Tage Alter Musik – Almanach 2013

Bayerischer Rundfunk BR-Klassik „Allegro”, 21. Mai 2013 Autorin: Ilona Hanning Über Pfingsten fahren viele Familien in den Urlaub, nicht aber die Jungs von den Regensburger Domspatzen. Für sie ist Pfingsten ein wahrer Konzertmarathon, denn sie singen nicht nur die Pfingstgottesdienste, sondern jedes Jahr auch beim Eröffnungskonzert der Tage Alter Musik in Regensburg mit. O-Ton: Jakob Feuerer Das Dies Irae, das mag ich besonders, weil es so richtig an die Substanz geht, da kann man so richtig forte singen, und des ist einfach total wild. Man kann fast sagen, das ist der Hardrock dieser Zeit gewesen… schwärmt der 14-jährige Domspatz Jakob Feuerer. Mit Mozarts Requiem und der ersten Sinfonie von Beethoven begannen die Tage Alter Musik Regensburg. 13 Konzerte mit interessanten Programmen folg- ten: z. B. mit alten byzantinischen Gesängen oder Musik, die man im 17. und 18. Jahrhundert zum Fest der Heiligen Jungfrau von Guadalupe in Mexiko gesungen und gespielt hat, oder auch das geistliche Oratorium „Jahel“ von Baldassare Galuppi. Interessante Konzerte, die aber lei- der nicht auf dem Niveau musiziert wurden, das man normalerweise von den Tagen Alter Musik in Regensburg gewohnt ist. Da reihte sich leider auch das renommierte belgische Ensemble Il Gardellino ein, ihr Konzertabend mit Solo-Konzerten von Johann Friedrich Fasch war eine unerwartete Enttäuschung. Höhepunkte und imposante Konzerterlebnisse gab es aber auch in Regensburg. Zum Beispiel das Konzert mit Les haulz et les bas. Sie haben sich auf mittelalterliche Musik der Alta Capella, also laute Blasinstrumente spe- zialisiert und Musik von Dufay bis hin zu traditionell türkischer Musik ausgesucht, gespielt auf Schalmeien, Dudelsäcken, verschiedenen Schlaginstrumenten und Businen, besonderen Trompeten. Keine ungewöhnliche Kombination, erklärt Gesine Bänfer O-Ton: Gesine Bänfer Wir gucken uns die Bilder an aus der Zeit und dann nehmen wir Musik aus der Zeit und probieren, ob das klingt, und wir finden, das klingt ganz toll. Eine große Quelle, muss ich sagen, sind auch Youtube-Filme, also man kann sich Hochzeiten angucken in Georgien und Aserbaidschan und da sind diese langen geraden Trompeten. Sie werden häufig noch für so rituelle Zeremonien verwendet, von daher haben die Trompeter das auch kopiert, dass die sich so drehen im Kreis, das sieht man dort sehr häufig..und ganz ganz häufig mit dreierlei Arten von Trommeln dabei. Das was heute noch lebendig geblieben ist, wenn man das alles zusammenfügt, ergibt sich eigentlich ein Klang, von dem wir natürlich nicht wissen, ob er authentisch ist, der aber irgendwie überzeugt. Musik: Les haulz et les bas Neben „Les haulz et les bas“ beeindruckte auch die „Accademia del Piacere“, die spanische Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert spielte und mit ihren feinen Arrangements und ihrer Verzierungskunst begeisterte. Voller Spielfreude war auch die französische Geigerin Amandine Beyer. Sie spielte gleich zweimal in Regensburg: zum einen ein Soloprogramm mit Werken von Bach und Pisendel und ein englisches Programm mit ihrem Ensemble Gli Incogniti. Musik: Gli Incogni: Adagio aus der Suite a-Moll von Matteis O-Ton: Amandine Beyer Das ist diese „false consonance“ of Music, das ist eine Sache, die für ihn stimmt als Klang, als Affekt, aber auf dem Papier nicht stimmt, des- wegen sind sie falsch, so falsche Konsonanten, das ist vergleichbar mit den blue notes im Jazz… Nicht nur diese musikalischen Eigenheiten von Matteis, sondern auch die von Henry Purcell arbeiteten die Musiker von Gli Incogniti heraus. Ihre Interpretationen sind in sich schlüssig, berührend in den langsamen Sätzen, spritzig und musikantisch die Tanzsätze. Faszinierend, mit welcher Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit sie auf technisch so hohem Niveau zusammenspielen. Ein intensives Konzerterlebnis, das noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Musik: Gli Incogni: Schlusssatz aus der Suite a-Moll von Matteis Während der Festspielzeit auf BR-Klassik werden einige Konzerte von den TAM Regensburg Ende Juni und Juli auf BR-Klassik gesendet. Genaue Termine finden Sie dann auf unserer website br-klassik.de .

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