Tage Alter Musik – Almanach 2013

Domspatzen vor Beginn des Eröffnungskonzerts in der Basilika St. Emmeram REGENSBURG. Hat da jemand ganz leise „Juhu“ gerufen? Es ist jedenfalls keine Unmutsbezeugung, die da aus den jün- geren Reihen der Domspatzen zu ver- nehmen ist, als Roland Büchner den Satz ankündigt, der nun ansteht. Das Ehrfurcht gebietende „Confutatis“, das die Männer mit markanter Wucht her- ausschleudern und in den Oberstim- men das flehende „Voca me“ auslöst, hat es den Buben offenbar angetan und der Wolfgangssaal erbebt unter der Intensität von Mozarts Totenmes- se. Auch für Dorothee Mields ist dies ein Schlüsselmoment des Stücks. „Mit Knabenstimmen ist das ein Traum“, schwärmt die Sopranistin. Vom Bahn- hof ins Taxi und von dort direkt in die- sen Klang hineingefallen sei sie: „Das haut mich wirklich um, auch im Ver- gleichmit anderen Knabenchören.“ Eine wunderbare Zeit in Regensburg Für die in Bremen und Stuttgart ausge- bildete Sängerin ist es die zweite Zu- sammenarbeit mit dem Domchor; Re- gensburg kennt sie aber vor allem aus der Phase, als sie das Vokalensemble Singer Pur komplettierte. „Das war ei- ne wunderbare Zeit und ein tolles Ar- beiten mit den Jungs. Regensburg ha- be ich immer geliebt, vor allem das Es- sen!“ In kleineren chorischen Besetzun- gen, etwa dem Amsterdamer Gesualdo Consort, singt die renommierte, auf zahllosen CD-Veröffentlichungen ver- tretene Sängerin nach wie vor ab und zu. „Ich hatte immer Bedenken, mich zu sehr festzulegen.“ Dazu passen ihre regelmäßigen Ausflüge in die Welt der zeitgenössischen Musik. In ihrer Ta- sche liegen die Noten für Gérard Grise- ys „Quatre chants pour franchir le seu- il“, die sie bald in Nürnberg aufführen wird. „Das ist richtig schwer, aber gleichzeitig sehr gesund für die Stim- me, für das Hirn, für das Gemüt. Es tut schon gut, immer wieder aus dem ei- genen Topf herauszugucken.“ Eben ist in der Probe das wunderba- re „Recordare“ verklungen. Das Solis- tenquartett – neben Dorothee Mields singen Dorothée Rabsch, Robert Buck- land und Joel Frederiksen – schwingt sich ganz selbstverständlich aufeinan- der ein. „In der Alten Musik ist es grundgegeben, dass wir immer ensem- blefähig singen“, antwortet die Sopra- nistin auf die Frage nach dem Um- schalten von der solistischen Haltung ins Ensemble: „Die Stimme muss ich nicht groß umstellen, ich höre mich ein, beobachte, was die Kollegen ma- chen, höre auf die Harmonien, die sich ergeben, so macht man es ja auch mit demOrchester.“ Eingespielte Zusammenarbeit Das heißt hier einmal mehr Concerto Köln, die Zusammenarbeit mit Roland Büchner und den Domspatzen ist eine hörbar eingespielte. Kleine Abstim- mungen mit Konzertmeister Markus Hoffmann, Feinheiten der Satzschlüs- se – viel mehr ist da nicht zu justieren. Alles Weitere, vor allem die Balance im Zusammenspiel mit den Solisten, müssen die Proben in der Basilika St. Emmeram zeigen. Dort eröffnen Con- certo Köln am Freitag Abend, nach ei- nem ersten Konzert am heutigen Don- nerstag, die Tage Alter Musik mit Beet- hovens erster Symphonie, bevor dann Mozarts Requiem erklingt. Ob Dorothee Mields das nach Mo- zarts Tod von seinem Schüler Franz Xaver Süßmayr komplettierte, legen- denumwobene Werk auch schon in neueren Fassungen gesungen hat? Die Sängerin grübelt. Wenn ja, scheinen sie nicht so eindrücklich gewesen zu sein. „Man kennt die traditionelle Ver- sion eben von Kindesbeinen an und es steckt auch in Süßmayrs Vervollstän- digung sicher viel Mozart drin.“ Einen echten Bruch spürt sie bei den Auffüh- rungen nicht. „Ich denke schon, dass es sich rundet.“ Sie und die Domspatzen werden je- denfalls das Ihre dazu tun, wobei Ro- land Büchner seinen Mannen noch ei- ne Bitte mit in den Feierabend gibt: „Schaut’s im Konzert nicht so traurig. Sonst wird’s auch gleich zu tief.“ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON JUAN MARTIN KOCH, MZ MUSIK Sopranistin Dorothee Mields singt mit den Dom- spatzen zwei Konzerte, dar- unter eines zur Eröffnung der Tage Alter Musik. „Mit Knabenstimmen ist das ein Traum“ Dorothee Mields und Roland Büchner bei den Proben Foto: Koch ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● DAS PROGRAMM ➤ Bei den Konzerten stehen um 20 Uhr in St. EmmeramMozarts Requiem d- Moll KV 626 sowie Beethovens 1. Sym- phonie C-Dur op. 21 auf dem Programm. ➤ Es singen die Regensburger Dom- spatzen. Neben dem Concerto Köln wir- ken mit: Sopranistin Dorothee Mields, Altistin Dorothée Rabsch, Tenor Robert Buckland und Bassist Joel Frederiksen. ➤ Für das Konzert am Donnerstag gibt es noch Karten an der Abendkasse, das Eröffnungskonzert am Freitag wird von BR-Klassik live übertragen.

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