Tage Alter Musik – Almanach 2013

Bayerischer Rundfunk BR-Klassik „Jazz und mehr“ (Ausschnitte) , 21. September 2013 Moderation & Autor: Roland Spiegel Mit Musik von Robert Crumb, Gli Incogniti, Les haulz et les bas, Neil Young und anderen. Jazz, Folk und anderes treffen auf Inspirationen von den Tagen Alter Musik in Regensburg. Musik Herrliche Musik, nicht wahr? Oldtime-Sound mit Selbst-Ironie. Das waren Robert Crumb and his cheap suit serenaders mit „Alabama Jubilee“. Mein Name ist Roland Spiegel, herzlich willkommen zu dieser Ausgabe von „Jazz und mehr“. Zu den eben gehörten Musikern – und vor allem einem von ihnen – gibt es später noch einige weitere Informationen, und noch einmal ein Stück von der betreffenden CD, viel- leicht sogar eines mit singender Säge, mal sehen. Davor ganz andere Musik, aber eben auch mit einem gewissen Old-time-touch, jedoch nicht nur. In dieser ersten „Jazz und mehr“-Sendung nach der Sommerpause greife ich, wie in den letzten Jahren immer, auf Musik zurück, die in Aufnahmen des Bayerischen Rundfunks auch in den Sondersendungen des Sommers eine Rolle gespielt haben: Klänge, die man bei den Tagen Alter Musik in Regensburg entdecken konnte. Jazz und Alte Musik haben ja eine wichtige Gemeinsamkeit: In beiden spielt Improvisation eine bedeutende Rolle, wenn auch Improvisation auf unterschiedliche Art. Und ich finde, Alte Musik, ob nun aus dem Barock, der Renaissance oder noch älter, harmoniert ganz gut mit Improvisationsmusik des 20. Jahrhunderts. Falls Sie sowieso beides mögen, hier gleich der Hinweis: Merken Sie sich Pfingsten vor, dann fin- det die nächste Ausgabe eines der schönsten Festivals, die ich kenne, statt, eben der Tage Alter Musik in Regensburg. Da sollte man frühzei- tig planen, denn die Konzerte sind manchmal sehr schnell ausverkauft. Und die Hotels ausgebucht. Hier Musik von einem Ensemble, das die- ses Jahr in Regensburg mit von der Partie war. Das Ensemble, geleitet von der hervorragenden französischen Geigerin Amandine Beyer, nennt sich „Gli Incogniti“, die Unbekannten – und das bezieht sich nicht zuletzt auf das Repertoire dieses Ensembles, das immer wieder bisher unveröffentlichte Stücke aufgreift. Hier hören Sie sie mit dem ersten Satz eines hier zum allerersten Mal aufgenommenen Violinkonzerts Antonio Vivaldis. Danach ganz andere Musik, auch sehr lebendig und sehr jazzig. Musik Das Trio des Gitarristen Robin Nolan mit einem Stück von den Beatles: “And I love her”. Der in Amsterdam lebende Robin Nolan gehört zu den besten heutigen Gypsy-Swing-Gitarristen, also denjenigen Musikern, die den Stil des Jahrhundertmusikers Django Reinhardt pflegen. Davor das Ensemble Gli Incogniti mit dem ersten Satz des Violinkonzerts Ryom-Verzeichnis 194 von Antonio Vivaldi. „Gli Incogniti“ spielten dieses Jahr auch in Regensburg bei den Tagen Alter Musik. 2010 hatte dieses Ensemble seine Premiere bei diesem Festival gefeiert – und zwar eben mit Vivaldi. Diesmal gehörten sie wieder zum Programm, allerdings mit anderen Stücken, und die Geigerin Amandine Beyer, die dieses Ensemble 2006 gegründet hat, war zusätzlich mit Sonaten und Partiten von Bach zu erleben – in einem beson- ders hinreißenden Auftritt. Ich hatte es anfangs gesagt: Einige Ensembles, die ich im diesjährigen Programm der Tage Alter Musik besonders inspirierend fand, hören Sie in dieser Sendung mit Musik von CDs. Ich konnte mich wieder zwei Tage lang bei diesem viertägigen Festival umhören, erwischte dabei auch zwei Konzerte, die überhaupt nicht das gewohnte Niveau dieser Veranstaltung einlösten, unter anderem von der hier merkwürdig indisponiert wirkenden Gruppe kanadischen Gruppe „Four Centuries of Bach“ – und doch gibt es für mich nur wenige Festivals, die vergleichbar span- nende und stimmige Musikerlebnisse bieten. Regensburg verfügt über eine unglaubliche Vielfalt besonders schöner historischer Spielstätten – und dort wirkt die Musik, die die kreativen Maniacs vom dortigen Veranstaltungsteam zusammenstellen, so, als sei sie genau für diese Orte einst geschrieben worden. Kleine Zeitreisen kann man da also unternehmen. Und trotzdem wirkt die Musik außerordentlich zeitgemäß. Denn die meisten Interpreten, die dort zu hören sind, sind keine musealen Bewahrer, sondern lebendige Neuschöpfer dieser Musik. Dazu gehörten diesmal zum Beispiel der Gambist Fahmi Alqhai und seine „Addacemia del piacere“. Alqhai ist Sohn eines Syrers und einer Palästinenserin und stammt aus Sevilla. Er arbeitet unter anderem mit dem Cembalisten Alberto Martínez Molina und dem Percussionisten Pedro Estevan zusammen, zwei sehr bekannten Interpreten der Alten Musik. Hören Sie hier zwei Stücke hintereinander. Zuerst ein gesunge- nes Stück, bei dem Sopranistin Raquel Andueza sich dem Ensemble hinzugesellt. Es ist eine Komposition des Portugiesen Manuel Machado aus dem frühen 17. Jahrhundert mit einem spanischen Text – und zwar deshalb mit einem spanischen Text, weil dieser Komponist die meiste Zeit in Spanien lebte. Das Lied heißt: „Dos estrellas le siguen“, zwei Sterne folgen ihr. Gemeint ist: die Sonne. Ihr folgen die Sterne und geben ihr Licht. Wollt ihr wetten, Señora Morena, dass es Eure Augen sind?, heißt es weiter im Text. Das Lied klingt in dieser Aufnahme fast wie ein moderner Folksong. Danach hören Sie Variationen über das Hirtenlied „Hüte mir die Kühe“ – im Originaltitel klingt das natürlich schö- ner: Diferencias sobre Guárdame las vacas. Musik Hier nun Musik mit sehr eigentümlichen Blasinstrumenten: Schalmei, Pommer, Dudelsack, Busine heißen die unter anderem. Das Ensemble,

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