Tage Alter Musik – Almanach 2012

Deutschlandfunk Festspiel-Panorama Redaktion: Alte Musik, Dr. Christiane Lehnigk Autor: Thomas Daun Verschleierte Sehnsüchte – Chansons de Nonne Nonnenliebe und -leben im Mittelalter Ensemble Peregrina Aufnahme vom 28.5.12 aus der Minoritenkirche im Rahmen der Tage Alter Musik Regensburg 2012 Autor: „Verschleierte Sehnsüchte“ – so lautete der poetische Titel eines Konzertes mit Liedern über Nonnenliebe und Nonnenleben im Mittelalter, das bei den diesjährigen Tagen Alter Musik in Regensburg stattfand. Auszüge dieses stimmungsvollen Konzerts mit) dem Ensemble Peregrina stehen in der ersten Stunde auf dem Programm, im Studio begrüßt Sie Thomas Daun. Zunächst hören wir eine Hymne über die „Virgines egregie“ – die „vornehmen Jungfrauen“, die sich zur Ehre Gottes für das Leben im Kloster entscheiden. Das Ensemble Peregrina interpretiert eine Komposition des 14. Jahrhunderts aus dem „Roman de Fauvel“ – eine Aufnahme aus der Minoritenkirche in Regensburg vom 28. Mai dieses Jahres. Musik: Virgines egregie Zitat: „Vornehme Jungfrauen, geweihte Jungfrauen, vor dem Angesicht eures Ehemanns gekrönt, zum ewigen Frieden in die Höhe erhoben, singt ein fröhliches Lied dem Herrn. Da ihr die Blume eurer Keuschheit aufgespart und die Fahrt der fleischlichen Lust gezügelt habt, wurde euch der Lohn gegeben, und ihr sitzt beim jungfräulich Geborenen.“ Autor: Dies war das Ensemble Peregrina mit einem Loblied auf das Nonnenleben – eine Melodie, die im „Roman de Fauvel“ überliefert ist, einer wunderschön illustrierten Handschrift des 14. Jahrhunderts. Eine Vertonung desselben Textes über die „Vornehmen Jungfrauen“ findet sich im Codex Las Huelgas, einem Notenmanuskript aus der Zeit um 1300 aus dem spanischen Frauenkloster Las Huelgas. Hören Sie noch einmal die Sängerinnen von Peregrina. Musik: Virgines egregie Autor: Das Ensemble Peregrina sang die mittelalterliche Sequenz über die „Keuschen Jungfrauen“ aus dem Codex Las Huelgas. „Verschleierte Sehnsüchte“ – so nannte Ensembleleiterin Agnieszka Budzinski-Bennett das Konzertprogramm, das bei den diesjährigen Tagen Alter Musik in Regensburg zu hören war. Der Schleier steht dabei nicht nur für das Kleidungsstück sondern auch als Symbol: O-Ton Agniezska Budzinski: „Man beginnt zu überlegen, was da so verschleiert war außer dem wörtlichen Schleier. Aber einfach alles, was dahinten passiert, worauf wir nicht so einen Blick werfen konnten oder auch die Leute damals im Mittelalter nicht so ganz gewusst haben. Also alles was innen in diesen Frauenseelen und Körpern passiert ist, aber auch die Gedanken und Wünsche und Sehnsüchte, auch Ängste. (…)“ Autor: Ihr Konzertprogramm gliederte Agnieszka Budzinski-Bennett in vier Abschnitte, die verschiedene Aspekte des klösterlichen Lebenszyklus thematisierten. O-Ton Agniezska Budzinski: „Im ersten wollte ich diesen Aspekt von Keuschheit betonen als ein gewähltes Glück; etwas, womit die Nonnen glücklich waren und ihren himmlischen Bräutigam über alles lieben und das ist eben kein Zwang sondern das ist eine klare Wahl, für viele auch wirklich glücklicheres Leben als mit einem Ehemann. Das zweite, habe ich das temptatio genannt, also die Versuchung. Es geht natürlich um ein Treffen, vor allem zwischen einer Nonne und einem Mönch – wo natürlich diese Versuchung von beiden Seiten kommen kann. Da hab ich zwei Texte gefunden, die leider ohne Musik überliefert sind. Die haben wir uns erlaubt zu vertonen, weil die waren einfach viel zu gut, um die nicht zu präsentie- ren. Einerseits ein Kleriker versucht eine Nonne zu verführen. Aber es gibt auch einen Text wo eine Nonne ist sehr desperat einen Partner zu finden und ist ziemlich deutlich in ihrer Sprache und in ihren Wünschen, die sie in diesem Text ausdrückt.“

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