte in historischen Räumen, alle gut zu Fuß erreichbar, mit Musik vom Mittelalter bis mittlerweile zur historisch informiert gespielten Romantik plus Instrumentenausstellung. Ein einfaches und in Zeiten der Eventkultur und des Happening-Anspruchs auch ein biederes Konzept. Aber es zieht, seit 25 Jahren schon. Warum, das verrät Ihnen Ilona Hanning. Musik: Zefiro, Feuerwerksmusik von Händel Das Ensemble Zefiro war schon mal zu Gast in Regensburg. Ein Garant für besondere Momente, so auch in diesem Jahr. Der Leiter, Alfredo Bernardini, kennt das Festival gut. Als Oboist spielte er schon mehrmals hier. O-Ton Alfredo Bernardini: „Wir kommen immer sehr gerne hierher zurück, weil es in Regensburg ein tolles Publikum gibt. Es ist schön zu sehen, dass das Festival ein Publikum herangezogen hat, das begeisterungsfähig, sehr sachkundig und wissbegierig ist. Auch ist die Atmosphäre immer sehr locker und entspannt. Den Musikern macht es viel Freude, hier zu spielen.“ Neben den etablierten Ensembles wie Zefiro, La Venexiana, Le Poéme Harmonique oder La Risonanza hört man in Regensburg auch Newcomer aus der ganzen Welt. Das Konzept der Tage Alter Musik, große Namen und Newcomer zu holen, hat nicht nur ideelle Gründe, nämlich den Newcomern ein Podium zu bieten, sondern auch finanzielle: Newcomer sind billiger als namhafte Ensembles, sind aber auch ein Risiko für die Veranstalter. Große Namen locken Zuhörer, sind quasi eine Einnahmegarantie. Die Zuhörer wissen gerade diese Mischung zu schätzen: Bei den Newcomern bzw. den Ensembles, die in Regensburg ihre Deutschlandpremiere fei- ern, ist man gespannt, bei den arrivierten Ensembles weiß man, was man bekommt. Im Jubiläumsjahr sorgten diesmal überwiegend die arrivierten Ensembles für die besonderen musikalischen Momente. Von den Musikern, die in Regensburg ihr Deutschland-Debüt gaben, hat das Mittelalter- Ensemble La Rota aus Kanada, überzeugt. Die Mischung von unbekannten und bekannten Gruppen lockt auch andere Festivalleiter wie Jan Nuchelmans, den ehemaligen Leiter des Utrechter Festivals für Alte Musik: O-Ton Jan Nuchelmans „Für mich war es ganz wichtig, nach Regensburg zu fahren, und ich hab das zehn Jahre fast jedes Jahr gemacht, damit ich dann auch die neuen Gruppen hören konnte, vor allem weil das am Anfang oft Amerikaner waren, und ich bin einige Male nach Boston geflogen zum Boston Early Music Festival, aber es war bequemer, die Ensembles hier in Regensburg zu hören. Ich hab mich damals doch auch manchmal gewundert, warum die guten europäischen Ensembles hier nicht zu Gast waren, doch das ist jetzt in der jüngsten Vergangenheit ausgewogener geworden.“ Die Stadt Regensburg unterstützt das Festival in diesem Jahr mit 57.000 Euro, der Freistaat Bayern gab 20.000, dazu kamen noch Gelder von Sponsoren. Die größten Einnahmen aber macht das Festival mit den Kartenverkäufen. Man legt Wert darauf, dass auch Musikliebhaber mit schma- lem Geldbeutel sich die Karten leisten können. 14 Euro kostet die billigste, 50 Euro die teuerste, für das Geld kann man bei manch anderen Musikfestivals noch nicht mal durch die Türritze gucken. Neben den kostenlos von der Stadt zur Verfügung gestellten Konzert- und Probenräumen, den Sonderverträgen mit Dienstleistern, sind vor allen Dingen auch die gut 100 ehrenamtlichen Helfer ein kostensparender Faktor. Musik: Discantus Auch in Zukunft werden Ludwig Hartmann und Stephan Schmid ein kompaktes Konzertfestival ohne zusätzliche Kurse und Vorträge anbieten. Ihr Interesse an der Arbeit ist nach wie vor groß. In jedem Konzert sieht man sie meistens ganz hinten stehen, sie begrüßen auch den ein oder anderen Stammgast per Handschlag. In Jeans und Hemd kommen sie in die Konzerte, nicht im Anzug. Auch das prägt die Tage Alter Musik, meint Peter Liebmann, der aus der Schweiz angereist ist. O-Ton Peter Liebmann „Ich würde sagen, das ist die ganze Atmosphäre, die hier wirklich sehr angenehm ist. Man fühlt sich frei, und es ist überhaupt kein elitäres Bewusstsein der Konzertbesucher, man fühlt sich hier wirklich wohl auch mit den Musikern zusammen, und die Stadt hat natürlich ihren Charme, das gibt es nicht ein zweites Mal.“ Abmoderation: Die nächsten Tage Alter Musik Regensburg finden wieder zu Pfingsten, und zwar vom 21. bis zum 24. Mai 2010, statt. Einige Konzerte hat der BR auch heuer wieder mitgeschnitten. Sie werden während der Festspielzeit auf Bayern 4 Klassik zu hören sein.

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