Tage Alter Musik – Almanach 2013

„Cappella Artemisia“ nahmen es ins Tournee-Programm. Das ist schon musikalische Klassik, entstanden im Jahr der Uraufführung von Mozarts „Mitridate“ und im Gestus vergleichbar. Galuppi sparte nicht mit Dramatik und ließ auch im geistlichen Zusammenhang die Emotionen hochgehen. Gut zweieinhalb Stunden Musik, äußerst charmante Klänge der Bläser und Streicher im Orchester und Futter für dra- mafeste Solistinnen. Diesen Anspruch konnten die sechs Sängerinnen der Cappella Artemisia leider nicht zufriedenstellend einlösen, und so hatte die Aufführung etwas vom guten Willen einer Studentenproduktion. Die Begegnung mit dem Stück war das Konzert jedenfalls wert. Nachtkonzerte diesmal anders Die besuchten Nachtkonzerte hatten in diesem Jahr nicht die tiefe spirituelle Qualität aus der Verbindung von vollkommener Musik mit idea- ler Architektur wie in den vergangenen Jahren. Wo „Les haulz“ zu laut waren, da war das Ensemble Syntagma aus Frankreich zu leise. In der akustisch herausfordernden Umgebung der weitläufigen Dominikanerkirche drangen die beiden Sänger und fünf Instrumentalisten mit dem barocken Arrangement einer Messe von Johannes Ockeghem (1425-1495) nicht durch. Die sicher interessante Einrichtung für Sopran, Counter-Tenor, Blockflöte, Bassgambe, Organetto (ein winziges Positiv) und Erzlaute war sicher für eine barocke Kapelle oder ein anderes intimes Setting gedacht – hier hätte das Original seinen Platz gehabt und die richtige Wirkung gezeigt. Andererseits Respekt vor der Kenntnis und dem Mut der Veranstalter, diese Version aufgetrieben und sie präsentiert zu haben. Regensburg spendet Energie, Guttenberg bekommt das Geld Auch für diese Saison fällt deshalb die Bilanz wieder positiv aus. Das Regensburger Festival ist so reizvoll, weil es eben nicht die sichere Bank ist, sondern ein Ort, an dem auch etwas ausprobiert wird. Immer sind es Musikerinnen und Musiker, die ihre Sache individuell, mit größter Überzeugung und Hingabe machen und deshalb auch eigene Wege gehen. Es werden Möglichkeiten zur Diskussion gestellt, und das ist das Entscheidende, weil es die Sache lebendig hält. Da kann etwas einmal mehr, einmal weniger gefallen – auf jeden Fall gibt es reichlich Stoff, sich darüber Gedanken zu machen und diese mit Freunden und Gleichgesinnten zum Teil heftig zu diskutieren. Das wirkt lange nach und spen- det, wie es ein Kollege im vergangenen Jahr sagte, für den Rest des Jahres Energie. Man geht nicht unberührt aus Regensburg davon und behält so vieles noch lange und deutlich in Erinnerung. Selbstverständlich auch die Stadt, ein Juwel unter Deutschlands historischen Städten und ein- zigartig in seiner geschlossenen Architekturlandschaft. Das möge auch den Veranstaltern als Ermutigung dienen und als Bestätigung, dass ihr Konzept ankommt, weil es so wichtig und besonders ist. Denn so regen Zuspruch sie bei ihrem Publikum und den Künstlern finden, so marginal werden sie von den zuständigen Kulturpolitikern wahrgenommen. Der jährliche Zuschuss des Freistaates Bayern sei gerade von 10.000 auf 12.000 Euro erhöht worden, wurde berichtet. An knappen Kassen kann solche Knausrigkeit nicht liegen. Als Ausgleich für ausgefallene Sponsorengelder der Deutschen Bank wurden den Herrenchiemsee Festspielen vom Freistaat gerade 1,6 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre zugesagt. Gli Incogniti im Reichssaal

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