Tage Alter Musik – Almanach 2011

besetzte Ensemble mit sicht- und hörbarer Spielfreude auf. Fein und filigran gestaltete man Arcangelo Corellis Concerto grosso c-Moll op.6/3, in einem virtuosen Feuerwerk endete Jean-Fery Rebels „Les Caractères de la Danse“. Plastisch und (wo es geboten war) zupackend setzte sich das Harmony of Nations Baroque Orchestra mit Georg Philipp Telemanns bildhafter Tonsprache der Ouvertüre C-Dur TWV 55/6 auseinander. Einhellige Begeisterung löste auch das Konzert des kanadischen Ensembles Caprice um den Flötisten Matthias Maute aus. Das Programm mit Musik aus der Sammlung Uhrovska von 1730 und von Georg Philipp Telemann lotete die Bedeutung der osteuropäi- schen Folklore für diesen Komponisten aus, der von 1705 bis 1706 Hofkapellmeister in Sorau (im heutigen Polen) war und dort die Musik der Sinti und Roma kennen und schätzen lernte. Dank der auf höchstem Niveau auftrumpfenden Musiker, allen voran Matthias Maute und der temperamentvolle Geiger Olivier Brault, wurde der experimentelle musikalische Grenzgang zu einem mitreißenden Erlebnis. Auf ganz ähnliches Terrain wagte sich REBaroque unter der Leitung von Maria Lindal (Violine). Unter dem Motto „Variations“ spürte das schwedische Ensemble den Einflüssen der Volksmusik auf die höfische Musik des Barock nach. Trotz der informativen Moderation von Maria Lindal waren aber weder die inhaltlichen Zusammenhänge noch das durchaus vitale Zusammenspiel der Akteure so über- zeugend wie am Abend zuvor beim Ensemble Caprice . Außergewöhnliche Wege ging auch das französische Mittelalterensemble Dialogos . Zusammen mit dem Vokalensemble Kantaduri aus Kroatien widmeten sich die drei Sängerinnen Clara Coutouly, Els Janssens und Aurore Tillac (Katarina Livljanic – vierte im Bunde und Leiterin von Dialogos – war leider erkrankt) der lateinischen und glagolitischen geistlichen Musik Dalmatiens. Dabei ging die beinahe schwerelose frühe Mehrstimmigkeit der Frauenstimmen in der halligen Akustik der großen Dominikanerkirche eine bezaubernde Synthese mit dem gleichsam geerdeten altslawischen Gesang der Männerstimmen von Kantaduri (Leitung: Josko Caleta) ein. Bei den diesjährigen Tagen Alter Musik in Regensburg spielte das italienische Musiktheater eine hervorgehobene Rolle. Zunächst bot das Ensemble Lucidarium am Pfingstsonntag eine Kombination von italienischer Renaissancemusik und Commedia dell’Arte. Leider hatten die engagiert agierenden Schauspieler Enrico Fink und Martine Marincola Zbylut in der Minoritenkirche einen überaus schwe- ren Stand. Die Darbietung – musikalisch auf hohem Niveau – hätte zweifelsfrei sehr unterhaltsam werden können, wenn nur die Dialoge nicht der als problematisch bekannten Raumakustik zum Opfer gefallen wären. So blieb dem Großteil des Publikums nur, sich in Geduld zu üben, bis das Ensemble Lucidarium wieder die Musik zu ihrem Recht kommen ließ. – Wie man ausgerechnet für dieses Programm die Minoritenkirche auswählen konnte, ist absolut unverständlich! Mit Claudio Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“ gingen die Tage Alter Musik am Pfingstmontagabend zu Ende. Zugleich beschloss das italienische Ensemble La Venexiana seinen Regensburger Zyklus aller Monteverdi-Opern, der 2007 mit „Orfeo“ begonnen hatte und 2009 mit „L’Incoronazione di Poppea“ fortgesetzt wurde. Im Unterschied zu den vorangegangenen Aufführungen entschied man sich beim „Ulisse“ für eine Teilinszenierung (Bühnenbild und Regie: Chiara H. Savoia), die dem Publikum die Möglichkeit freier Assoziation, vor allem aber die ungetrübte Konzentration auf das musikalische Geschehen erlaubte. Unter der Leitung von Claudio Cavina (Cembalo) bot La Venexiana eine souveräne und gewohnt hervorragende Leistung – allen voran Mirko Guadagnini in der Titelpartie und Roberta Mameli als Minerva. Oksana Lazareva, eingangs in der Tiefe mit einigen Problemen, fügte sich als Penelope schließlich ebenso reibungslos in die Riege der Hauptdarsteller ein wie Makato Sakurada als Telemaco. Das Orchester mit je zwei Violinen und Viole da bracchio, mit Violoncello, Lirone, Violone und einer großen Continuo-Gruppe (drei Theorben, zwei Cembali, Harfe) begleitete die Sänger aufmerksam. Lang anhaltender begeisterter Applaus war der abschließende Dank des Publikums für eine durchweg gelungene Aufführung. Artemandoline im Reichssaal

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