Tage Alter Musik – Almanach 2013

Bayerischer Rundfunk BR-Klassik „Tafel-Confect”, 20. Mai 2013 Autor: Thorsten Preuß Aus dem Studio Franken begrüßt Sie Thorsten Preuß heute zu einer Sondersendung mit brandneuen Aufnahmen von den Tagen Alter Musik, die derzeit in Regensburg stattfinden. Musik: Les haulz et les bas Guillaume Dufay: Gloria ad modum tubae Ein Paar Schalmeien, ein Paar Pauken und zwei mannshohe Trompeten, die wie Lanzen in den nächtlichen Kirchenhimmel ragen – das ist das Ensemble Les haulz et les bas , mit einer spektakulären Show vergangenen Samstag zu Gast in der Regensburger Minoritenkirche, hier mit dem „Gloria ad modum tubae“ von Guillaume Dufay. Was Bayreuth für die Wagnerianer ist und Cannes für die Cineasten, das ist Regensburg für die Alte-Musik-Fans. Jedes Jahr an Pfingsten wird die Domstadt zum Mekka der Historischen Aufführungspraxis. Dann pilgern die Scharen zu den geschichtsträchtigen Sälen und mittelalterlichen Kirchen, um die neuesten Trends der Alten Musik live zu erleben. Die beiden Festivalgründer, Stephan Schmid und Ludwig Hartmann, leiten die Tage Alter Musik seit fast 30 Jahren – und zwar, auch das ist einmalig, komplett ehrenamtlich. Musik: Cappella Artemisia & Orchestra Barocca di Bologna Baldassare Galuppi: Oratorium „Jahel“ Silvia Vajente und das Orchestra Barocca di Bologna unter Paolo Faldi mit einer Rarität: dem Oratorium „Jahel“, einer eigentlich ziemlich blutrünstigen Geschichte aus dem Alten Testament, aber in liebliche Melodien gekleidet von Baldassare Galuppi. Es gibt immer etwas zu ent- decken bei den Tagen Alter Musik Regensburg: Nicht nur bekannte Namen, sondern auch Newcomer, die oft zum ersten Mal in Deutschland auftreten. In diesem Jahr zum Beispiel aus den USA die Cappella Romana – ein achtköpfiges Vokalensemble, das sich auf mittelalterliche byzantinische Musik spezialisiert hat. Unter der Leitung von Alexander Lingas präsentierte die Gruppe am Freitag ein exotisches, archaisch klingendes Programm: orthodoxe Kirchenmusik aus dem Orient, aufgezeichnet im Katharinenkloster auf dem Berg Sinai. O-Ton: Alexander Lingas Das Katharinenkloster auf dem Berg Sinai wurde [im 6. Jahrhundert] durch Kaiser Justinian gegründet und wird seither ununterbrochen genutzt. Nach der islamischen Eroberung stand es unter dem besonderen Schutz des Propheten Mohammed, es gibt sogar einen Schutzbrief von ihm. Im Lauf der Jahrhunderte haben sich dort viele Notenschätze angesammelt. Die Musik nun, die wir vorstellen, ist eine Mischung, wie sie typisch für die spätbyzantinische Zeit ist, also für das 14. und 15. Jahrhundert, als die klösterlichen und kirchlichen Traditionen von Jerusalem und Konstantinopel eine Synthese eingegangen waren. Musik: Cappella Romana Prosomoion Psalm 103 „Lobe den Herrn, meine Seele“ – ein Psalm aus der Liturgie zum Fest der Heiligen Katharina. Die Musik aus dem Katharinenkloster am Fuße des Berges Sinai kann auch hochexpressiv klingen – wie im liturgischen Drama von den drei Jünglingen im Feuerofen. Dort wird erzählt, wie ein Engel hinabsteigt in die Feuerhölle und die drei Jünglinge schützt – ein Wunder, das besondere Ausdrucksmittel verlangt: ekstatische Melodik, Wiederholungen, Steigerungen. Musik: Cappella Romana Die drei Jünglinge im Feuerofen Musik vom Berg Sinai aus dem 15. Jahrhundert – ein Mitschnitt vom vergangenen Freitag mit der Cappella Romana bei den Tagen Alter Musik Regensburg. Die Geigerin Amandine Beyer . Gleich zweimal war sie zu hören, heute vormittag mit Bach-Solosonaten, gestern mit ihrem Ensemble Gli Incogniti und Suiten des Londoner Barockkomponisten Nicola Matteis. Ein grandioser Höhepunkt des Festivals. Musik: Gli Incogniti Matteis: Suite a-Moll

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