Tage Alter Musik – Almanach 2011

Deutschlandfunk „Festspiel-Panorama“ Redaktion: Dr. Christiane Lehnigk Autor: Thomas Daun Tage Alter Musik Regensburg 2011 ‚Dalmatica’ Glagolitische und lateinische Gesänge der mittelalterlichen dalmatinischen Messliturgie Aufnahme vom 11.Juni aus der Dominikanerkirche in Regensburg „Dalmatica“ – so war ein Konzert überschrieben, in dem die Ensembles Dialogos und Kantaduri im Rahmen der diesjährigen „Tage Alter Musik Regensburg“ glagolitische und lateinische Gesänge der dalmatinischen Messliturgie präsentierten. In ihrer stimmungsvollen Inszenierung am späten Abend nutzten die Interpreten die Akustik der großräumigen Dominikanerkirche, indem sie nicht nur vom Altar aus sangen, sondern verschiedene andere Standorte wählten und gelegentlich auch singend durch die Kirche schritten. Mit dieser Dramaturgie wollten die Musiker die Atmosphäre einer Nachtmesse mit Kerzenlicht, feierlicher Prozession und Gesang heraufbeschwören, wie sie bis heute in den Dorfkirchen Dalmatiens zu erleben ist. Der Mitschnitt dieses Konzertes vom 11. Juni steht heute Abend im FSP im DLF auf dem Programm. Mein Name ist Thomas Daun. Zu Beginn stimmten die Ensembles Dialogos und Kantaduri gemeinsam den kroatischen Adventschoral „Pismu novu“ an – „Lasst uns ein neues Lied singen“. Musik: Pismu novu Mit einem kroatischen Choral zur Adventszeit eröffneten die Ensembles Dialogos und Kantaduri ihr Konzert im Rahmen der „Tage Alter Musik Regensburg“. In der Geschichte und im Bewusstseins Kroatiens nimmt die katholische Kirche seit mittelalterlichen Zeiten eine besondere Stellung ein. Schon im 7.Jahrhundert begann die Christianisierung des Landes, bald darauf entstanden die ersten Kirchen und Klöster. Anders als im übrigen Europa wurde den Kroaten vom Vatikan erlaubt, die Messe auch in ihrer eigenen Sprache zu zelebrieren; dieses sogenannte Kirchenslawisch oder Altslawisch wurde in einer eigenen Schrift, dem Glagolitischen, notiert. Während in den Klöstern der Benediktiner, Dominikaner und Franziskaner entlang der Küste Dalmatiens die lateinische Liturgie vorherrschte, wurde die volkstümliche Messe in der altslawischen Sprache intoniert. Diese beiden parallelen Gesangstraditionen nebeneinander zu stellen war die Grundidee des gemeinsamen Konzertes der beiden Ensembles. Das Frauenquartett Dialogos beschäftigt sich unter der Leitung von Katarina Livlijanic seit vielen Jahren mit den Chorälen und Liedern aus mit- telalterlichen Klosterhandschriften Dalmatiens. Die sechs Sänger von Kantaduri pflegen den bis heute weit verbreiteten „Klapa“-Gesang, eine Tradition des unbegleiteten Männergesangs. Nach einem Adventschoral von der Insel Hvar in der Interpretation durch Kantaduri, tragen die Sängerinnen von Dialogos ein Sanctus aus einer mittelalterlichen Handschrift des Marienklosters in Zadar vor. Musik: O prislavna / Hosanna Das Ensemble Dialogos intonierte ein Sanctus aus einer mittelalterlichen kroatischen Klosterhandschrift. Sängerin Katarina Livljanic, Leiterin von Dialogos, widmet sich auch als Forscherin seit langem der geistlichen Gesangstradition ihrer Heimat. Wegen einer akuten Erkrankung mus- ste sie ihre Mitwirkung beim Konzert in Regensburg kurzfristig absagen, so dass Dialogos in der Dominikanerkirche als Vokal-Trio auftrat. Somit übernahm Josko Caleta, Leiter des Männersextetts Kantaduri, die Gesamtleitung des Konzertes, das mit „Dalmatica“ überschrieben war. O-Ton: Josko Caleta „Dieser Titel ist symbolisch gemeint und hat mehrere Bedeutungen. „Dalmatica“ ist der Name für ein Priestergewand, ein sehr beson- deres Gewand, in das oft wunderschöne Perlen und Edelsteine eingenäht wurden. „Dalmatien“ heißt auch die Gegend, aus der wir kommen. In unserem gemeinsamen Konzert wollen wir verschiedene musikalische Stile zusammenweben: die religiösen Lieder aus den Klöstern in Zadar, Trogir, Osor oder Dubrovnik, werden von den Frauen vorgetragen. Wir Männer von Kantaduri singen traditionelle geistliche Volkslieder von den verschiedenen Inseln und aus dem Hinterland Dalmatiens.“ Die Idee des „Zusammenwebens“ unterschiedlicher Stile übertrugen die beiden Ensembles auch auf die Präsentation des Konzertes: teilweise erklangen lateinische und glagolitische Gesänge parallel zueinander. Etwa im gleich folgenden Konzertauszug: noch während die Frauenstimmen vorne am Altar eine Weihnachtsepistel des 15. Jahrhunderts vortragen, setzen die Sänger von Kantaduri mit einem zarten Krippenlied ein, das sie im hinteren Teil der Kirche intonieren, bevor sie dann langsam zum Altar schreiten. Auf die Hymne „Iube Domine“ – „Lass uns, Herr, Dein Lob bringen“ – gesungen von Dialogos folgt das Ensemble Kantaduri mit „Spavaj spa- vaj Diticu“ – „Schlaf Kindchen, König des Himmels“. Musik: Iube / Spavaj Das kroatische Männersextett Kantaduri sang ein volkstümliches Krippenlied aus Dalmatien – aufgenommen am 11. Juni dieses Jahres in der

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