Tage Alter Musik – Almanach 2014

Deutschlandfunk „Musikjournal“, 10. Juni 2014 Redaktion: Frank Kempfer Autor: Thomas Daun Fünf Jahre dauerte die Sanierung der Dreieinigkeitskirche in Regensburg – vor kurzem wurde die barocke Kirche neu geweiht. Am Wochenende fanden in dem großzügigen, lichtdurchfluteten Bau gleich drei der insgesamt siebzehn Konzerte des Festivals “Tage Alter Musik Regensburg” statt. So stellte die “Bande Montréal Baroque” Kompositionen von Johann Sebastian Bach vor. O-Ton: Eric Milnes „Ein Teil des Zaubers dieses Festivals liegt für uns in den Räumen, in denen man auftritt. Es ist für uns ein Traum, an solchen Orten spielen zu dürfen.“ Eric Milnes, Cembalist und Leiter des kanadischen Ensembles, ist begeistert vom historischen Ambiente der Stadt: eine prächtige Kulisse für die Tage Alter Musik. Seit 30 Jahren nutzt das Festival die mittelalterlichen Säle und Innenhöfe, die Kirchen aus Renaissance und Barock als Veranstaltungsorte. Klänge längst vergangener Epochen in historischen Räumen - nicht nur die vielen Festivalgäste von außerhalb, auch die treuen Musikliebhaber aus Regensburg selbst genießen das stimmige Konzept. O-Ton: Ehepaar „Es steht kein Star im Mittelpunkt, es steht kein Komponist im Mittelpunkt dieser Veranstaltung, sondern es ist wirklich die Musik. Und die Musik in möglichst authentischem Rahmen, Gebäuden, Räumen, Sälen. Das ist faszinierend. (…).“ Seit 1984 besucht das inzwischen ältere Regensburger Ehepaar regelmäßig die Tage Alter Musik… O-Ton: Ehepaar „Während man am Anfang Gruppen erlebt hat, die aus lauter Freude, dass sie mal öffentlich auftreten konnten, gar kein Ende fanden; sehr unter- schiedliche Auffassungen – auch die Qualität war sehr unterschiedlich – aber es war faszinierend durchaus, die verschiedenen Möglichkeiten, Themen anzugehen, Instrumente hat man selber gebastelt, das war interessant. Inzwischen ist mehr Standard.“ Alte Musik war in den achtziger Jahren zugleich “alternative Musik”. Man wollte weg von den Konventionen des klassischen Konzertbetriebs, sehnte sich nach frischen, unverbrauchten Klängen, nach spontaner statt perfekter Musik. Das hat sich längst geändert: Ludwig Hartmann, ehe- maliger Sänger bei den Regensburger Domspatzen, ist einer der Initiatoren der Tage Alter Musik. O-Ton: Ludwig Hartmann „Von den Ensembles her ist es natürlich unglaublich – wenn man den Zeitraum von 1984 bis heute betrachtet – wie sich die Szene verändert hat, wie lebendig die Szene immer noch ist und wie viele neue Impulse diese Szene bekommen hat von allen Seiten, auch länderübergreifend. Die Alte Musik hat ja mittlerweile auch an den Ausbildungsstätten, den Musikhochschulen einen gewissen Stellenwert bekommen. Da hat sich in den letz- ten 30 Jahren eine Menge getan. Das fällt schon auf bei der Qualität der Musiker, dass die extrem hoch ist, das muss man sagen. Das war vor 30 Jahren noch nicht so.“ Die Professionalisierung blieb nicht auf die Musik beschränkt: auch die Bühnendarstellung und Präsenz der Interpreten unterscheidet sich heute kaum oder gar nicht von der im klassischen Musikbetrieb. Auf frühen Fotos von den Tagen Alter Musik tragen die Interpreten Jeans und Sandalen, heute schwarze Konzertkleidung, meist mit Krawatte. Die Karten sind nicht gerade billig. Spontaner Kontakt zwischen Publikum und Künstlern ist eher selten. Die Leichtigkeit der Alten Musik, so scheint es, ist ein wenig verloren gegangen. Das liegt im Fall Regensburg vielleicht auch daran, dass das Festival keinen wirklichen Mittelpunkt hat – die historischen Räume liegen über die ganze Stadt verteilt. Nach den Konzerten verläuft sich das Publikum. Im historischen Salzstadel, einem Speichergebäude des 17. Jahrhunderts an der Steinernen Brücke über die Donau, ist während der Pfingsttage das Informationszentrum des Festivals untergebracht; außerdem beherbergt das Gebäude eine beeindruckende Ausstellung. Auf zwei Etagen und einer Fläche von mehr als 1000 qm präsentieren Instrumentenbauer ihre Rekonstruktionen historischer Musikinstrumente. Ein klingendes ABC von Altflöte über Barocklaute, Cembalo und Dudelsack bis hin zum Zink. O-Ton: Bert Dekker „Ich bin seit 1991 selbstständig, wir kommen seit 1993 hierher nach Regensburg; immer schönes Wetter. (..)“ Der holländische Gambenbauer Bert Dekker ist einer von etwa siebzig Instrumentenbauern, die bei den Tagen Alter Musik ihre historischen Modelle präsentieren. Die Ausstellung im Salzstadel bietet ihm Gelegenheit, Kollegen zu treffen, Interessenten seine Instrumente vorzuführen und vor allem: Kunden zu gewinnen… O-Ton: Bert Dekker „Ich hab sogar hier in Regensburg verkauft an eine der wichtigsten Gambenspielerinnen von Amerika. Die hatte hier ein Konzert – und das ist auch das Gute an diesem Festival: alle Leute kommen hierher, um Kontakte zu knüpfen. Viele professionelle Spieler, die hier auch Konzerte haben,

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