Tage Alter Musik – Almanach 2010

Immerseel selbst begründet, der Musiker und Konzertbesucher gleichermaßen zu begeistern versteht. Auch wenn die Besetzung je nach Werk, das gespielt wird, variiert. Alle Orchestermitglieder jedenfalls sind sich einig. Tom Devaere, er ist Kontrabassist bei Anima Eterna, bringt das auf einen gemeinsamen Nenner: “I should say in very short sentences that making music with him is one party. He is very positive and the main thing is that he gives a lot of confidence to his own players. Of course he is very severe in who is playing in his orchestra because it is his orchestra, he is still the boss. But beside that he has such a confidence in all the players that he gives us liberty to play music. And we feel directly in which direction he wants to go. He respects us so that we can respect him as well.“ Mozarts wohl berühmteste Sinfonie, die Jupiter-Sinfonie, ist als letztes Werk der Sinfonien-Trias entstanden. In seinem Werkverzeichnis („Verzeichniß aller meiner Werke“) notiert Mozart den 10. August 1788 als Datum der Fertigstellung. Hinweise auf Aufführungen zu Lebzeiten gibt es nicht. Wahrscheinlich hat Mozart sie selbst nicht mehr auf dem Konzertpodium erleben können. Die erfolgreiche Zeit war für den Künstler am Ende der 80er Jahre vorbei, seine Konzerte waren in der Öffentlichkeit nicht mehr gefragt, und allmählich versank Mozart, der für solche Zeiten nicht vorgesorgt hatte, in Schulden. Seine letzte Sinfonie verrät allerdings nichts von diesen widrigen Umständen. Sie strahlt und strotzt vor Vitalität und Optimismus. Vor allem das Finale verblüfft durch eine einzigartige Synthese von klassischer Sonatenform und barok- ker Fuge – damals ein absolutes Novum für die Ohren der Zeitgenossen. “Die letzte hat viel Kontrapunkt und ist eigentlich sehr dem Barock verpflichtet, nicht was die Sprache angeht, aber was die Formen angeht. Es ist schon komisch, dass die Jupiter so kontrapunktisch ist. Und C-Dur steht natürlich für das Prachtvolle, das Festliche.“ Die polyphone Schreibweise war zwar zu Mozarts Zeit noch gebräuchlich, aber sie war nicht mehr vorherrschend und in der breiten musikin- teressierten Öffentlichkeit auch gar nicht mehr gefragt. Doch auch hier war Mozart Vordenker, so als hätte er geahnt, dass die Polyphonie für die Romantiker wie Schubert oder Brahms wieder sehr wichtig werden sollte. Und auch Peter Tschaikowsky sah im Finale der Jupiter-Sinfonie einen Meilenstein der Musikgeschichte: “Die Jupiter-Sinfonie gehört zu den Wundern sinfonischer Musik, besonders wegen ihres Finales, in dem das polyphone Genie des großen Meisters, der die Fähigkeit besaß, aus geringfügigem Material gewaltige Gebäude zu errichten, sich in all seiner unfassbaren Kraft äußert.“ Der Beiname Jupiter-Sinfonie wurde dem Werk – wie so oft in der Musikgeschichte – erst lange nach dem Tod des Komponisten verliehen. Für den Musikwissenschaftler Harold C. Robbins Landon gibt es eindeutige Hinweise, dass der Londoner Konzertveranstalter Peter Salomon für diesen Namen verantwortlich ist: Indizien dafür fanden sich in den Tagebüchern des englischen Verlegers Vincent Novello, der im Jahre 1829 Constanze Mozart in Salzburg besuchte. Nach einem Besuch bei der Witwe Mozart notierte er in seinem Reisetagebuch: “Mozart’s son said he considered the Finale to his father’s sinfonia in C - which Salomon christened the Jupiter – to be the highest triumph of instrumental composi- tion, and I agree with him.” Hören wir also zum Ende der Sendung - in unserer Aufnahme von den Tagen Alter Musik Regensburg 2010, aus dem dortigen Neuhaussaal - diesen „höchsten Triumph der Instrumentalkomposition“, die nach dem obersten antiken Gott benannte Jupiter-Sinfonie in C-Dur KV 551 von Wolfgang Amadeus Mozart mit dem Ensemble Anima Eterna Brugge. Die Leitung hat Jos van Immerseel. Anima Eterna im Neuhaussaal

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