Tage Alter Musik – Almanach 2012

Tranquillo kümmert sich nicht um die Freizügigkeiten, die seine Gattin Metilde mit anderen Män- nern hat. Vielmehr ist er Philosoph und Bücherwurm und sieht das Ganze mit einer Gelassenheit, die wiederum seine Gattin auf die Pal- me treibt. Natürlich ist zum Schluss alles halb so schlimm und das Ehepaar findet in neu aufblü- hender Liebe zueinander. Das ist im Wesentlichen der In- halt der 1782 uraufgeführten Oper „Il Marito Indolente“ aus der Fe- der des Königlich Sächsischen Ka- pellmeisters Joseph Schuster. Zu seinem200. Todestag widmete sich das Ensemble „La Ciaccona“ nun bei den 28. Regensburger „Tagen Alter Musik“ dieser Oper. Das Werk trägt unerkennbar die Züge seiner Zeit. Manchmal, wie in der Ouvertüre, wirken die Strukturen aber doch etwas arg standardisiert und wie aus einem Lehrbuch ge- schrieben. Da muss man sich in Bezug auf die Regie schon etwas einfallen las- sen, um mit diesem dreistündigen Spektakel das Publikum nicht zu langweilen. Regisseur Dominik Wilgenbus meisterte diese Heraus- forderung mit Bravour, in dem er mit minimalistischem Aufwand große Wirkung erzielte. Die Raffi- nesse der Inszenierung zeigte sich in einem Feuerwerk an komödian- tischen und originellen Details. Manchmal waren es winzige Ges- Die Gattin geht fremd? Soll sie doch! ten, die im Stile einer Commedia dell’ arte begeisterten und amüsier- ten. Die ausschließlich in Weiß ge- haltenen, ans späte 18. Jahrhun- dert angelehnten Kostüme von Katja Melle sowie die minimalis- tisch mit einem Stuhl, einem Po- dest und bis zu Hunderten von Bü- chern gestaltete Bühne von Peter Engl boten ein hervorragend pas- sendes Ambiente und ermöglich- ten dem Kammerorchester sogar noch auf der Bühne zu spielen. Die Oper „Il Marito Indolente“ des Sächsischen Kapellmeisters Joseph Schuster bei den Tagen Alter Musik in Regensburg Thomas Stimmel als Tranquillo, Constanze Backes als Metilde, Andreas Post als Graf Belsospiri und der Altus Thomas Lichten- ecker als Leutnant überzeugten schauspielerisch und gesanglich bis in die Koloraturen. Aber auch alle anderen Beteiligten, inklusive demdurchwegs in nachvollziehba- ren Tempi agierenden Orchester unter der Leitung von Jörg Straube trugen zum gelungenen Abend im gut gefüllten Regensburger Thea- ter imVelodrom bei. Stefan Rimek La Ciaccona im Velodrom

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